Die stärksten Außenborder
Die Gründe, weshalb Außenborder derzeit bei der Motorisierung auch großer Boote im Trend liegen, sind vielfältig: Mehr Platz an Bord, da die Motoren im Schiff selbst keinen Platz benötigen, einfaches Anlaufen auch flacher Buchten mit hochgetrimmten Motoren, schnelle Demontage und einfacher Zugang für Wartung und Reparatur, kein Problem mit Bewuchs und Korrosion am Prop und am Antrieb, da die Außenbord-Motoren in Ruhestellung hochgefahren werden und last but not least: Showtime und Schaulaufen im Hafen, der Ankerbucht und am Liegeplatz. “Mann” kann zeigen was man hat – und Frau natürlich auch. Die prominent angebrachte Zahl auf der Motorhaube gibt traditionell Auskunft über die Leistungsklasse in PS und das auch gerne in mehrfacher Ausführung.

Natürlich gibt’s auch hier unter den Herstellern ein fleißiges Leistungs-Wettrüsten, denn ein großes Außenborder-Topmodell im Programm strahlt auch auf die kleineren Modelle herab und stärkt die Bekanntheit der Marke. Allerdings beteiligen sich nicht alle daran, und manch ein Hersteller beschränkt sich (bis jetzt) auf die Entwicklung solider Technik im mittleren Leistungsbereich, in dem das Prestige vielleicht geringer ist, aber die Stückzahl größer.
Tohatsu


Mit 115 PS und 140 PS machen die Tohatsu MFS 115 und MFS 140 in der Leistungsschau der „dicken Brummer“ am Heck nominell auf den ersten Blick vielleicht nicht viel her, doch trotzdem verdienen sie hier eine Erwähnung. Zum ersten sind es die leistungsstärksten Motoren – zumindest was die aktuellen Eigen-Entwicklungen aus dem Hause Tohatsu betreffen. Der Hersteller gilt als der größte Außenbord-Kleinmotorenhersteller weltweit, bohrt das Programm der Motoren aus eigener Entwicklung gerade kräftig auf und arbeitet bei den großen Motoren mit der Firma Honda zusammen. Die neuen Modelle punkten u.a. mit einem neu gestalteten Abgaskrümmer, der satten Schub im unteren und mittleren Drehzahlbereich liefert, wie sich auch die Redaktion im Fahrtest des MotorBoot Magazins überzeugen konnte.
Honda

Auch der Honda BF 250 markiert noch nicht das Ende der Fahnenstange in Bezug auf die maximal zur Verfügung stehende Leistung eines Außenborders, ist aber bei diesem Hersteller das stärkste „Pferd im Stall“. Und eines, das mit Qualitäten punkten kann: Der 3,6 Liter V6 Außenbord-Motor erfüllt die hohen Anforderungen der US-Coast Guard und kann mit allerlei technischen Raffinessen überzeugen, die der größte Motorenhersteller der Welt z.B. auch in seinen Automobilmotoren einsetzt. Der Silberpfeil am Heck liefert satten Durchzug und einen besonders seidenweichen Lauf ohne Vibrationen, sodass auch hohe Geschwindigkeiten angenehm zu fahren sind. Wusstet ihr, dass Honda der erste Hersteller war, der schon 1964 den ersten Viertakt-Außenborder auf den Markt brachte und zu einer Zeit, als Außenborder anderer Hersteller noch im Zweitakt liefen, schon voll auf die Viertakt-Technik setzte?
Torqeedo

