Masterplan Freizeitschifffahrt vorgestellt
Großes Deutsches Wasserstraßennetz
In Deutschland gibt es ein umfangreiches Netz an Bundeswasserstraßen. Während Nord-Ostsee-Kanal, Elbe, Donau oder Rhein in erster Linie dem Güterverkehr dienen, steht bei einem Gros der Binnenwasserstraßen die Freizeitnutzung im Vordergrund. Das Potenzial ist groß: Insgesamt summieren sich die Binnenwasserstraßen auf rund 7.300 Kilometer Länge – das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Berlin und Peking. Hinzu kommen weitverzweigte Nebenflüsse und unzählige Seen. Die Zahl der Freizeitboote steigt seit Jahren kontinuierlich.
Der Masterplan Freizeitschifffahrt soll Freizeitbedürfnisse und Ökologie miteinander verzahnen, um die Wasserwege mit modernen Konzepten noch attraktiver und nachhaltiger zu machen. Grundlage ist ein intensiver Dialog zwischen Bund, Ländern, Kommunen, Verbänden und Unternehmen, der im März 2020 mit einer Regionalkonferenz in Oranienburg startete. Vorausgegangen war der Masterplan Binnenschifffahrt aus dem Jahr 2019, der den Fokus auf die Berufsschifffahrt gelegt hatte.
Arbeit der Verbände war erfolgreich
Dem Plan war ein jahrelanges Ringen um die Finanzierbarkeit und die konkrete Umsetzung auch in Verbindung mit der WSV-Reform vorangegangen. Insbesondere die Verbände, ganz vorne der Deutsche Motoryachtverband, haben intensiv an den Beratungen teilgenommen und durch konstruktive Mitarbeit bewirken können, dass der Freizeitschifffahrt eine hohe Priorität beigemessen wird.
Die Arbeit und die Argumente der Verbände haben so dazu beigetragen auch in der Wahrnehmung von Behörden und Politik die Einsicht in die Bedeutung der Freizeitschifffahrt für erholungssuchende Bürger, den Tourismus, die an den Wasserstraßen ansässigen Vereine und die maritime Wirtschaft u.v.a. zu verankern, und zu einem Paradigmenwechsel der ursprünglich vordringlich auf Einsparungen und Renaturierung ausgelegten Maßnahmen zu führen.
Minister Scheuer betonte: „Ob Segelboot, Motorboot oder Hausboot – wer auf dem Wasser unterwegs ist, erlebt Freiheit, Natur und Lebensfreude pur. Die Corona-Pandemie und ein neues Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit haben einen regelrechten Boom beim Wassersport ausgelöst. Deutschlands Ausgangslage ist dafür aber auch spitze: Im Gebiet um Müritz, Havel und Spree liegt das größte zusammenhängende Wassersportrevier Europas. Mit dem Masterplan Freizeitschifffahrt bauen wir die Infrastruktur weiter aus und bringen Freizeit und Ökologie noch besser in Einklang. Davon wird das gesamte System Wasserstraße profitieren – damit auch nachfolgende Generationen am, mit und auf dem Wasser leben können.“
boot-Project Director Petros Michelidakis begrüßt Masterplan
Die Maßnahmen des Masterplans Freizeitschifffahrt wurde von boot-Düsseldorf Project Director Petros Michelidakis in der an die Pressekonferenz anschließenden Podiumsdiskussion ausdrücklich begrüßt. Laut Michelidakis sind starke Zuwächse im Bootsbau über die letzten fünf Jahre zu verzeichnen. Michelidakis verwies zudem auf notwendige Investitionen in Bezug auf die Infrastruktur und die Notwendigkeit der Anpassungen für eine nachhaltige Ausrichtungen. Einer Umfrage zufolge ist die Nachhaltigkeit im Bereich des Bootsbaus und der Antriebe einer der wichtigsten Faktoren im Bootsbau. Der boot-Director verweist zudem auf die Wichtigkeit des Wassersports und seiner Vielfalt für den Tourismus. So sei die Zahl der Charterboote im Laufe der letzten fünf Jahre um 25 Prozent von ca. 60.000 auf ca. 75.000 gestiegen. In diesem Zusammenhang erwartet Michelidakis auch eine staatliche Förderung des Wassertourismus.
