50-Knoten-Foiler als Begleitboot

Wasserstoff-Antrieb für Verfolger bei der legendären Segelregatta America's Cup: Emirates Team New Zealand stellt seinen neuen wasserstoffbetriebenen Chase Boot Foiler vor. Es soll nicht nur den America’s Cup revolutionieren, sondern gleich die gesamte Schifffahrtsindustrie.

Das Team New Zealand des Americas Cup steht kurz vor dem Stapellauf eines ersten wasserstoffbetriebenen Motorbootes, das für die Verfolgung der Rennyacht von allen Syndikaten verpflichtend beim nächsten America’s Cup eingesetzt werden muss. Im neuen Protokoll ist festgeschrieben, dass jedes Team ein solches Chase-Boot einsetzt, wenn es die Telemetrie-Daten aufzeichnet. Die America’s Cup-Organisatoren wollen ein Zeichen setzen und ihr Engagement für die Umwelt verstärken. Auf Dauer sind die zuletzt 1600 PS starken Begleitboote mit vier je 400 PS starken Außenbordern nur noch schwer vermittelbar, wenn man sich insgesamt als grüner Sport vermarkten will.

Das Boot der Neuseeländer wird seit August 2021 in der eigenen Werft gebaut und befindet sich nun in der Endphase der Fertigstellung. Anfang März soll es auf See getestet werden. Das Team New Zealand sieht in der Wasserstoff-Technologie einen Schlüssel für die Zukunft der Schifffahrtsindustrie und prognostiziert große Auswirkungen auf die allgemeine Freizeitschifffahrt.

Die Arbeiten am Rumpf sind weit vorangeschritten. © ETNZ

Der Prototyp des Chase Boats ist zehn Meter lang und etwa 5200 Kilogramm schwer. Seine Normalgeschwindigkeit beträgt 30-35 Knoten und der maximale Speed 50 Knoten. Es bietet Platz für sechs Besatzungsmitglieder. Die Reichweite soll zwischen 150-180 Kilometer betragen. Die Spitzenleistung von 440 kW wird von einem 400-V-Gleichstromsystem geliefert und von den Wasserstoff-Brennstoffzellen gespeist.

Der Motor wird eingebaut. © ETNZ

Die vier Tanks von Hexagon Purus speichern an Bord 33 kg Wasserstoffgas bei einem Druck von 350 bar. Der Antrieb erfolgt über zwei Mercury Bottom-End-Propeller, die an den Enden der Haupttragfläche angebracht sind.

Einen großen Anteil an dem Projekt hat der langjährige Team-New-Zealand-Sponsor Toyota, der zwei 80-kW-Brennstoffzellen aus einer Vorserie lieferte. Die Japaner gelten als Vorreiter der Wasserstoff-Technologie und haben mit dem Toyota Mirai schon die zweite Generation eines Brennstoffzellenfahrzeugs auf die Straße gebracht. Zuletzt vermeldeten sie auch Fortschritte bei der Technologie für die Hochdruck-Betankung von Booten.

Das bisherige Chase Boat vom Team New Zealand mit 1600 PS. © ETNZ

Stephen Tindall, der als langjähriger Vorstandsvorsitzender und Direktor beim Emirates Team New Zealand inzwischen zurückgetreten ist, engagiert sich für den Nachhaltigkeitsaspekt beim Cup und sagt zu der Entwicklung: “Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Wasser gewonnen. Und sobald der Wasserstoff im Boot verwendet wird, ist das einzige Nebenprodukt Wasser. Ich glaube, dass das Team New Zealand mit dem ehrgeizigen Schritt in Richtung Wasserstoffboote den Weg für motorgetriebene Boote so ebnen wird, wie wir es mit der Revolution des Foilings auf dem Wasser getan haben. Ich freue mich darauf, in den nächsten 20 Jahren Millionen von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und Booten zu sehen.”

Ob dies angsichts der Kosten und der großen Energiemengen, die für die Herstellung von Wasserstoff nötig sind, realistisch ist, sei dahingestellt.

Das Design der Tragflächen unter dem Rumpf des Motorbootes basiert weitgehend auf der AC75-Technologie vom Team New Zealand. Auch der Autopilot, der zur Steuerung der Flughöhe verwendet wird, ist eine bei TNZ entwickelte Technologie.

 

ETNZ Mechatronik-Ingenieur Michael Rasmussen sagt: “Wir hoffen, mit dieser Technologie von Neuseeland aus, einen sauberen Wandel in der globalen Schifffahrtsindustrie voranzutreiben. Es wird eine aufregende, aber auch anstrengende Zeit, wenn wir das Boot erst einmal auf dem Wasser haben und es testen können.”