Mercury startet seine Baureihe elektrischer Außenborder

Mercury’s elektrischer Avator 7.5e im Test

Der US-amerikanische Hersteller von Marine-Motoren und Antriebssystemen präsentiert mit dem Mercury Avator 7.5e den ersten elektrischen Außenborder, der das weltbekannte Logo mit dem M auf der Welle im Kreis trägt. Wir nutzten die Chance zur ersten Testfahrt auf dem Rhein.
Foto: Mercury

750 W Leistung liefert der neue Mercury Avator E-Außenborder, was in Sachen Wirkungsgrad ca. einem 3,5 PS Verbrenner entsprechen soll. Das Avator-Konzept ist eine komplette Neuentwicklung von Grund auf, soll aber von Mercurys Erfahrungen im Bereich der Hydrodynamik, Korrosionsbeständigkeit, Zuverlässigkeit, des Industriedesigns, der Ergonomie und der Benutzerfreundlichkeit des Motors profitieren.

Foto: Mercury

Ein Leichtgewicht ist der 7.5e allerdings nicht. 19,5 kg bringt der Motor ohne Akku auf die Waage, allerdings lässt sich dies nochmal um knapp drei Kilo reduzieren, wenn das Bracket – also die Halterung mit den Knebelschrauben am Heckspiegel verbleiben. Hierin sitzt der Motor über einen kräftigen Haltedorn und lässt sich nach dem Entriegeln problemlos entnehmen. Um 7,6 Kilo erhöht sich das Gewicht, wenn der Akku mit 1 kW/h Kapazität im Motor verbleibt. Ein Praxistest ergab jedoch, dass sich der Motor mit heruntergeklappter und verriegelter Pinne in der einen Hand und dem Akku in der anderen Hand völlig problemlos tragen ließ. Der Akku selbst zeigt seinen Ladestatus über vier LED Anzeigen auf der Oberseite an. Er lässt sich mit einer Hand entriegeln und entnehmen. Beim Einschub muss er in zwei Führungsschienen eingeführt werden, um sauber einzurasten. Das funktioniert simpel, ohne zu haken und ist quasi “idiotensicher”.

So trägt es sich ganz lässig. Der Akku in der einen Hand, der Motor in der anderen, das Bracket bleibt am Boot und spart nochmal 2,8 Kilo ein. Foto: Mercury

Das 7.5e-Modell bildet den Auftakt einer Reihe von Elektro-Außenbordern, die 2023 auf den Markt kommen. Mercury hat auf der Pressekonferenz auf der boot Düsseldorf den Anspruch geäußert, führend im Bereich der Elektroantriebe werden zu wollen, und präsentierte auf außerdem die Konzeptstudien des Avator 20e und 35e, die entsprechend zwei und dreieinhalb Kilowatt Leistung haben werden.

Beide Außenborder-Modelle sollen im Laufe des Jahres 2023 eingeführt werden. Sie ähneln dem Avator 7.5e, werden aber aus einem externen Akku gespeist, dessen Gewicht dem eines befüllten mobilen 25 Liter-Außenbordertanks entsprechen sollen. Zudem wurde bekannt, dass zwei weitere Modelle im Laufe dieses Jahres zumindest noch in der Planung sind. In Sachen Leistung wurde nur verlautbart, dass sie vergleichbar mit der 9.9 und 15 PS-Klasse bei den Verbrenner sein dürften. Wir tippen auf 5 und knapp 7,5 kW

Der Motor kann einfach aus dem Bracket entnommen werden. Foto: Mercury

Drei Schaftlängen mit 381mm, 508mm und 635mm und auch drei verschiedene Propeller mit unterschiedlichen Steigungen stehen zur Auswahl, um einer großen Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten gerecht zu werden.

Avator: Neue Bootserlebnisse und Zielgruppen

Die Pinne kann in Neigung und Richtung individuell eingestellt werden. Die Drehrichtung des “Gas”-Griffs ist programmierbar. Foto: Mercury

Dank seines effizienten Designs und des innovativen Lithium-Ionen-Akkusystems ist der elektrische Außenborder Avator 7.5e auf eine optimale Reichweite ausgelegt, so Mercury. Der 1-kWh-Lithium-Ionen-Akku wurde gemeinsam mit Batterieexperten von Mastervolt entwickelt und speziell für den Einsatz auf See konzipiert. Die sichere und zuverlässige 48-V-Stromquelle ist sturzgetestet und wasserdicht gemäß IP67. Die smarten Ladegeräte kontrollieren permanent Spannung und Stromstärke, um ein sicheres, effektives Laden sicherzustellen. Sie schalten im Problemfall ab, um die Batterie zu schützen. Auf einer intelligenten Digitalanzeige werden stets der aktuelle Akkustand und die geschätzte Restlaufzeit angezeigt.