Bisher hatte der Torqeedo Deep Blue 50 i die Krone des leistungsstärksten elektrisch betriebenen Außenborders auf und sollte daher in dieser Hitliste nicht fehlen. Als erstes und bisher einziges elektrisches Hochleistungsantriebs-System für Motorboote aus industrieller Fertigung liefert Deep Blue eine außergewöhnliche Performance, hohe Sicherheitsstandards und einfache Bedienbarkeit. Dabei bilden Motor, Energieversorgung und Monitoring ein voll integriertes Gesamtsystem, dessen Komponenten lückenlos aufeinander abgestimmt sind und perfekt für den Einsatz auf dem Wasser ausgerichtet wurden. Mit einem Leistungsäquivalent zu einem 80 PS Verbrenner liefert der Torqeedo Deep Blue 50 genug Power für mittelgroße RIBS, und kleine Sport- oder Arbeitsboote.
Evoy Electric

Der norwegische Hersteller Evoy Electric hat es sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, den Außenborder-Markt mit elektrischen Motoren zu versorgen. Auf dem Yachting Festival in Cannes wurde zudem bekannt gegeben, dass Evoy als Partner der finnischen Powerboat-Marke Axopar fungiert und der Prototyp einer Axopar 25 Electric vorgestellt. Derzeit weht bei Evoy eine frische Brise mit dem Außenborder der Breeze-Serie, der ab 120 PS / 90 kW leisten soll. Für das Jahr 2023 soll das Produktportfolio mit 300 PS + / 225 kW + in der Storm-Serie Sturmstärke erreichen. Für die Zukunft ab 2024 sagt der elektrische Evoy-Wetterbericht Hurricans mit 400 PS + / 300 kW+ vorher, und gibt ebenfalls für 2024 eine Gale-Warning mit 200 PS+ /150 kW + heraus.

COX


Der Cox CXO300 ist das stärkste Modell des britischen Außenbordmotoren-Herstellers Cox – und das derzeit einzige. Doch der 300 PS Bolide ist etwas Besonderes: Er wird mit Diesel-Kraftstoff betrieben! Zudem ist der CXO300 der derzeit stärkste Diesel-Außenborder in einem allerdings übersichtlichen Umfeld weiterer Hersteller in diesem Segment. Der 60 Grad V8 Bi-Turbo Diesel ist zudem der derzeit stärkste Außenborder, der die Abgaskriterien der strengen Bodensee Abgasverordnung (BSO) einhält. Mit einem Gewicht von 393 kg ist er zwar schwerer und zudem preislich deutlich teurer als die Benzin-betriebenen Leistungs-Äquivalente anderer Hersteller, dürfte aber in Sachen Drehmoment, Kraftstoffverbrauch und Langlebigkeit punkten und bietet sich damit als Außenbordmotorisierung von größeren Kreuzeryachten, gewerblich betriebenen Booten, Behördenfahrzeugen oder Tendern von Großyachten an.
Einen ausgiebigen Test einer COX-Doppelmotorisierung an einer Axopar 37 Cross Cabin lesen Sie in der Ausgabe 02/2022 des MotorBoot Magazins.

OXE

Diesel können auch die Schweden gut und haben Diesel Außenborder von 150 bis 300 PS entwickelt, die allerdings in erster Linie für den kommerziellen und militärischen Bereich gedacht sind. Allerdings häufen sich die Anfragen aus der Freizeitschifffahrt und seit das Unternehmen auch einen 3,0 Liter 300 PS Bi-Turbo-Diesel im Programm hat, der im Vergleich zum Benziner deutliche Brennstoffeinsparungen und eine erhebliche Reichweitensteigerung möglich machen soll, sind auch Privateigner dicker Pötte, die lange Strecken fahren, nicht abgeneigt, erstmal etwas mehr (ca. das Doppelte) für den Motor auszugeben, wenn denn am Ende Diesel statt Benzin in die Brennräume eingespritzt wird.
Und auch das Unternehmen selbst hat den privaten Endkunden als potentielle Interessent an seinen Motoren entdeckt. Für den Vortrieb sorgt im schwedischen Diesel-Boliden übrigens Technik aus Bayern: Der OXE 300HP Diesel Außenborder wird von einem BMW drei Liter Sechszylinder Biturbo angetrieben, der unter anderem auch in der BMW 3er-Mittelklasse zum Einsatz kommt.
Suzuki

