Erstes autonomes Binnenschiffsmodell geht in Betrieb

Noch dieses Jahr geht das weltweit erste vollständig autonom fahrende Binnenschiffsmodell in Betrieb. ELLA, so der Name des vom Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e. V. (DST) in Duisburg koordinierten Projektes, wird von Designer und Bootsbauer Uwe Feller in Wetter an der Ruhr ausgelegt, gebaut und zum Herbst 2022 betriebsfertig an seinen zukünftigen Einsatzort geliefert.

Das fast 15 Meter lange und batterieelektrisch betriebene Modell eines Binnenschiffes im Maßstab 1:6 ist voll funktionsfähig. Anders als vergleichbare bisherige Versuchsträger zur Automatisierung im Binnenschiffsverkehr ist ELLA in der Lage, zuverlässige Daten für die Manöverautomatisierung zu liefern, da es in Bezug auf Fahreigenschaften und Rumpfform einem realen Gütermotorschiff entspricht. Dazu gehören die Umwelterkennung, Bahnplanung und Bahnverfolgung unter ganzjährig realen Witterungsbedingungen. So gewonnene Erkenntnisse können auf industriell genutzte Binnenschiffe übertragen werden. Zu ELLAs selbstständig geplanten und durchgeführten Manövern sollen unter anderem das An- und Ablegen, Schleusendurchfahrten und Brückenpassagen gehören.

Uwe Feller hat mit seiner Firma FELLERdesign seit 2009 Erfahrung im Bereich Design, Auslegung und Bau von innovativen Booten und Spezialwasserfahrzeugen — sowohl in Eigenregie als auch im Auftrag von Forschungseinrichtungen und privaten Investoren. ELLA sieht er daher als logische Fortführung: „Elektrische Antriebe und autonomes Fahren auf dem und unter dem Wasser sind bei uns schon lange ein Thema. Von selbst entwickelten elektrischen Sportbooten bis zum U-Boot haben wir schon einiges gebaut.“

ELLA ist modular gebaut und verfügt über alle für Binnenschiffe notwendigen Steuerorgane und Bedienelemente. Diese werden an der Universität Duisburg-Essen vom Fachbereich Mechatronik entwickelt, während Uwe Feller den Modellbau übernimmt. Vorder- und Hinterschiff sind jeweils aus Glasfaserkunststoff (GFK) und ergänzen ein Mittelschiff aus Stahl, wobei jede Sektion einzeln schwimmfähig ist. Dazu kommt ein überdachter Steuerstand, ebenfalls aus GFK. Durch achtzehn separat befüllbare Ballasttanks wird das mitgenommene Gewicht an die Ladezustände angepasst.

Die Module des Rumpfs sind zusammengebaut.

ELLAs „Heimathafen“ wird der Schleusenpark Waltrop sein, der mit dem alten Schiffshebewerk Henrichenburg – heute LWL-Industriemuseum – demnächst nicht nur die Geschichte und die Gegenwart der Binnenschifffahrt repräsentiert, sondern mit ELLA auch die Brücke in die Zukunft schlagen wird.