Garmin: All inclusive!
Navigationsfreaks, denen die Vernetzung, die Informationsvielfalt und die sich damit eröffnenden Möglichkeiten gar nicht weit genug gehen können, gibt’s laut den Verantwortlichen von Garmin gar nicht Wenige. Der Umgang mit der Technik an Bord soll Spaß machen, und das ist es, was zählt. Hinzu kommt der Aspekt, dass sich über die Multifunktionsdisplays (MFDs)und entsprechende Netzwerkverbindungen heute neben der reinen Navigationsfunktion auch die Bordfunktionen steuern und zentral verwalten lassen.

Das beginnt mit den Motordaten, geht übers Energiemanagement und endet vielleicht mit einer E-Mail an den Servicepartner des Motorenherstellers, wenn die nächste Wartung ansteht. Der kann gleich bequem die Daten auslesen und weiß sofort, was er für den Einsatz an Bord an Ersatzteilen einpacken sollte.
Volle Hütte
„Volle Hütte“ heißt es somit ausstattungsseitig bei den neuen Garmin Plottern der GPSMAP 8400/8400xsv Serie der Multifunktionsdisplays. Für die Live-Demonstration der Geräte nutzt die Firma Garmin eine zwölf Meter lange, seegängige Motoryacht der Werft Rammin aus dem vorpommerschen Barth. Bevor Nils Rammin, Inhaber der Werft das 1973 gebaute Motorboot übernahm, war es ein ehemaliges Fahrzeug der Fischereiaufsicht. Heute dient es unter anderem dazu, die neueste Garmin Technik unter Realbedingungen zu testen und zu präsentieren. Nicht kleckern sondern klotzen“ heißt es damit auch beim elektronische Equipment an Bord. Auf der METS 2018 noch als 10-, 12- und 16-Zoll-Displays mit Full HD In-Plane Switching (IPS)-Bildschirmen mit Multi-Touch-Steuerung vorgestellt, ist jetzt auch ein 24 Zoll Plotter erhältlich und an Bord auch installiert. Das Versprechen des Herstellers, dass die neuen Displays selbst mit polarisierten Sonnenbrillen aus nahezu allen Blickwinkeln ablesbar sind, können wir bestätigen. Die Displays können mit Bügel oder bündig im Armaturenbrett integriert installiert werden, was den Einbau mehrerer Displays von Rand zu Rand in Glascockpit-Optik ermöglicht.

Nach der Installation und Montage an Bord erleichtert eine
Vorkonfiguration entsprechend der Anforderungen des Bootstyps— Motor-oder
Segelyacht – die Inbetriebnahme. Volle
Netzwerkfähigkeit mit NMEA 2000® Konnektivität und dem Garmin Marine Netzwerk
erlauben den einfachen Aufbau einer kompletten Elektronikausstattung – vom
Radar, über Autopilot, Kameras zu Instrumenten, Digital Switching und
Mediadaten. Der Spaß geht aber auch drahtlos weiter: Bluetooth und Wi-Fi sowie
die ANT® Technologie – einem Funknetzstandard der, der stromsparend und
kostengünstig Sensoren über kurze Entfernungen mit den entsprechenden
Anzeigegeräten verbinden kann – ermöglichen die Verbindung z.B. mit der Garmin quatix 5 Smartwatch, einer VIRB® Actionkamer sowie gerade für
Segler interessante gWind™ Wireless 2 Wind Sensoren und vielem mehr.
Die sog. OneHelm-Funktion kann dabei für die Verbindung mit
anderen Drittgeräten sorgen, die Motordatenintegration
übernehmen oder via USB den Anschluss eines Laptops ermöglichen. Darüber hinaus
können mit OneHelm auch Geräte anderer Hersteller wie digitale Schaltungen,
Licht und Stabilisierungssysteme über den Kartenplotter gesteuert werden.

Das macht Lust auf die Multimediafunktionen, die laut Garmin bereits in der Vorbereitung sind und so aus der digitalen „Kartekiste“ ein Entertainment System werden lassen. Hier gibt’s einen Eingang und einen Ausgang für HDMI Verbindungen sowie einen Video- und einen AUX Ausgang für FUSION® Musikanlagen.
Sonaroptionen
Auch wenn es dem Durchschnittskipper üblicherweise ausreicht, zu wissen, wie viel Wasser er noch unterm Kiel hat und es ggf. schon als Luxus empfunden wird, eine Auskunft über die Temperatur des Badewassers zu bekommen – in Sachen der Möglichkeiten der Sonargeräte bieten die Geräte der Garmin GPSMAP 8400xsv-Serie natürlich ebenfalls das volle Programm: Unterstützt werden sowohl die zweikanaligen 1kW CHIRP-, CHIRP ClearVü- und CHIRP SideVü-Scanning-Sonare sowie Ultra-High-Definition-Scanning-Sonare für detailgetreue Darstellungen.

