Bavaria gestärkt aus der Krise
Nach den vielbeachteten und erfolgreichen Premieren der neuen Modelle auf der boot Düsseldorf 2020, wendete sich das Blatt auch bei Bavaria im Frühjahr erstmal schlagartig, so Michael Müller: „Zum Beginn der Corona-Krise im Frühjahr war es erstmal von einem Tag auf den anderen wie abgeschnitten. Die Produktion lief bis Ende Juli noch ungehindert aus bestehenden Aufträgen, aber der Auftragseingang im April und Mai für das neue Geschäftsjahr ab August war praktisch null.“
Ein herber Schlag für die Werft, die nach der Insolvenz im Jahr 2018 erst im Jahr zuvor neue Modelle auf den Weg gebracht und zahlreiche Umstrukturierungen vorgenommen hatte. Darüber hinaus hatte der neue Eigentümer, der Finanzinvestor CPM, kräftig in die Produktion investiert, um Abläufe und Prozesse langfristig weiter zu optimieren.
Eine Entwicklung, auf die die Bavaria-Geschäftsleitung mit einer vorsichtigen Vorausplanung, Kostenreduzierungen in vielen Bereichen, Kurzarbeit, weiteren Prozesse zur Steigerung der Effizienz u.v.a. Maßnahmen in Vorschau auf ein unter dem Eindruck des Lockdowns erstmal erwartetes mageres Geschäftsjahr 2020/2021 reagierte.

Mit dem Auftragsboom im Sommer kam es aber anders. Zahlreiche Menschen entdeckten das Boot als einen sicheren Ort für sich und die Familie, auf dem sich ein unabhängiger, spannender und sicherer Urlaub auf den zahlreichen Binnen- und Seerevieren erleben lässt.
Ein Schwerpunkt der hohen Nachfrage nach Booten liegt dabei auf dem deutschen Markt, so Müller und erklärt: „ Es begann an den klassischen Wassersportrevieren im Norden an der Ostsee und im Süden am Bodensee, dann kamen die anderen Binnenreviere, einige Wochen später zog Holland nach, anschließend stieg die Nachfrage auch auf anderen Märkten.“ Der Bavaria-CEO freut sich: „Wir liegen derzeit mit den Auftragseingängen deutlich über Vorjahresniveau im Vergleich zum gleichen Zeitraum im letzten Jahr.“ Aber Müller ergänzt: „Aber wir stehen auch erst am Anfang unseres Geschäftsjahres und müssen die Situation fast täglich neu bewerten.“

Hinzu kam, dass Bavaria Yachts inmitten des seit Jahren eher stagnierenden Segelyacht-Marktes mit dem brandneuen Modell Bavaria C42 einen absoluten Volltreffer mit hohem Wiedererkennungswert gelandet hatte, der den Nerv von sowohl von erfahrenen Seglern und von Neueinsteigern traf. Der Erfolg des neuen Modells zog im Kielwasser die kleinere, ebenfalls neue Bavaria C38, von der sich die Baunummer 01 derzeit in der Endfertigung befindet, mit sich. Die Weltpremiere ist für boot 2021 in Düsseldorf geplant. Daneben verkaufte sich auch die bekannte und bewährte Bavaria Cruiser-Baureihe gut.

Aber auch der Motorbootmarkt zog weiter kräftig an. Zwar ging die neue Bavaria SR41 nach der Premiere auf der boot Düsseldorf nicht sofort in die Serienfertigung, sondern wurde in zahlreichen Details nochmal überarbeitet, um die Feedbacks der Händler und Boots-Interessenten einfließen zu lassen, dafür brannte die bewährte und bereits mehrfach modernisierte Baureihe der Bavaria-Sportcruiser von S29 bis S45 ein Verkaufsfeuerwerk ab, sodass auch hier die Produktionsstraßen in Giebelstadt ausgelastet sind. Zudem gelang das Finish der neuen Bavaria SR41 so gut, dass zahlreiche Händler die Yacht bereits für die nächste Saison geordert haben.

Ein weiterer Coup war die Übernahme des Konzeptes der Greenline Neo 33 durch die Bavaria Werft, die so den Markt der Außenborder-Boote und Daycruiser betreten will. Hier blieb es allerdings nicht bei einer bloßen Kopie eines fremden Konzepts unter neuem Namen, sondern wurde auf der Basis eines bestehenden Rumpfes ein neues Boot geschaffen. Baunummer 01 der neuen Bavaria Vida 33 ist im Wasser – einen Test lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben des MotorBoot-Magazins – Baunummer 02 ist in der Endfertigung. Auch hier wurden bereits mehrere Boote vorgeordert.

Müller erwartet allerdings auch, dass die derzeit hohe Nachfrage in absehbarer Zeit wieder auf ein normales Niveau sinkt, und gibt zu bedenken, dass viele Märkte wie z.B. Nord- und Südamerika noch sehr unsicher sind, was den Auftragseingang angeht. Trotzdem blickt er optimistisch, wenn auch vorsichtig nach vorne und prognostiziert: „Wir erwarten für das laufende Geschäftsjahr in Bezug auf die Aufträge insgesamt in etwa das Vorjahresniveau. Darüber hinaus werden sich auch die weiteren Optimierungen und Anpassungen, die wir unter dem Druck der Corona-Krise vorgenommen haben, auszahlen, sodass Bavaria Yachts nach langer Zeit wieder auf einem guten Weg ist, schwarze Zahlen zu schreiben.“