Jetboards im Praxis-Test: Das Onean Manta & Carver Twin

Elektrisch betriebene Jetboards sind im Trend. Kein Wunder, schließlich sieht es nach richtig viel Spaß aus, wenn so ein E-Surfer übers Wasser flitzt. Aber wie groß ist der Fun-Faktor wirklich? Wie gut eignen sich die motorisierten Surfboards als Boots-Spielzeug für die Ankerbucht und den Strand? Und schafft man es als Anfänger überhaupt, sich auf den schnellen Brettern zu halten? Redakteurin Philine Lehmann wagte auf der Ostsee den Selbsttest.

Seit diesem Jahr vertreibt die Firma Nautic Yachting aus Neustadt i.H., Norddeutscher Importeur der Motorboot-Marken der schwedischen Nimbus Group sowie der Marken Axopar und Lex, die Modelle des spanischen E-Surfboard-Herstellers Onean in Deutschland. Das gute Preis-Leistungsverhältnis, einfaches Handling, Qualität und natürlich der hohe Spaßfaktor der Boards überzeugten Geschäftsführer Daniel Goertz, seinen Bootskunden und allen anderen dieses trendige Wassersport-Gerät vorzustellen und anzubieten. Dabei sollen sowohl sportlich orientierte Menschen als auch jene, die es lieber entspannt angehen lassen, auf ihre Kosten kommen.

Im Größenvergleich wird offensichtlich, welches Board für welchen Einsatz gedacht ist © Christian Schneider

Lässig cruisen: Onean Manta

Mit dem Manta haben wir uns für den Einstieg in die Welt der Elektro-Jetboards erst einmal das eher gemütliche SUP-ähnliche Exemplar ausgesucht. Es misst ganze 230 x 90 Zentimeter und liegt dadurch sehr stabil auf dem Wasser.

1,2,3 … und los! Ich drücke einmal auf die kleine, drahtlose Fernbedienung in meiner Hand, das Onean Manta fängt an zu surren und sich langsam in Bewegung zu setzen. Langsam manövriere ich mich vom Steg ins Hafenbecken der ancora Marina in Neustadt. Noch bin ich leicht angespannt. Schließlich hält sich meine SUP- und Surf-Erfahrung in Grenzen – und auf keinen Fall will ich mit meinem Gefährt eine der schönen Yachten rammen.

Wie auf einem normalen SUP-Board stehe ich auf dem Manta mit nach vorn gerichtetem Blick aufrecht in der Mitte. Ich werde mutiger, mache einen kleinen Stabilitätstest und verlagere mein Gewicht vorsichtig hin und her, aber das Brett reagiert kaum. Okay, also keine große Gefahr, dass ich sofort baden gehe. Diesen Spaß will ich meinem Kollegen, der mir vom Steg aus amüsiert zusieht, dann doch nicht gönnen.

Die Fernbedienung ist mit einem Klett-Armband an meinem Handgelenk befestigt. Zwischen den Fingern halte ich einen kleinen Sensor, über den ich die Geschwindigkeit des Boards steuern kann. Bis zu 10 km/h sind laut Hersteller drin. Drücke ich den Sensor einmal, schaltet das Board aber zunächst auf die erste Stufe und liefert nur 50 Prozent Leistung, erst beim zweiten Betätigen dann in den 100-Prozent-Modus. Will ich das Manta stoppen, muss ich dreimal drücken. Die Bedienung ist damit zwar simpel, erfordert allerdings ein wenig Übung und Überwindung – zumal der Knopf nicht immer ganz optimal reagiert. Wer aus dem langsamen Gang anhalten will, landet ganz automatisch kurz im 100-Prozent-Modus, schießt also ganz leicht nach vorne, bevor er zum Stehen kommt. Das muss man gedanklich einplanen, sonst kann es auf engem Raum schon mal knapp werden.

Neben dem Lenken ist das aber auch das Einzige, was bei der ersten Fahrt vielleicht nicht gleich auf Anhieb reibungslos funktioniert. Angst haben, vom Board zu fallen, muss beim breiten Manta wirklich niemand.

Zunächst bleibe ich im 50-Prozent-Modus, um mich ein wenig einzugrooven. Beim Geradeausfahren muss ich praktisch gar nichts tun und gleite deshalb schon nach ein paar Minuten mehr oder weniger entspannt übers Wasser – auch wenn es vielleicht noch nicht danach aussieht. Gelenkt wird mit dem Paddel, das entweder an der Spitze des Boards hin und her bewegt oder an der Seite ins Wasser getaucht wird. Mit dem großen Board eine enge Kurve zu fahren, erfordert gerade bei etwas Wind und Welle allerdings durchaus ein wenig Kraft. Trotzdem komme ich aber irgendwie immer rum um’s Eck.