Wo der Angler wissend nickt, kratzt sich der Fahrtenskipper angesichts des Fachchinesisch verwirrt am Kopf. Alles halb so wild: ClearVü steht dabei für eine Sonar-Ansicht unter dem Schiff, SideVü stellt die Ansichten neben dem Schiff dar. CHIRP steht für Compressed High-Intensity Radiated Pulse. Hierbei wird nicht nur wie beim Standardecholot eine einzige Frequenz gesendet, sondern fortwährend ein Frequenzbereich von niedrig bis hoch durchsucht. Daher sind die mit CHIRP erfassten Informationen umfassender. Das Bild des CHIRP-Echolots ist deshalb klarer und weist eine höhere Auflösung auf, die auch das Erkennen einzelner Fische und kleiner Details selbst nahe am Meeresgrund ermöglicht. Und spätestens beim Panoptix LiveScope Echtzeit-Sonar, weiß auch ein Sonar-Legastheniker, was sich gerade unter oder auch Wunsch auch vor seinem Schiff abspielt.

Denn die Live Echolotbilder sind quasi selbsterklärend. Ob der Dalben neben dem Boot im Hafen, Steine auf dem Meeresgrund oder die Heringsfamilie, die sich anschickt, die Kiellinie zu queren: Die Darstellung geht in Richtung Foto- und Videorealismus und das in Echtzeit. Geübte Anwender sollen sogar erkennen können, welche Fischart sich gerade unter dem Schiff befindet. Zudem gibt es die Möglichkeit, den Geber nicht nur nach unten, sondern auch nach vorne auszurichten, um die Gegebenheiten vor dem Boot zu sehen. Die nächste Stufe der Sonartechnik mit Videocharakter in einem Bereich bis zu 60 Meter nach unten und zu den Seiten, verspricht der Hersteller – und in der Tat: Das Ergebnis bzw. die Bilder sind beeindruckend. Dabei stabilisiert sich das Echolotbild durch einen speziellen sog. AHRS-Sensor bei rauen Bedingungen sogar selber. Wer Fisch nur im Restaurant bestellt und navigatorisch nur ankommen will – auch gut: Die Sonargeber werden separat verkauft, nicht-sonarfähige Versionen sind ebenfalls erhältlich.
BlueChart und Navionics
Auch in Sachen Kartennavigation legt Garmin den Fahrhebel nach vorne: Die neuen exklusiven optionalen BlueChart g3 und BlueChart g3 Vision-Karten kombinieren laut Garmin das Beste aus den bisherigen BlueChart und Navionics Datensätzen. Darüber hinaus bietet der BlueChart g3 von Garmin zudem eine integrierte Auto Guidance-Technologie, die dem Skipper einen Kurs vorschlägt und – basierend auf den vorher abgespeicherten Abmessungen des Bootes. Ein neuer Prozessor bietet zudem so schnelle Kartenzeichnungsfunktionen, dass es selbst bei hohen Geschwindigkeiten kaum zu Verzögerungen kommt. Die sog. SmartMode Oberfläche bietet dabei per Fingertipp den Direktzugriff auf die Voreinstellungen fürs Anlegen-, Cruising-, Angeln-, Ankern- u.v.m.

Mobil vernetzt
Richtig mobil, multifunktional und voll smart vernetzt wird die ganze Angelegenheit aber erst mit dem Download der Garmin ActiveCaptain App aufs Tablett oder Smartphone. Denn damit hat der Skipper dann seine Karten immer und überall dabei, kann über den Shop sofort Updates und neue Karten herunterladen, sich in der Plicht auf der Heckbank lümmeln und sich trotzdem alle Daten des Kartenplotters auf dem Mobilgerät anzeigen lassen, oder sich mit Freunden in der großen Garmin Community vernetzen und kommunizieren, um z.B. für den Abend einen Treffpunkt fürs gemeinsame Anlegebier in der nächsten Hafenkneipe mit dem Vereinskollegen zu vereinbaren. In der App ist z.B. auch die Törn-Planung problemlos möglich. ActiveCaptain synchronisiert sich automatisch mit dem Kartenplotter und Wegpunkte und Routen werden direkt übertragen. Auch das umhertragen von SD-Karten vom Boot nach Hause und zurück entfällt. Über die drahtlose Verbindung erhält der Kartenplotter Benachrichtigungen und Updates direkt über die App.

High-Tech an Bord und grenzenlose mobile Vernetzung – was für
Manchen auf den ersten Blick vielleicht nach
einer verwirrenden Funktionsvielfalt aussieht, erklärt sich bei der Bedienung
des smarten Touchscreens dann fast von selber. Auch wer nicht alle Funktionen
nutzt, wird feststellen, dass es im täglichen Gebrauch Spaß macht, zur besseren
Nachvollziehbarkeit der Navigation und der Umgebungsbedingungen beiträgt, oder
auch einfach nur bequem ist. Schon auf mittelgroßen Fahrtenyachten finden sich
heute komplexe, mit einander vernetzte technische Systeme, die Daten
austauschen. Gut wenn auch die Crew nicht nur Betrachter, sondern integriert
und ein Teil des Ganzen ist.