“Es ist der richtige und notwendige Zeitpunkt für die Umsetzung des Masterplans Freizeitschifffahrt. Eine nachhaltige Modernisierung und Investitionen in eine bessere Infrastruktur für den Wassersport sind extrem wichtig, unter anderem auch um strukturschwache Regionen, die am Wasser liegen, zu stärken…” so Michelidakis und fährt fort: “Dabei muss es auch um eine Kombination zwischen dem Küstentourismus und allgemeinen touristischen Interessen gehen. Auf der kommenden boot werden wir diesen Regionen eine Plattform bieten und die künftigen Urlaubsmöglichkeiten am und auf dem Wasser präsentieren. Ich denke der Boots- und Wassersport hat eine sehr positive Zukunft, deshalb begrüße ich die, von Minister Scheuer vorgestellten, Maßnahmen im neuen Masterplan.“
BVWW Präsident Marx betont Wirtschaftsfaktor Freizeitschifffahrt
BVWW-Präsident Robert Marx betonte auch den wirtschaftlichen Faktor der Freizeitschifffahrt. Mit über 4000 Unternehmen und mehr als 20.000 Mitarbeitern in Deutschland stünde eine qualifizierte Besatzung bereit, um die Bedürfnisse von den Crews von über 460.000 Sportbooten zu erfüllen. “
Die Menschen haben in den vergangenen 1 ½ Jahren die schönen Wasser-Seiten Deutschlands kennen- und lieben gelernt. Wassersportreviere an Nord- und Ostsee, dem Rhein oder dem Bodensee sind extrem beliebt. Um diese schönen Ecken ungetrübt erleben zu können, sind die Investitionen in Schleusen und Marinas unabdingbar. Denn wir wollen doch den Ball weiter in der Luft halten, das heißt den Menschen ihre Begeisterung für den Wassersport in Deutschland erhalten. Dabei sehe ich auch, dass die Bootssportler nicht mehr nur Bootseigner, sondern verstärkt Charterer sind, um die Vielfalt der Wasserstraßen und Seen kennenzulernen. Dabei leistet die boot Düsseldorf jedes Jahr im Januar mit ihrem vielfältigen Angebot an Booten, Urlaubsdestinationen, Marinas und Vercharterern unserer Branche einen großen Dienst”, so Marx undbetonte, dass Wassersport kein Privileg für Reiche sei, sondern die Mehrzahl der Boote und Wassersportgeräte für normale Haushalte leistbar sei, Zudem verwies Marx darauf, dass der Bootstourismus durch die Corona-Krise enormen Aufwind bekommen habe. Auf diese Steigerung der Popularität müsse man jetzt mit verbesserten und erweiterten Angeboten reagieren.
Beispiele der Umsetzung
Die Maßnahmen des Masterplans Freizeitschifffahrt sind in fünf Handlungsfelder unterteilt: Infrastruktur, Schifffahrt, Digitalisierung, Umwelt sowie Kommunikation und Kooperation.
Einige Beispiele:
- Optimierte Vernetzung der bestehenden digitalen Verfahren und IT-Systeme.
- Digitalisierung des Schleusenmanagements (z.B. Automatisierung von Schleusen, Anzeige der Wartezeiten für Nutzer).
- Instandsetzung vorhandener Infrastruktur mit Blick auf Nutzerbedürfnisse, etwa Haltegriffe oder Bootsumsetzungsanlagen an Schleusen.
- Ausbau von Anlege- und Liegestellen außerhalb des Wartebereichs von Schleusen.
- Mehr Kraftstoff- und Stromtankstellen sowie Versorgungs- und Entsorgungsstellen.
- Förderung eines umwelt- und klimafreundlichen Schiffsbetriebs z.B. durch Entwicklung und Einsatz alternativer Antriebe und Treibstoffe.
- Mehr Transparenz und Beteiligung der Öffentlichkeit bei Maßnahmen an Bundeswasserstraßen.
- Schnelleres Planen, Bauen und Betreiben durch neue Vertragsgestaltung und den Einsatz neuer bzw. alternativer Bauweisen und Baustoffe.
- Förderung des Ausbaus von bundeseigenen Betriebswegen entlang der Bundeswasserstraßen für den Radverkehr durch Kommunen oder Dritte.
Die Umsetzung geht zügig voran: Mehrere Maßnahmen sind bereits angelaufen, wie die Schleusenautomatisierung und der Ausbau der Radwege. Weitere Maßnahmen folgen in Kürze in Abstimmung mit regionalen Stakeholdern. Den Aussagen des Bundesverkehrsministers und des Staatssekretärs im BVMI zufolge ist die Finanzierung der Maßnahmen gesichert. 65 Millionen Euro sollen dafür eingeplant worden sein, das BVMI hofft zudem auf zusätzliche Mittel. Für die Zukunft wird auch die Möglichkeit eines eigenen Etats für den Bereich Freizeitschifffahrt nicht ausgeschlossen.
Weitere Informationen: https://masterplan-freizeitschifffahrt.bund.de