Das Auslösen der Sicherheitsleine am Unterschenkel lässt das Board unmittelbar stoppen © Christian Schneider

Zeit für die nächste Geschwindigkeitsstufe. Während sich die erste perfekt fürs Manövrieren und gemächliche Dahingleiten eignet, geht’s auf der zweiten Stufe schon richtig gut voran. So ließe sich auf einer Tour durch eine Bucht oder entlang einer Insel auch schon ordentlich Strecke machen.

Außerdem machen die paar Stundenkilometer zusätzlich gleich deutlich mehr Laune. Immerhin bis zu 2,5 Stunden Fahrzeit sollen in diesem Modus mit einer Batterieladung drin sein. Auf der langsamen Stufe sogar bis zu 6,5 Stunden. Gar nicht schlecht! Schließlich liegt bei der Reichweite bei den meisten Elektrofahrzeugen ein großer Schwachpunkt. Überprüfen können wir das tatsächliche Durchhaltevermögen heute allerdings nicht, doch nach ausgiebigen probieren und nach 45 Minuten Herumkurven in der Marina, zeigt die Ladeanzeige des Akkus immer noch grünes Licht für ordentlich Restreichweite.

Völlig lautlos fährt das Board zwar nicht, aber mit dem Lärm eines Verbrennungsmotors ist das hohe Summen natürlich nicht annähernd vergleichbar. Das Fahrgefühl ist angenehm sanft und gleichmäßig. Und Platz genug für ein oder zwei Kinder wäre auf dem Board auch noch. Familien und allen, die nicht unbedingt auf der Suche nach großer Action sind, bietet das Manta eine gute Mischung aus Spaß und Entspannung.

Technische Daten Onean Carver Twin Onean Manta
Länge x Breite 240 x 70 cm 230 x 90 cm
Auftriebsvolumen 150 l 200 l
Gewicht ohne Batterie 20 kg 17 kg
Leistung 5 kW 750 W
max. Geschwindigkeit 30 km/h
(mit einem 75 kg schweren Fahrer)
10 km/h
Fahrzeit bis zu 40 min
(bei wechselnden Geschwindigkeiten)
bis zu 2,5 Std. bei 100%
bis zu 6,5 Std. bei 50%
Ladezeit 2,5 Std. 2,5 Std.
     

Spaß mit Speed: Onean Carver Twin

Ich muss allerdings zugeben: Ein bisschen mehr Speed könnte schon her – und auch eine kleine Abkühlung wäre jetzt gar nicht mehr so schlecht. Aber Testkandidat Nr. 2 steht ja zum Glück schon bereit: das deutlich schmalere Surfboard Onean Carver Twin mit Doppeljet-Antrieb.

Am Marina-Strand unterhalb des ARBOREA Marina Resorts haben wir Platz, um richtig „Gas“ zu geben. Bis zum Wasser müssen wir das Carver Twin noch ein paar Meter tragen. Bereits ohne Batterie wiegt das Board 20 Kilogramm, nochmal 14 kg bringt die Batterie auf die Waage. Kein Problem für eine kräftige Person beides getrennt zu tragen – ich lasse mir dann doch gerne von meinem Kollegen helfen. An Bord einer Yacht ließe es sich aber dennoch gut transportieren.

Ein frisches Bad gehört zur Jet-Board-Gaudi erwartungsgemäß dazu © Christian Schneider

Angekommen am Strand setzen wir dann, wie auch zuvor beim Manta, die Batterie in die dafür vorgesehene Aussparung im Board, verriegeln sie und ich lege mir das Klettband der Safety-Leash an, die mich mit dem Carver Twin verbindet. Jetzt nur noch die Fernbedienung umschnallen und den an der Leash befestigten Magneten am Board festklippen, dann kann es losgehen. Löst sich diese Verbindung, weil der Fahrer ins Wasser fällt, soll auch das Board stoppen. Ebenso, wenn die um das Handgelenk geschnallte drahtlose Fernbedienung im Wasser landet. Mit dem Carver Twin werde ich diese Funktion wohl zwangsläufig testen.

Ich stelle mich im flachen Uferbereich vorsichtig aufs Brett, diesmal seitlich wie beim Surfen – und fahre plötzlich. Nicht ohne zu kippeln, aber ich stehe und gleite sofort ein kleines Stück durch die Neustädter Bucht. Wahnsinn! Einmal in Fahrt wackelt das Board viel weniger als gedacht.

Der Standard-Controller mit dem Druckknopf kann optional durch den einfacher bedienbaren Trigger-Controller ersetzt werden. Für die schnellen Boards ist das empfehlenswert © Christian Schneider

Diesmal steuere ich die Geschwindigkeit nicht mit dem Standard-Controller, sondern mit einem nachrüstbaren Trigger, dessen Hebel in der Hand zusammengedrückt werden müssen. Je fester gedrückt wird, desto mehr beschleunigt das Jetboard. Wird kein Druck mehr ausgeübt, kommt es zum Stehen. Funktioniert auf Anhieb. Die Steuerung ist mit diesem Controller sehr einfach und intuitiv.