Mit dem Suzuki DF 350 A positionierte sich der japanische Hersteller im Jahr 2017 vollends im Premium-Segment der großen und besonders leistungsstarken Außenborder. Der 4,4 Liter V6 Motor mit 24 Ventilen und variabler Ventilsteuerung konnte bei seiner Premiere besonders mit brachialer Beschleunigung und exzellenten Durchzugswerten überzeugen. „Schuld“ daran ist neben dem großen Hubraum nicht zuletzt ein ausgeklügeltes gegenläufiges Duoprop-System, das hier bei einem Außenborder zum ersten Mal eingesetzt wurde. Einige Monate später präsentierte der Hersteller noch einen etwas leistungsreduzierten 325 PS Außenbord-Motor auf derselben Basis, der etwas geringer verdichtet und damit auch für Märkte geeignet ist, in denen nicht immer Benzin mit 95 Oktan und mehr verfügbar ist. Und auch die neuen Suzuki DF 300 B wurden im Zuge der Modellerneuerung mit dem neuen Duoprop-System ausgestattet.
Yamaha

Mit den Worten: „Vergessen Sie mal das Thema Motorleistung – sprechen wir doch mal über Drehmoment….“ läutete der Europa-Chef von Yamaha Motor die Pressekonferenz zur Premiere des neuen Yamaha-Außenborder-Aggregats im September 2018 in Cannes ein. Und davon gibt es reichlich: Acht Zylinder, doppelte obenliegende Nockenwelle, 32 Ventile und 5,6 Liter Hubraum liefern 425 PS UND sattes Drehmoment.

Mit dem Yamaha V8 XTO 425 Offshore ist die „Vollfett-Stufe“ des Leistungsspektrums der Außenbord-Motoren erreicht. Unterdessen wurde die Leistung des Modells auf 450 PS gesteigert. Neben zahlreichen Weiterentwicklungen im Motorenbau und erhöhten Ansprüchen an Qualität und Lebensdauer, ist es u.a. das innovative, integrierte elektrische Lenksystem, das die Installation hydraulischer Leitungen, Zylinder und Pumpen überflüssig macht, das Aufsehen erregte und eine echte Neuheit im Bereich der technischen Peripherie der Außenborder darstellt. Einige Monate später stellte der Hersteller mit dem V8 375 XTO Offshore ein weiteres Modell auf derselben Basis vor, der mittlerweile ebenfalls ein Leistungsupgrade um 25 PS auf 400 Pferdestärken erfuhr.
Mercury

Mit der neuen Mercury Verado-Baureihe bietet der 450R einen 4,6-Liter-V8-Viertakt-Außenbord-Motor – aufgeladen von einem Mercury Racing-Kompressor, der eine Spitzenleistung von 450 PS an der Propellerwelle und 40 Prozent mehr Drehmoment als der Vorgänger, der 400R mit 2,6 Litern Hubraum erzeugt.

Im November 2022 wurde dann der Mercury Verado V10 Außenborder in den Leistungsklassen 350 und 400 PS vorgestellt, der eine komplette Neuentwicklung ist, und nicht nur mit Kraft und Drehmoment, sondern auch mit einer exzellenten Laufkultur und geringen Lärmemissionen im Fahrtest überzeugen konnte.


Im Februar 2023 ging dann der V10 400 R von Mercury Racing an den Start, der noch mehr “Dampf” und Druck an den Heckspiegel auch echter Rennboote mit Geschwindigkeiten von über 65 Knoten (ca. 120 km/h) bringen soll.
Doch damit nicht genug: Mit einem 7,6 Liter V12 Motor mit 600 PS setzt sich der amerikanische Hersteller unangefochten an die Spitze dessen, was in Sachen Leistung, Größe und technischer Umsetzung aktuell im Außenbordmotoren-Bau angesagt ist. Vier Nockenwellen, Duoprop, ein separat lenkbares Getriebeteil und ein Zwei-Gang Automatik-Getriebe ermöglichen es unter anderem, so ein Aggregat ans Heck großer Boote bolzen zu können und derart geballte Kraft ins Wasser zu bringen, wie ein Fahrtest des Verado V12 auch in der Praxis bestätigen konnte.

