boot Düsseldorf 2021: Motorboot-News und -Trends
UPDATE 03.12.2020: Die boot Düsseldorf wird auf die Woche vom 17. bis zum 25. April verschoben
Im Design dominieren weiterhin die klassischen Formate mit Flybridge, Innen- oder Außensteuerstand das Bild der Motoryachten. Doch es gibt immer mehr Ausnahmen: Axopar etwa bringt mehr Ecken und Kanten ins Spiel. Zum echten Hingucker wird der Wally Tender mit T-Top aus Carbon und einem Anstrich in „Gator Green“, den Wally als Reminiszenz an ihre erste Segelyacht, die „Wallygator“, beschreibt.
Ansonsten heißt es: Der Wunsch nach mehr Leistung und Seegängigkeit bei optimaler Stabilität und einem einmaligen Komfort während der Fahrt macht die Ansprüche an die Motorboote nicht gerade klein. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen über alle Bootsgrößen hinweg nur wenig.
Kleine und mittlere Boote, großer Komfort
Bei den Daycruisern und Weekendern geht es um Spaß beim Fahren, aber auch auf kleinem Raum wollen Eigner nicht auf ein Mindestmaß an Komfort oder gar Luxus verzichten. So werden Cockpitsalons wie auf der neuen Jeanneau Camarat 10.5WA einladend in U-Form gehalten, Cockpits lassen sich zum Meer hin öffnen und im Handumdrehen in ein großes Badedeck verwandeln.
Bei den Motoryachten und Motorkajütbooten setzen die Hersteller auf ein Höchstmaß an Lebensraum und maximale Nutzungsvielfalt. Bavaria etwa investierte viel Zeit in die Gestaltung des Cockpits der Vida 33, die auf der boot 2021 Weltpremiere feiert. Das Ergebnis: Eine L-förmige Sitzbank mit großem Cockpittisch an Steuerbord, die sich mit wenigen Handgriffen in das perfekte Sunbed für die entspannten Momente an Bord umbauen lässt. Die Snacks kommen von der Wetbar an der Backbordseite. Kühlschrank, Gaskocher, Spüle, viel Arbeitsfläche und Stauraum machen sie zur perfekten Outdoor-Pantry. Für das ausgiebige Badevergnügen steht optional eine hydraulisch absenkbare Badeplattform zur Verfügung.
Zum Komfort gehört auch ein möglichst einfaches Handling. Der Joystick als zweite Steuermöglichkeit macht Boote wie die Bavaria Gran Turismo 36 zum bedienungsfreundlichen Express-Cruiser. Das Boot gibt es optional mit einem Querstrahlruder und zwei 12″-Garmin-Bildschirmen, die ein umfassendes Fahrassistenzsystem bilden.
Platz für lange Touren und die große Crew: Boote ab 40 Fuß
Auch eine Nummer größer setzen die Designer auf Helligkeit, Platz und Komfort. Die Sealine S430 ergänzt das Angebot um ein Dach, das sich fast vollständig öffnen lässt. Unter Deck zählen Geräumigkeit, Licht und Flexibilität in der Ausstattung. Exklusive Doppelkojen und eine frei konfigurierbare Kabine an Backbord für die individuelle Crew, ob Familie, Ehepaar oder Charter stehen zur Verfügung.
Um Raum und Komfort geht es auch bei den neuen Booten von Fjord. Produktmanager Andrea Zambonini: „Wir haben basierend auf der originalen Fjord-DNA ein ganz neues Boot entwickelt. Durch den Rumpf mit dem höheren Freibord haben wir deutlich mehr Platz im Interieur kreiert, um Komfort und Raumgefühl zu maximieren. Die großen Rumpffenster sorgen für viel Licht.“ Flexibilität und Individualität stehen im Vordergrund. Mit insgesamt 90 Kombinationsmöglichkeiten an Deck kann die Fjord 41 XL sich ganz den individuellen Bedürfnissen des Kunden anpassen. Erstmals sind auch umfassende Layout-Anpassungen unter Deck möglich: eine helle Gästekabine mit Fenstern oder ein begehbarer Stauraum, eine Galley oder eine zweite Toilette. Die Masterkabine kann mit einem Frisier- oder Arbeitsbereich ausgestattet und mit einer schalldichten Schiebetür geschlossen werden.