Die in der Branche erstmalig eingesetzte Transversalfluss-Motortechnologie erzeugt eine zuverlässige, besonders geräuscharme Leistung, so der Hersteller. Der Motor entwickelt mit geringem Energieaufwand ein hohes Drehmoment. Akkulaufzeit und Reichweite sollen dadurch maximiert werden, gleichzeitig wird die Beschleunigung gesteigert.

In der Tat war es erstaunlich, wie spontan und kräftig der kleine Motor ansprach und schon bei niedrigen Fahrstufen ein kräftiges, aber gut dosierbares Drehmoment ablieferte. Die Handhabung des “Gas”-Griffs ist schnell vertraut. In der mittigen Neutralstellung rastet der Drehgriff spürbar ein, die Drehrichtung für die Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt kann an dem intuitiv zu bedienenden Display frei programmiert werden.

Mercury Multifunktions-Pinne

Das Entwicklungsteam adaptierte die mehrfach ausgezeichnete Multifunktions-Pinne, die sich bereits an den Verbrennungs-Motorenmodellen von 15 bis 30 PS bewährt hat, und umfangreiche individuelle Anpassungen an die eigenen Vorlieben beim Fahren des Bootes zulässt, an den Avator.

Damit lässt sich z.B. die Neigung der Pinne, oder auch die Position rechts oder links vom Fahrer intuitiv und einfach einstellen. Auch lässt sich die Pinne einfach nach oben klappen, um z.B. im Stehen zu fahren – Segler werden es lieben – oder nach unten, was den platzsparenden Transport und das Verstauen des Motors erleichtert.

Foto: Mercury

Der Avator-7.5e-Elektroaußenborder ist das erste Antriebssystem von Mercury, das mit der brandneuen Mercury Marine App kompatibel ist, die auf iOS®- und Android™-Geräten genutzt werden kann. Die App ist kostenlos und bietet jedem die Basisfunktionen wie eine Tutorial-Bibliothek und die Möglichkeit, Kontakt zu einem Fachhändler aufzunehmen, um kompetente Unterstützung zu erhalten. Wird der Außenborder mit dem SmartCraft® Connect Modul von Mercury ausgestattet, stehen dem Nutzer weitere App-Funktionen zur Verfügung. Hierzu gehören eine GPS-Karte, mit der Touren geplant werden können, und eine grafische Reichweitenschätzung, um Ausflüge sicher zu gestalten. Die App kann außerdem die Geschwindigkeit, den Akkustand, die Betriebsstunden des Außenborders und Systemmeldungen anzeigen.

Intuitive, funktionale Bedienung

Das Display ist hervorragend ablesbar. (Foto: C. Schneider)

Eine Offenbarung ist das vorne am Kopf des Motors angeordnete Display. Es ist leicht schräg nach oben montiert, sodass es in einem idealen Winkel zum Betrachter steht, zudem ist das Gehäuse des Motors oben so ausgeformt, dass es leicht über das Display hinausragt, und dieses bei direkter Sonneneinstrahlung etwas zu beschatten, was die Ablesbarkeit verbessert. Das Durchblättern durch die verschiedenen Daten geschieht einfach per Pfeiltaste und ist im Nu intuitiv erlernbar. Neben der Pinnen-Steuerung gibts auch eine Fernsteuerung und die Möglichkeit, den Fahrhebel rechts- oder linksseitig an einer Fahrkonsole oder als Aufbaulösung zu installieren. Natürlich gibts auch das Display als externe Anzeige.

Der bewährte rote Sicherheits-Stropp mit dem Clip am Not-Aus funktioniert natürlich auch beim E-Motor.

