Diesel-Außenborder:

OXE Marine nimmt Kurs auf Freizeitschifffahrt

Der schwedische Hersteller von Diesel-Außenbordern kündigt auf der Miami Boat-Show an, neben der kommerziellen und der militärischen Schifffahrt auch den Freizeitbereich bedienen zu wollen und seine Produkte verstärkt darauf auszurichten. Der Hersteller aus dem schwedischen Helsingborg hat derzeit Motoren mit 150, 175, 200 und 300 PS im Programm. Den Vertrieb in Deutschland und Österreich übernimmt die Bukh Bremen GmbH.

Schwere Boote, große Motoren, hohe Leistung – fette Außenborder sind seit Jahren ein Trend. Trotzdem: Die Ausweitung auf den Bereich der Freizeitschifffahrt war bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 2012 gar nicht geplant. Zu schwer und vor allem in der Anschaffung im Vergleich zum Benziner zu teuer lauten die Argumente, wenn sich die Frage stellt, ob Diesel-Außenborder auch für den Yacht-Markt attraktiv sein können. Daher sind die schwedischen Selbstzünder für die Heckspiegelmontage auch in jeder Hinsicht auf „heavy-duty“ Betrieb im Rahmen kommerzieller und militärischer Anwendungen ausgelegt.

Doch mit der Einführung des 300-PS-Modells im Mai 2020, das einen marinisierten Bi-Turbo-Automotor von BMW verwendet, und lt. Hersteller mit bis zu 46 % geringerem Kraftstoffverbrauch als bei vergleichbaren Benzinern bei ähnlichem Gewicht und damit einhergehend auch einer erheblich größere Reichweite punktet, entstand ein neuer Markt, der von den Verbrauchern selbst angetrieben wird, wie das Unternehmen in einem Interview in einem Interview mit dem Business-Magazin IBI auf der Miami International Boat Show (MIBS) erklärte.

Foto: OXE Marine

“Wir wären nicht auf einer Freizeitmesse, würden nicht in die Ausstellung, den Stand und alles, was hier passiert, investieren, wenn der Markt uns nicht antreiben würde. Der Markt kam zu uns”, sagte Diesel Outboard President Doug Natoce auf der MIBS, wo das Unternehmen auch einen riemengetriebenen Jet-Antrieb für den Außenborder vorstellte, der sowohl im kommerziellen als auch im Freizeitbereich eingesetzt werden kann.

Natoce erklärte, dass z.B. Eigner großer Offshore-Fischerbooten mit Außenbordern, die regelmäßig zwischen Florida und den Inseln der Karibik pendeln, ein perfektes Segment für den Diesel-Außenborder sind. Über dieses Feedback war man bei OXE selbst überrascht: “Ich hätte mir vor drei Jahren nicht vorstellen können, dass ein Mann hier steht und sagt: ‘Lass uns den Anwendungstechniker holen, ich werde einen Satz davon bestellen und sie in meiner Formula ersetzen.’ Seine Argumentation war so stichhaltig. Er liebt große Pferdestärken, er will eine große Reichweite, er transportiert schwere Lasten, und er besitzt ein Bauunternehmen, er versteht also etwas von Diesel,” so Natoce im IBI-Interview. Dieser Kunde trägt derzeit Extratanks an Deck seines Bootes, um von Florida zu den Bahamas und zurückzufahren.

Das sind sicherlich Verhältnisse, die nicht eins zu eins auf Europa übertragbar sind, aber auch hier erlaubt sich die Freizeitschifffahrt schon heute einen Seitenblick auf die Dieseltechnologie am Heck schneller Yachten und Boote. So konnte z.B. der britische Hersteller Cox Marine mit dem CXO-300 Diesel-Außenborder in den vergangenen zwei Jahren durch geringe Verbräuche, die Einhaltung strenger Abgasnormen und große Reichweiten gepaart mit hohem Drehmoment Aufmerksamkeit erregen. Im Test an einer Axopar 37 überzeugte das Aggregat in ganzer Linie nicht nur durch die Leistungsfähigkeit, sondern auch durch die gute Laufkultur und sorgte für ein reges Interesse auf dem Cannes Yachting Festival 2021.

Auf dem europäischen Markt, kämen Boote in Frage, deren Eigner die Vorteile eines Außenborders – gute Zugänglichkeit für die Wartung, kein Platzverbrauch durch Maschinenräume an Bord, anlaufen flacher Buchten und Reviere mit hochgetrimmten Motoren – mit den Benefits von Dieselmotoren – hohes Drehmoment, geringer Verbrauch, große Reichweiten, Langlebigkeit – verbinden wollen. Interessant sein könnten Dieselaußenborder daher für Crews deren Fokus auf längeren Ausfahrten und Reisen liegt, die ggf. zwischen den Inseln des Mittelmeers, der Ost- oder Nordsee und dem Festland hin und her pendeln oder die lange Reisen über große Distanzen planen. Zudem ist Benzin z.B. in einigen Nordseerevieren an den Bootstankstellen nicht überall verfügbar, oder aber Tender von Großyachten können direkt aus dem Tank des Mutterschiffes betankt werden, und es muss kein zusätzliches, feuergefährliches Benzin transportiert werden.

OXE hat daher nach eigenen Angaben Gespräche mit etwa einem halben Dutzend OEM-Bootsbauern geführt, die daran interessiert sein sollen, den großen Diesel auszuprobieren. “Warum sollte ein Hersteller von Freizeitbooten das tun? – Weil es verbraucherorientiert ist”, antwortet er auf seine eigene Frage. Doug Natoce weist auch darauf hin, dass es mit der neuen, zusätzlichen WaterJet-Untereinheit Anwendungen für Flachwasserbereiche gibt.

Die Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit des Produkts ist sowohl für kommerzielle als auch für Freizeitboote geeignet, so das OXE-Team. Kritische Komponenten können vom Inneren des Bootes ausgewechselt werden, ohne dass etwas anderes als die Motorhaube und die defekte Komponente entfernt werden muss. “Wir konzentrieren uns auf die kommerzielle Seite und die staatliche Seite, was ein außerordentlich schwieriges Umfeld ist. Wir wissen also, dass, wenn wir etwas auf den Markt bringen, es etwas sein muss, das für die jeweilige Anwendung geeignet ist”, so OXE-Geschäftsführer Andres Berg.

Doch der Einstieg in den Markt für Freizeitboote stellt das schwedische Unternehmen vor einige zusätzliche Herausforderungen. “Sie werden sehen, dass sich das Aussehen der Motoren verändern wird – attraktiver, schnittiger, um der Marktnachfrage gerecht zu werden”, sagte Natoce. “Bei kommerziellen Anwendungen war das Styling nie ein Thema, und jetzt arbeiten wir mit einigen der größten Designfirmen der Branche zusammen. In den letzten vier Quartalen ist der Absatz von OXE-Außenbordmotoren lt. Natoce um etwa 200 % gestiegen. Er geht davon aus, dass das Unternehmen bis in einem Jahr “tausende” von Motoren ausliefern dürfte.

www.oxemarine.com

www.oxe-diesel.de

Technische Daten – OXE300

Motortyp           Diesel, L6

Hubraum           3.0 Liter

Ansaugung        Turbolader, Ladeluftkühlung

Drehmoment    680 Nm bei 1750 U/min

Leistung             300 PS (220,65 kW) bei 4200 – 4400 U/min

Kraftstoff           Diesel

Gewicht              350 kg