Es war einmal…
Leider wurde die Produktion der beiden Außenbord-Motoren, die wir Ihnen hier noch vorstellen wollen, vor einiger Zeit eingestellt. Technisch und in Sachen Leistung waren sie aber ganz vorne mit dabei, von daher wollen wir Sie Ihnen nicht unterschlagen:
Evinrude

Mit der E-TEC G2 Motoren-Serie wagte die über 100 Jahre alte Traditions-Marke Evinrude unter dem Dach des BRP-Konzerns einen Neustart dessen, was eigentlich längst der Vergangenheit zugeordnet wurde: Dem Zweitakt-Prinzip. Natürlich nicht Opas ölender Stinker, sondern unter neuen Vorzeichen und technisch auf dem aller neuesten Stand. Zweitakter mit computergesteuerter Direkteinspritzung lautete die Zauberformel, aus der der Hersteller beim E-TEC G2 bis zu 300 PS erzeugte. Das heißt, dass eine exakt bemessene Menge Kraftstoff/Öl direkt in den Zylinder eingespritzt wird. Das computergesteuerte Kraftstoffeinspritzsystem sorgt dabei für einen erstaunlich geringen Kraftstoffverbrauch und ein hervorragendes Ansprechverhalten. Auch sollen die Emissionen laut Hersteller konkurrenzlos niedrig sein. Der zweitakt-typische rabiate Durchzug, lange Wartungsintervalle und einfache Pflege verbuchte Evinrude ebenfalls auf der Haben-Seite.
In der Tat konnte der Motor im Test am Heck einer XO 250 Open mit sattem Punch und sehr niedrigem Verbrauch überzeugen, nervte aber auch mit einer krawalligen Soundkulisse, die ebenfalls nicht ganz untypisch für Vertreter dieser Technologie ist. 2020 wurde die Produktion der Motoren eingestellt, die Ersatzteilversorgung und die Abwicklung von Garantiearbeiten soll aber gewährleistet sein. Über die deutsche Website werden die Motoren jedoch weiterhin angeboten. Nähere Auskünfte erteilen die offiziellen Händler.
Seven-Marine

Wenn man den Angaben von Insidern der Szene glauben darf, war einer der Gründe für die Einstellung der Marke Seven Marine, dass man mittlerweile wusste, dass Mercury an seinem 600 PS starken Verado-V12 arbeitete und damit eine mächtige Konkurrenz im kleinen Markt der sehr großen Außenborder wuchs.
Die bisher leistungsstärksten Außenborder wurden von dem US-amerikanischen Hersteller Seven-Marine produziert. Mit 557 und 627 PS Nennleistung waren die beiden V8-Motorenmodelle von Seven-Marine nicht nur sehr kräftig, sondern auch technisch sehr innovativ. Beide Motoren basierten auf einem General Motors Smallblock mit 6,2 Litern Hubraum und acht Zylindern in V-Anordnung. Im Gegensatz zu den üblichen aus Platzgründen Einkreis-gekühlten Außenborder-Konstruktionen verfügten sie über ein Zweikreis-Kühlsystem mit Wärmetauscher. Im Jahr 2017 wurde die 2010 von Rick Davis gegründete Firma vom schwedischen Motorenbauer Volvo Penta übernommen. 2018 erhielt das 627 PS starke Topmodell sogar die CE-Zertifizierung für den Eintritt in den europäischen Markt. Doch der schwedische Mutterkonzern besann sich anders: Zum Beginn des Jahres 2021 wurde die Produktion der Motoren eingestellt.