Bootsbranche: Stabil mit leichten Erosionserscheinungen

Traditionelles Branchengespräch im Rahmen der Interboot: Der Trend geht zu größeren Schiffen – Große Fluktuation bei Bootsbesitzern

Der Wassersportmarkt 2019 bleibt stabil. Nach einem
erfolgreichen Auftakt ist die Wassersportbranche mit voller Kraft in die Saison
2019 gestartet. Eine Konjunkturumfrage des Bundesverbandes
Wassersportwirtschaft (BVWW) zur Jahresmitte zeigt, dass die Unternehmen mit
der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2019 zufrieden waren. Gleichwohl
zeigen die Umfrageergebnisse seit 2017 einen klaren Trend: Wurde die aktuelle
Geschäftslage 2017 noch von knapp 87 Prozent positiv bewertet, sind es in
diesem Jahr noch 74 Prozent. Wie Sonja Meichle, Vizepräsidentin des
Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, beim traditionellen Branchengespräch im
Rahmen der Interboot in Friedrichshafen sagte, sei eine gewisse Erosion der
Konjunktur unübersehbar. Die allgemeinen Wirtschaftsdaten würden diesen Trend
bestätigen.

Auch der Deutsche Boots- und Schiffbauerverband (DBSV)
beleuchtete den aktuellen Bootsmarkt zur Jahresmitte 2019. Nach Angaben von
Präsident Torsten Conradi spiegeln die Importe zusammen mit dem Teil der
deutschen Produktion, der nicht exportiert wird, und mit dem Gebrauchtbootmarkt
den deutschen Bootsmarkt wider. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes
wurden im ersten Halbjahr 13 940 Einheiten im Wert von 126,2 Mio. Euro nach
Deutschland eingeführt. Da der Zuwachs bei der Stückzahl primär im Bereich der
Kleinboote generiert worden sei, sei es nicht ungewöhnlich, dass der Umsatz
nicht entsprechend der Stückzahl gestiegen sei, so Conradi. Der DBSV-Präsident
erklärte, dass der Trend zu großen Yachten und Katamaranen gehe. Viel Platz und
keine Krängung spreche dabei für die Doppelrümpfer. Das scheine der „Gin-Tonic-Generation“
zu gefallen.

Beim Blick in die Zukunft machte Conradi dem Segelsport Mut.
„Regenerative Energien und das Thema Nachhaltigkeit werden schon Auswirkungen
haben. Vielleicht geraten segelbetriebene Boote wieder mehr in den Fokus“, so
der DBSV-Präsident vor dem Hintergrund der Dominanz der Motorboote.

Mit einer leichten Steigerung kann der Schweizer
Sportbootmarkt in der Saison 2019 aufwarten. Wie Beat Plüss, Präsident des
Schweizerischen Bootbauer-Verbands, auf der Interboot erklärte, „kann die
Bootssaison 2019 als gut bis sehr gut bezeichnet werden“. Rund 100 000 Segel-
und Motorboote seien auf den Schweizer Gewässern unterwegs, damit gelte die
Schweiz als starke Bootsnation.

Hans Roelants, General Manager EMEA Sea Ray Boats, stellte
fest: „Die momentanen wirtschaftlichen Entwicklungen stellen keine Probleme für
uns dar. Wir haben mit unserem US-Unternehmen, das dieses Jahr sein 60-jähriges
Bestehen feiert, sogar 15 Prozent mehr Verkäufe zu verzeichnen.“

Joachim Pfister, Geschäftsführer Boote Pfister GmbH, hob
beim Branchengespräch die Tendenz zum Geschäft mit Neu- und Gebrauchtbooten
hervor und berichtete von einem Neueinsteiger-Boom, bedingt durch Um- und
Aussteiger, die ihr Boot nach einigen Jahren zum Verkauf anbieten und sich ein
neues, vielleicht auch größeres Schiff zulegen möchten. Die Fluktuation sei in
dieser Zeit besonders groß, stimmte auch Sonja Meichle zu. Es gebe sehr viele betagte
Aussteiger, eine ganze Generation trete zurück und verkaufe jetzt Boote, so die
Geschäftsführerin von Ultra Marin. Joachim Pfister, dessen Unternehmen seit
mehr als 50 Jahren im Bootsgeschäft tätig und der selbst seit 38 Jahren auf der
Interboot vertreten ist, verspürt eine konstant starke Nachfrage. In
Friedrichshafen sprach er sich für einheitliche Zulassungsmodalitäten für Boote
in Deutschland aus. „Dies würde unser Geschäft wesentlich vereinfachen“, so Pfister.
Für ihn ist wichtig, dass die Freude und Faszination am Wassersport erhalten
bleibt und viele Menschen auf dem Wasser Entspannung und Erholung finden.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass zahlreiche Bootsmarken
wie zum Beispiel Bavaria, Bénéteau, Jeanneau oder Sealine mit mehr Yachten als
im Vorjahr auf der Interboot vertreten sind“, erklärte Messechef Klaus Wellmann
im Rahmen des Branchengespräches. Mit der Indoor-Messe, dem Interboot-Hafen am Bodensee
und dem Messesee direkt vor den Hallen biete die Interboot gleich drei Spots,
so Wellmann, der bereits in Richtung 2020 blickte: Im nächsten Jahr findet die
Interboot vom 19. bis 27. September statt. Eine Umfrage bei 666 Firmen aus dem
Ausstellerkreis hat ergeben, dass die neuntägige Laufzeit gegenüber einer alternativen
fünftägigen präferiert wird. 61 Prozent hatten sich für die längere Laufzeit
ausgesprochen. So bleibt die Interboot neben der weltgrößten Wassersportmesse, der
boot Düsseldorf, die zweite neuntägige Wassersportmesse in Deutschland. Das sei
allerdings nicht in Stein gemeißelt, sicherlich werde man die Aussteller in ein
paar Jahren erneut befragen, erklärte der Messechef. Die Hamburg Boat Show und
die Boot & Fun Berlin öffnen jeweils von Mittwoch bis Sonntag ihre Tore.