Ich surfe in Richtung Sierksdorf und halte den Controller leicht gedrückt. Das Carver Twin schaltet stufenweise immer höher. Beim Wechsel auf die nächstschnellere Stufe ruckelt es jeweils ein bisschen, aber nicht so sehr, dass ich komplett aus dem Gleichgewicht gerate. Der Wind saust mir um die Ohren und die Mini-Wellen lassen das Brett leicht auf und ab hüpfen. Was für ein Spaß! Ich bin begeistert. Mit einem so schnellen Erfolgserlebnis hatte ich nicht gerechnet, obwohl das Jetboarding, anders als das traditionelle Surfen, als schnell erlernbar gilt.

Maximaler Wassersportspaß: Nach kurzer Zeit surfte Redakteurin Philine Lehmann bei ihrer Jetboard-Premiere in schneller Gleitfahrt elektrisch übers Wasser © Christian Schneider

Jetzt geht’s ans Kurvenfahren – per Gewichtsverlagerung, im Prinzip wie bei einem normalen Surfboard. Alles klar, theoretisch weiß ich, wie es geht. Die ersten Versuche scheitern zwar – allenfalls minimal ändert sich meine Richtung. Doch schon nach etwa zehn Minuten werden meine Kurven immer enger – zumindest in die eine Richtung. Und das Grinsen in meinem Gesicht wird ganz automatisch immer breiter.

30 km/h sollen bei einem 75 Kilogramm schweren Fahrer mit dem Carver Twin möglich sein und damit deutlich mehr als beim Manta. Ich wiege ein ganzes Stück weniger. Auf einer geraden Strecke drücke ich mal so richtig auf die Tube – und lande dann doch noch im hohen Bogen im Wasser. Sofort stoppt das Board. Test bestanden. Fix wieder aufsteigen und weiterdüsen. Es fühlt sich rasant und einfach großartig an, elektrisch so übers Wasser zu flitzen. Der Fun-Faktor des Onean-Jetboards ist kaum zu übertreffen.

Nautic Yachting Geschäftsführer Daniel Goertz beobachtete den Test vom Manta aus und cruiste gelassen durch die Neustädter Bucht © Christian Schneider

Immer und immer wieder schwinge ich mich aufs Brett und drehe noch eine weitere Runde. Aber was sagt eigentlich die Batterie? Laut Hersteller hält sie beim flinken Carver Twin bei wechselnden Geschwindigkeiten bis zu 40 Minuten. Als ich nach einer Dreiviertelstunde endgültig ans Ufer steuere, gibt die Anzeige aber noch immer grünes Licht! Perfekt!

Erst nach dem Absteigen merke ich: Es war voller Körpereinsatz gefordert- der Muskelkater lässt schon grüßen. Obwohl das Jetboarding spielend leicht aussieht, muss der Körper beim Lenken und Ausbalancieren natürlich ordentlich mitarbeiten. Nichts für absolute Sportmuffel also – aber die perfekte Ankerbucht-Action für alle anderen. Und wer es sogar noch schneller mag, der sollte mal einen Blick auf das Onean-Flaggschiff Carver X werfen, dass mit doppelter Leistung aus dann zwei Akkus auch Personen mit bis zu 48 km/h in Fahrt bringt, die mehr als 75 kg wiegen.

Technische Daten Onean Batterie
max. Entladestrom 130 A
Spannung 44,4 V
Kapazität 1500 Wattstunden
Ladezeit 2,5 Std.
Gewicht 14 kg
https://www.facebook.com/motorbootonline/posts/365673191463417

Mein Fazit
Wow! Selten so einen Spaß gehabt! Sowohl das lässige Manta als auch das schneidige Carver spielen ihre Stärken im jeweiligen Einsatzgebiet voll aus! Dabei ist es spannend zu erleben, wie schnell sich ein Lernerfolg einstellt. Überrascht waren wir von der Leistungsfähigkeit der Akkus, die den Herstellerangaben in Bezug auf Reichweite und Batteriekapazität mehr als gerecht wurde. Auch das Handling, das Einsetzen der Batterie und der Umgang mit den Bedienelementen ist quasi selbsterklärend. Daumen hoch auch für die Wireless-Control, wobei wir eine klare Empfehlung zumindest für die schnellen Carver-Boards zum Upgrade auf den nachrüstbaren Trigger geben. Von den Abmessungen her lassen sich die Boards auch an Bord mittelgroßer Yachten stauen und mitführen. Mit Preisen ab 7.200 € für das Onean Manta, 8.400 € für das Onean Carver Twin-Board und 12.500 € für das Onean Carver X ist der Jet-Spaß allerdings nicht ganz billig. Im Vergleich zu diversen Mitbewerbern liegen die Onean-Boards dabei aber noch im günstigeren Bereich.

www.nautic-yachting.com