Als „Supercar auf dem Wasser“ bezeichnet Say Carbon die neu überarbeitete Say 42. „Es gibt eine klare Verbindung zum Automobildesign“, sagt CEO Karl Wagner. Auch hier setzt man auf Platz und Komfort, ganz eindeutig aber auch auf Speed: Das Standard-Antriebspaket besteht aus zwei Volvo-Penta-Motoren (V8 6,2 l) mit einer Gesamtleistung von 860 PS. Diese Power, kombiniert mit Leichtbauweise und innovativer Schiffsarchitektur, garantiert eine Höchstgeschwindigkeit von nahezu 50 Knoten. Der charakteristische Wavecutter-Bug und die Seitenflügel des ultraleichten Carbon-Rumpfes sorgen dabei für einfache Handhabung und maximale Stabilität auch bei höheren Drehzahlen. Aufgrund ihrer Leichtbauweise ist die SAY 42 trotz ihrer Leistung äußerst effizient und verbraucht bis zu 50 Prozent weniger Treibstoff als vergleichbare Yachten auf dem Markt.
Gigantischer Luxus der Extraklasse
Bei den Superyachten bis 30 Meter Länge wünschen sich die Eigner so viel Volumen wie möglich und ein lichtdurchflutetes Interior. Große Sundecks und eine zeitlose Gestaltung sind Erfolgsfaktoren für die Werften. Wer als Eigner mit dem Gedanken spielt, seine Yacht zeitweise auch in Charter zu geben, fragt nach Angeboten mit möglichst vielen Kabinen. Die Nachfrage ist in diesem Segment recht stabil, vor allem am oberen Rand. Werften, die ausreichend Innovationen in den Bereichen Design, mit noch mehr nutzbarem Raum, und Umwelt, in Hinsicht auf Antrieb und Materialien, bieten, sind sowohl bei erfahrenen Yachtbesitzern als auch bei Einsteigern sehr beliebt.
Zeigen, was man hat: Außenborder
Über alle Größen hinweg geht der Trend zum Außenborder. Auch die größeren Formate bis 40 Fuß setzen immer mehr auf den sichtbaren Motor am Heck. Kein Wunder, sind sie doch eindeutig wartungsfreundlicher und inzwischen so leise, dass man auch acht Zylinder fast nicht mehr hört. Dabei können weiterhin Spitzengeschwindigkeiten erreicht werden: der Gran Turismo 36 von Bavaria schafft mit seinen wahlweise 2 x 300 PS oder 2 x 350 PSMotoren locker zwischen 30 und 35 Knoten. Bavaria verspricht für die boot 2021 die Weltpremiere des ersten Daycruisers mit Außenborder, der Bavaria Vida 33 mit bis zu 2 x 300 PS Leistung.
Rücksichtsvoller Spaß: Nachhaltigkeit
Klimawandel und Nachhaltigkeit sind die Themen der Stunde. In der Autoindustrie wird seit Jahren an Reichweiten und Ladesystemen getüftelt. Und auch auf dem Bootsmarkt tut sich einiges. Die Idealvorstellung: Boote mit Elektromotoren, versorgt von Batterien, die über Solarpaneele geladen werden und die auch alles andere an Bord, vom Kühlschrank bis zur Navigationselektronik, mit der nötigen Energie versorgen. „Das Ziel ist es, Mobilität auf dem Wasser klimaneutral zu gestalten“, sagt Dr. Michael Rummel von Torqeedo. Die Zeit ist reif. „Und die Technologie ist es auch. Wir können Elektroantriebe anbieten, die nicht nur das Klima, sondern auch die gesamten Betriebskosten schonen. Die Aufwände für Wartung und Treibstoff sinken.“
„Unsere Marktforschung hat gezeigt, dass unseren Wassersportkunden auf den Binnenseen eine höhere Spitzengeschwindigkeit gefallen würde“, sagt Dr. Ralf Plieninger, Leiter des technischen und operativen Bereiches von Torqeedo. „Aufgrund der größeren Energiedichte unserer Batterien sind wir heute in der Lage, diese Geschwindigkeiten mit einer angemessenen Reichweite zu kombinieren.“
Die erste rein elektrische Yacht wurde jetzt von Greenline im amerikanischen Bundesstaat Maryland ausgeliefert. Sie wird von einem 50-kW-Deep-Blue-Innenbordmotor und zwei Deep-Blue-40-kWh-LithiumIonen Batterien mit BMW-Technologie angetrieben. Der Name Greenline steht seit über zehn Jahren für luxuriöse Hybrid-Diesel-Yachten. 2019 gab das Unternehmen bekannt, dass für die gesamte Flotte rein elektrische Antriebssysteme angeboten werden.