Als Sicherheits-Clip und Not-Aus-Schalter kommt der millionenfach bewährte rote, gewickelte „Safety-Strip“ mit dem klassischen Klemm-Clip zum Einsatz, den jeder vom Verbrenner kennt. Warum auch hier etwas ändern? Praktisch und gut gelöst, ist die Möglichkeit, den Motor von oben über eine Klappe mit einem Wechselakku zu „beladen“. Diese Klappe hat zwar keine Dichtung, jedoch eine umlaufende Drainage und ist so gegen Spritzwasser wasserdicht verschließbar. Das Innenleben der E-Installation ist nach der Schutzklasse IP65 gegen Wasser geschützt. Auf den Hauptkontakt zu Batterie soll bei deren Entnahme eine Schutzkappe gesteckt werden. Zudem sind die Entnahme und das Einlegen eines neuen Akkus so sehr simpel zu handhaben, und es müssen keine Kabel oder Verschraubungen gelöst und wieder befestigt werden.

Bekanntes Design, funktionales Zubehör

In Sachen Design hebt sich der Avator im Feld der Mitbewerber heraus. Der neue elektrische Mercury-Außenborder sieht aus wie ein… na? Genau: Wie ein Mercury-Außenborder! Das Design lehnt sich am Aussehen seiner Schwestern mit Verbrennungsmotor der neuen Generation an und liefert damit ein bekanntes Bild mit Wiedererkennungswert. Dass auch das Unterwasserteil und der Propeller auf den neuen elektrischen Antrieb hin optimiert und hydrodynamisch angepasst wurden, ist überflüssig zu erwähnen. Preise und Verfügbarkeiten wurden offiziell noch nicht bekannt gegeben.

Ersten inoffiziellen, nicht bestätigten Angaben zufolge soll die Verfügbarkeit aber ab dem Sommer in Europa gegeben sein, der Preis soll sich dann in einer Größenordnung ab ca. 3300,- Euro inkl. Akku und Ladegerät bewegen. Damit wäre der Mercury Avator 7.5e allerdings um einiges teurer als die Mitbewerber.

Technische Daten

Eingangsleistung: 1000 W

Leistung an der Propellerwelle: 750 W

Spannung: 48 Volt

Batterietyp: Lithium-Ionen

Schutzklasse Batterie: IP 67

Standard-Ladegerät: 110 W

Gesamtgewicht Motor (ohne Akku und Bracket): 16,7 kg

Gesamtgewicht ohne Batterie: 19,5 Kilo

Gewicht Batterie (1 kWh): 7,6 kg

Steuerung: Pinne oder Fernschaltung/ Steuerrad

Standardpropeller: 12.7 in x 7 pitch

Schaftlängen: 381, 508, 635 mm

Entwicklung und Erprobung weiterer elektrischer Boots-Antriebe

Brunswick Testboot zur Entwicklung elektrischer Innenbordantriebe (Foto: C. Schneider)

Und auch bei den Innenbordern tut sich etwas. Im Mercury Testcenter am Lake X konnte wir ein Versuchsboot fahren, dessen elektrischer 800 Volt-Antrieb bis zu 210 kW Dauerleistung und einen kurzzeitigen Leistungspeak von bis zu 320 kW aus zwei Li/Io-Batterien mit je 60 kW/h lieferte. Es dient dem Mercury-Entwicklungsteam, um Erfahrungen bei der Marinisierung der Elektronik und der Entwicklung der notwendigen Sicherheitseinrichtungen zu sammeln.

800 Volt und ein Leistungspeak von 320 kW – Der E-Antrieb des Brunswick-Testbootes hat es in sich.

Mit sechs Personen an Bord und etwas Welle lief das Surfboot der US-Marke „Heyday“ aus der Brunswick-Group auf dem Lake X eine komfortable Geschwindigkeit von 26 Knoten (48 km/h). Die Maximalgeschwindigkeit bei glattem Wasser gaben die Mercury Ingenieure mit ca. 32 Knoten (59 km/h) an. Dabei legten die Ingenieure aber Wert darauf, dass die Heyday nur gewählt wurde, weil die Platzverhältnisse an Bord für die notwendigen Installationsarbeiten ideal waren, und nicht weil man beabsichtigt, E-Antriebe speziell für Surfboats zu entwickeln.

Weitere Infos, Bilder und Details zum ersten Praxistest des neuen elektrischen Mercury Avator lesen Sie in der kommenden Ausgaben des MotorBoot Magazins digital im Shop oder mobil in der MotorBoot-Magazin App im Google Play Store und im Apple -Store.

www.mercurymarine.com/de/de/land/avator-electric-outboard/