Festmacher und Ruckdämpfer

Festmacher und Ruckdämpfer: Angebunden und abgefedert

Die meiste Zeit in der Saison liegt das Boot vertäut am Liegeplatz. Doch was zum Teil auf Yachten und Booten als Festmacherleine verwendet wird, verdient diesen Namen nicht. Den „Kahn einfach anzubinden“ damit er beim nächsten Besuch auch noch da ist, ist lediglich ein Aspekt für die Auswahl der Leinen. Denn das Anforderungsprofil ist komplex.

Material

Echte Festmacher werden genau für diesen Zweck konstruiert und sind in der Lage, die Beanspruchungen auch an einem unruhigen Liegeplatz auszuhalten. Vorzugsweise Polyester (PES), Polyamid (PA) oder Polypropylen (PP) sind die Materialien, die für Festmacherleinen zum Einsatz kommen.  Gerade Polyester zeichnet sich hier durch eine hohe Bruchfestigkeit und gute Beständigkeit gegen Schamfilen aus. Die begrenzte Dehnungsfähigkeit und Elastizität, die bei Festmachern durchaus erwünscht ist, wird durch eine entsprechende Flechtung der Leine  zum Teil wieder aufgefangen bzw. kann durch Ruckdämpfer ausgeglichen werden.

Einfache, geschlagene PP-Festmacherleinen mit Ruckdämpfern und eingespleissten Augen (Foto:C. Schneider)

Eigenschaften

Eine gute Arbeitsdehnbarkeit (ca. 15-20 Prozent) und Elastizität bei gleichzeitig hoher Bruchlast sind wesentliche Merkmale eines guten Festmachers. Dasselbe gilt auch für Schlepp- oder Ankerleinen. So sollen Belastungsspitzen auf Deck, Verbände und Beschläge auch an unruhigen Liegeplätzen mit starkem Schwell im wahrsten Sinne abgefedert werden. Ansonste besteht die Gefahr, das z.B. Klampen oder Lippklüsen bei hoher Beanspruchung – z.B. beim Schwell durchfahrender Berufsschiffe oder schneller Sportboote, oder bei starkem Wind – aus dem Deck gerisssen werden oder sogar strukturelle Schäden am Rumpf und an den Verbänden enstehen.

Idealerweise sollten Festmacher auch schwimmfähig sein. So kann verhindert werden, dass eine Leine, die versehentlich ins Wasser gefallen ist, beim Manövrieren in den Propeller gerät. Leinen aus Polypropylen sind wasserabweisend und leicht und daher i.d.R. schwimmfähig. Allerdings ist die Bruchlast und die Abriebfestigkeit im Vergleich zur Polyesterleine begrenzt, so dass sie entweder nur an ruhigen Liegeplätzen zum Einsatz kommen, bzw. eher etwas kräftiger im Durchmesser gewählt werden sollten.

Eine weitere Eigenschaft eines Festmachers ist zudem eine gute Stabilisierung gegen UV-Strahlen. Auch soll die Leine weich an der Bordwand anliegen, beim Arbeiten griffig sein und angenehm in der Hand liegen.

Auswahl

Festmacherleinen werden sowohl als geflochtenes Tauwerk mit Kern und Mantel als auch als aus mehreren Kardeelen geschlagenes Tauwerk bzw. als „Square-Flechtung“ angeboten, die besonders gut in der Hand liegen, kinkenfrei aufgeschossen werden können und schon aufgrund der Flechtung eine hohe Elastizität besitzen. Geschlagenes und squaregeflochtenes Tauwerk ist auch vom Laien leicht zu spleißen. Die großen Tauwerk-Hersteller bieten aber auch vorkonfektionierte Leinen mit bereits eingespleisstem Auge oder als Ankerleine mit Kausch an.

Festmacher- und Anker-Leinen können aus geschlagenem oder geflochtenem Tauwerk bestehen (Foto: Archiv)

Wenigstens vier Festmacher sollten an Bord sein. Dabei sollten zwei Leinen wenigstens die 1,5 fache Schiffslänge, die beiden anderen wenigstens die einfache Schiffslänge haben. In Gewässern mit großen Änderungen des Wasserstandes wie z.B. in Tidengewässern sind noch größere Längen empfehlenswert. Die Hersteller geben Empfehlungen hinsichtlich des Durchmessers, der sich insbesondere nach der Verdrängung des Schiffes richtet.

Ruckdämpfer

Ruckdämpfer sorgen können an unruhigen Liegeplätzen Material schonend wirken und Schäden vermeiden. Foto: By Ein Dahmer (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)

Insbesondere an unruhigen Liegeplätzen mit Sog und Wellenschlag sind Ruckdämpfer sinnvoll. Sie dienen als elastisches Element, das sich bei ruckartiger Belastung ausdehnt und die plötzlich auftretende Zugenergie langsam auf Leinen und die Beschläge weiter gibt.

Ruckdämpfer werden i.d.R. aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) hergestellt. Diese Dämpfer sind UV- und  seewasserbeständig, hochfest und widerstehen starken Belastungen. Bei manchen Ausführungen lässt sich der Grad der Dehnung durch die Anzahl der Windungen der Festmacherleine um den Dämpfer einstellen und so auf die Verhältnisse am Liegeplatz anpassen.

Stahlfeder mit Kette und Festmacher-Leine mit Schutzmantel aus Schlauch an einer rauen Steinpier. Foto: By Ein Dahmer (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)

Alternativen sind Stahlfedern, die zwischen einem Stück Kette am Steg und der eigentlichen Leine montiert werden. So kann ein Schamfilen der Leine am Steg verhindert werden. Allerdings neigen diese Federn u.U. zum Quietschen und auch das Gerassel der Kette im Schwell kann nerven. Viele Tauwerk-Hersteller bieten auch Festmacher an, in denen der Ruckdämpfer bereits integriert ist.

Bewusst machen sollte man sich, dass die Festmacher und Ruckdämpfer die einzige Sicherung des Bootes am Liegeplatz während der eigenen Abwesenheit sind. Hier zu sparen und aus Bequemlichkeit oder auch Kostengründen auf alte oder ungeeignete Leinen zu vertrauen, kann sich beim nächsten Unwetter oder beim Vorbeifahren eines rücksichtslosen Zeitgenossen bitter rächen und teuer werden.