Auch Hersteller, die weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzen, machen sich Gedanken um Verbrauch und Emission. So verbaut Say Yachten auf Wunsch leistungsstarke Twin Volvo Penta V8, 360 HP Motoren, die bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Knoten mit 40 Litern auskommen. Dazu wirbt Say mit der Ultraleichtbauweise und dem besonders schnittigen Design der Yachten, die sie besonders kraftstoffeffizient machen.
In Sachen E-Mobility und Brennstoffzellen-Technik werden in den kommenden Jahren rasante Innovationen erwartet. Die Autoindustrie wird hier vorlegen, Berufs- und schließlich Freizeitschifffahrt nachziehen.
Hoch hinaus: Foiling
Ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz, verbunden mit einem sehr hohen Fun-Factor, ist das Foiling. Es revolutioniert aktuell nicht nur den Segelsport, sondern löst auch einen Wandel im Motorbootsport aus, da die Tragflächentechnik Boote erheblich effizienter und umweltfreundlicher macht. Wenn etwa das E-Motorboot Candela Seven auf seinen Hydrofoils über das Wasser fliegt, sinkt der Energieverbrauch um 50 Prozent, was ihm eine Reichweite verleiht, die vergleichbar mit der eines gleich großen Bootes mit Verbrennungsmotor ist. Die digital gesteuerten Elektromotoren werden durch das computergesteuerte Foiling-System ergänzt, das für Stabilität sorgt.
Corona und der Markt
Das Corona-Jahr 2020 hat den Markt extrem bewegt. Von der totalen Unsicherheit im Frühjahr bis hin zu komplett ausverkauften Gebrauchtboot-Hallen im Sommer. Egal ob neue Yacht oder Gebrauchtboot, Familien-Cruiser oder Festrumpfschlauchboot, Jetski oder gemütlicher Runabout: Selbst was jahrelang bei den Händlern am Steg lag, hat dieses Jahr einen neuen Eigner gefunden.
„Insbesondere deutsche, österreichische und skandinavische Kunden fragten nach neuen Versicherungen, hauptsächlich für gebrauchte Boote zwischen sechs und zwölf Metern Länge“, sagt Sandra Ahrabian, Vorstandsvorsitzende der Bavaria AG. „Sprachen wir mit den Kunden über die Motivation des Kaufes, wurde vielfach die unsichere Reise- und Urlaubssituation angeführt. Ein eigenes Boot, so hieß es, sei wahrscheinlich die sicherste Art, in die Ferien zu fahren. Cocooning mit Social Distancing könnte man den Trend vielleicht nennen. Diese Entwicklung setzte sich selbst trotz der fast flächendeckenden Hafenschließungen in ganz Europa unaufhörlich fort, bis die Reisewarnungen zunächst gelockert wurden und der Gebrauchtboot-Markt einigermaßen ‚leergefegt‘ zu sein schien. Seit wenigen Wochen zieht nun aber auch der Großyacht-Markt mit Versicherungssummen bis etwa 10 Millionen Euro stärker an. Manche Unternehmen aus dem Zubehör-Sektor sprechen gar vom erfolgreichsten Juni der Geschichte – und ich habe dies von Firmen gehört, die nicht erst seit drei Jahren existieren, sondern bereits seit vielen Jahrzehnten. Deutschland, das ist klar, befindet sich im Bootsfieber – Reisebeschränkungen und einer volatilen Zukunft zum Trotz.“
Auch die Funsportarten erleben einen wahren Boom, ausgelöst durch Corona und die begrenzten Reisemöglichkeiten. Jetskis, Powerboote oder Ribs, alles wurde ausprobiert. So mancher Erstfahrer ist sicherlich auf den Geschmack gekommen und wird das neue Hobby in den kommenden Jahren ausbauen. Händler, Vercharterer und Ausstatter sollten diese Aussichten optimistisch stimmen.
