Erster Fachbetrieb für die Entsorgung von Altbooten

Zwischen ca. 20.000 bis 30.000 nicht mehr genutzte Boote und Yachten sollen den Einschätzungen der Bootsrecycling-Firma ReBoat in deutschen Häfen oder an Land verrotten. Mit gravierenden Folgen für die Umwelt: Durch jedes Schiff, das nicht fachgerecht im Sinne der Kreislaufwirtschaft entsorgt wird, gelangen schädliche Mikroplastik-Fragmente und Gefahrenstoffe in Böden und Gewässer und nehmen Einfluss auf die Gesundheit von Menschen und Tieren. Zwei Hamburger Unternehmer wollen das ändern und diese Boote fachgerecht entsorgen.

Keine gesetzliche Regelung in Deutschland

Anders als zum Beispiel in Frankreich gibt es in Deutschland noch keine gesetzliche Lösung für einen nachhaltigen Umgang mit sogenannten End-of-Life-Booten. Hohe Entsorgungs- und Transportkosten sowie unklare Eigentumsverhältnisse tun ihr Übriges. In anderen EU-Ländern gilt bereits eine Recyclingpflicht. So zahlen Bootshersteller in Frankreich bereits seit 2019 eine Ökoabgabe. Dafür ist das Recycling selbst für die Besitzer kostenlos.

Eigenen Angaben zufolge bietet ReBoat als erstes Unternehmen in der Bundesrepublik eine moderne, nachhaltige, verantwortungsbewusste und kostenoptimierte Recyclingmöglichkeit alter Boote und Yachten für den Endverbraucher.

Aufwendiger Recycling-Prozess

Treib- und Schmierstoffe aus alten Motoren oder Hydrauliksystemen müssen fachgerecht entsorgt werden. Foto. C. Schneider

Ein Boot besteht lt. ReBoat aus bis zu 18 Baustoffen, darunter verschiedene Grundbaumaterialien wie Holz, Stahl und GFK sowie Gefahrenstoffe wie z.B. Treibstoffe und Hydrauliköle. Tatsächlich sind den Angaben der Recyclingfirma zufolge alle im Bootsbau verwendeten Materialien recycelfähig und können nach der Abfallhierarchie in unterschiedlichen Stoffströmen in den Markt zurückgeführt werden. Mit dem Ziel der ganzheitlichen Rückführung ebendieser Stoffe setzt das innovative Konzept von ReBoat das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) vom Rückbau über die Materialtrennung bis hin zur Reintegration der recycelten Rohstoffe in acht Schritten um.

Der Prozess kann je nach Größe, Gewicht und Grundbaustoff des Bootes nur wenige Stunden aber auch bis zu drei Tage dauern. Neben teils aufwendigen händischen Zerkleinerungsarbeiten, dem Durchlauf von Trenn- und Sortieranlagen mittels Magnet- und Sensortechniken beinhaltet die Methode ebenso die Wiederaufbereitung des besonders umweltschädlichen glasfaserverstärkten Kunststoffes.

Problem GFK

Foto: Mael BALLAND / Unsplash

GFK ist aufgrund seiner Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit für den Bootsbau noch immer unverzichtbar, stellt innerhalb des Recycling-Prozesses im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft allerdings ein Problem dar. Zwar lässt er sich technisch recyceln, die Verfahren sind jedoch wirtschaftlich nicht sinnvoll, da das aus den Recycling-Prozessen entstehende Produkt rund fünf Mal so teuer wäre wie die Ursprungsfaser. ReBoat kooperiert mit der Partnerfirma neocomp GmbH, die darauf spezialisiert ist, die glasfaserhaltigen Verbunde umweltschonend   weiterzuverarbeiten.

 Die aufbereiteten GFK-Verbundstoff-Rezyklate werden zu 100 Prozent thermisch und stofflich verwertet. Das zerkleinerte GFK wird anschließend als Rohstoffsubstitut in der Zementindustrie eingesetzt. Die aufbereiteten glasfaserverstärkten Kunststoffe ersetzen fossile Brennstoffe wie beispielsweise Kohle und die aus der Asche gewonnenen Silikate können anstelle von Sand eingesetzt werden.

Dieses Verfahren für GFK-Abfälle stellt lt. ReBoat derzeit den ökonomisch und ökologisch sinnvollsten und damit auch nachhaltigsten Entsorgungsweg in Europa dar.

Materialtrennung, Rückgewinnung und Wertschöpfung

Mit insgesamt 20 Partnerfirmen, die für die Wiederaufbereitung der einzelnen Rohstoffe und die Logistik zuständig sind, arbeitet das Unternehmen aus Hamburg aktuell zusammen. Seit Betriebsaufnahme im Herbst 2020 wurden durch ReBoat bereits einige Boote umweltfreundlich recycelt, in 2021 will das Start-up ganze 100 Wasserfahrzeuge nachhaltig entsorgen.

Hochwertige Materialien wie z. B. die Bronze der Propeller können dem Wertschöpfungskreislauf wieder zugeführt werden. Foto: C. Schneider

Durch die Rückgewinnung hochwertiger Rohstoffe sowie die Aufbereitung und Wiederverwertung von schwer recycelbaren Materialien wie glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) wird für einen ökologisch sinnvollen und umweltbewussten Umgang mit den im Bootsbau verwendeten Ressourcen gesorgt. Werthaltige Rohstoffe werden Kunden anteilig erstattet, sodass nach Abzug der Recycling- und Logistikkosten ein Guthaben entstehen kann, das vergütet wird.

Vorreiter in Deutschland

Für die beiden ReBoat-Geschäftsführer Jens Mahnke und Mark Walberg war die Gründung des Unternehmens eine echte Herzensangelegenheit. „Wir sind seit Kindheitstagen begeisterte Segler und es war immer unser Wunsch, unser berufliches Aufgabenfeld mit der Leidenschaft zu verbinden. Ein gar nicht so weiter Weg, denn auch in der Sportschifffahrt spielt der Umweltgedanke eine immer bedeutendere Rolle. Egal wo auf der Welt – überall stießen wir auf Bootsleichen. Aus diesem Grund haben wir uns mit ReBoat dazu entschieden, uns auf das  ökologische und ökonomische Recycling von Booten zu spezialisieren“, sagt Mahnke. „Neben dem Ziel im Jahr 2021 100 Boote zu recyceln, wünschen wir uns sehr, dass in den kommenden Jahren auch in Deutschland eine gesetzliche Lösung zur Entsorgung alter Yachten und Boote gefunden wird“, ergänzt Walberg.

www.re-boat.de