Corona: Sommerurlaub an Bord in Kroatien?

Während viele einheimische Bootseigner wieder an Bord gehen dürfen, oder aber die Aussicht haben, dies demnächst wieder zu tun, herrscht für alle Eigner, deren Boot im Ausland liegt, noch Ungewissheit. Dürfen Bootseigner mit einem Liegeplatz in Kroatien jetzt vorsichtig hoffen?

Ostsee oder Mittelmeer?

Fasst man die greifbaren Fakten zusammen, sind leider viele Berichte, die Hoffnung machen, dass eine baldige Anreise nach Kroatien möglich ist, eher Spekulation, zumal die Reisewarnung der Bundesregierung aufgrund der Corona-Krise aktuell bis mindestens Mitte Juni gelten soll.

Auch die Grenzen bleiben vorerst dicht. Wann die Grenzen wo wieder geöffnet werden, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Situation in Deutschland, Europa und weltweit ab.

Die Äußerungen des Tourismus-Beauftragten der Bundesregierung Thomas Bareiß geben zumindest Grund zu Hoffnung: ” Wenn die Entwicklung bei Covid-19 so weitergeht, wird der Sommerurlaub  in Deutschland stattfinden  können und auch in den europäischen Nachbarländern, in denen sich die Infektionszahlen ebenfalls günstig entwickeln. Entsprechende Gespräche mit den Regierungen führen wir bereits”, so Bareiß in einem Interview am 5. Mai gegenüber dem tagesspiegel.

Eine Chance könnte es mittelfristig sein, dass es gelingt, länderübergreifend verbindliche Standards zum Schutz vor der Verbreitung des Virus zu definieren und zu gewährleisten.

Daher sollen sämtliche Maßnahmen in Abstimmung mit den Partnern in der Europäischen Union getroffen werden. Offiziell enden die Reisebeschränkungen in Kroatien selbst am 18. Mai.

Kroatien lockt mit gutem Wetter, schönen Häfen und viel Kultur- hier die Stadt Krk auf der gleichnamigen Insel – der Tourismus hat wirtschaftlich eine große Bedeutung
(Foto: C. Schneider)

Hinweise zur Öffnung

Trotzdem stehen die Chancen in mancherlei Hinsicht nicht schlecht, dass Kroatien zumindest eines der ersten Länder sein wird, die wieder zu bereisen sind. Kroatien hat durch frühzeitige konsequente Maßnahmen die Situation in der Corona-Krise sehr gut in den Griff bekommen.

So könnten z.B. die Grenzen für Autotouristen geöffnet werden, sofern die Epidemie in den betreffenden Ländern unter Kontrolle ist. Allerdings ist es dafür notwendig, dass auch Slowenien seine Grenzen für den Transitverkehr öffnet.

Auch einige große Reiseveranstalter rechnen laut einem Artikel des Tagesspiegel damit, dass im Laufe des Juni/ Juli wieder Reisen unter Vorsichtsmaßnahmen in einige europäische Regionen möglich sind.

Drei-Phasen-Plan und erste Lockerungen

Die Lage rund um das Corona-Virus ist in Kroatien derzeit stabil, so dass auch in Kroatien Schritt für Schritt Lockerungen der Beschränkungen und Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

Ein Drei-Phasen-Plan für die schrittweise Lockerung wird derzeit abgearbeitet. Danach soll es zuerst div. Lockerungen im Handel geben, ab der Phase drei ab 11. Mai auch Hotels und Appartements wieder öffnen dürfen und unter bestimmten Voraussetzungen Gäste beherbergen. Auch Inlandsflüge sollen ab diesem Termin wieder möglich sein. Für Hotels und Campingplätze wurden Regeln angekündigt, wie der Umgang mit Gästen zu handhaben ist, um dem Schutz vor Corona Infektionen vorzubeugen. Das lässt Spekulationen Raum, dass diese Regeln in ähnlicher Form auch für Yachthäfen gelten könnten und auch Bootseigner bald wieder ins Land dürfen.

Allerdings gelten auch in Kroatien weiterhin strenge Kontakt-Beschränkungen und die Grenzen sind für Privatreisen weiterhin geschlossen.

In einsamen Buchten und an Bord sind die Corona-Schutz-Regeln einfach einzuhalten.
(Foto: C. Schneider)

Nach Gesprächen zwischen Kroatien, Deutschland und Österreich soll nach Aussage des kroatischen Premiers Andrej Plenkovic Zuversicht herrschen, dass ein Modell entwickelt wird, damit Gäste in der Sommersaison nach Kroatien reisen können.

Marinas in Kontakt mit Ministerien

Derweil (4. Mai) wurde bekannt, dass einige ACI-Marinas den Betrieb wieder hochfahren und schrittweise öffnen. Da es sich dabei um einen Marinaverbund handelt, der sich hauptsächlich im Staatsbesitz befindet, könnte hieraus geschlossen werden, dass so die Öffnung des Wassersport-Tourismus allmählich eingeleitet wird.

In einer der größten kroatischen privat geführten Marinas im Norden des Landes, der Marina Punat hat man dazu aber keine Infos, wie uns die Marina auf Anfrage der MotorBoot Online-Redaktion mitteilte: „Wann Bootseigner aus Deutschland und Österreich wieder zu ihren Schiffen in Kroatien dürfen, wissen wir noch nicht. Unsere nautischen Vereine und Marinas sind konstant im Kontakt mit zuständigen Ministerien. Wir hoffen, dass die Maßnahmen für Nautiker zuerst entlastet werden. In diese Richtung gehen auch alle unsere Gespräche. Bis dahin richten wir uns in Bezug auf die Tätigkeiten innerhalb der Marina ein. Die Infrastruktur der Marina funktioniert vollständig, und wir sind vorbereitet, um in die neue Saison zu starten, sobald dies möglich ist.“

In der Marina Punat und auch anderswo ist man auf die Ankunft der Bootseigner vorbereitet und kümmert sich derweil sorgsam um die Yachten (Foto: Marina Punat)

Reisewarnung besteht weiter

Allerdings hat auch die Bundesregierung hier noch ein Wörtchen mitzureden, denn immerhin gibt es eine offizielle weltweite Reisewarnung.

Zudem verweist Außenminister Maas auf die gewaltige Anstrengung der Rückhol-Aktion, bei der auf Staatskosten zigtausende Reisende über eine Luftbrücke aus dem Ausland wieder nach Hause geflogen wurden, nachdem die Corona-Krise den Luftverkehr zum Erliegen brachte. Sollten die Infektionszahlen nach Lockerungen u.a. im Reiseverkehr wieder nach oben schnellen, wird es eine zweite Aktion dieser Art nicht geben, wie Maas unmissverständlich klar stellte.

Fazit

Es gibt Bemühungen, die Einreise nach Kroatien für den touristischen Verkehr wieder zu ermöglichen, und es deutet einiges darauf hin, dass auch Bootseigner davon profitieren können. Letztlich hängt aber alles von der weiteren Entwicklung der Infektionszahlen nicht nur in Kroatien selbst, sondern gerade auch in den Ländern ab, aus denen eine Mehrzahl der Gäste einreisen dürfte.

Eigner sind daher gut beraten, sich vorerst weiter zu gedulden und – sofern nicht schon geschehen – in Kontakt mit der Marina zu treten, in der das Schiff den Liege- oder Lagerplatz hat. Die Informationen weiterzugeben, wann es für Bootseigner wieder möglich sein wird, selbst an Bord zu gehen, wird auch im allerersten Interesse der Marinas liegen, so dass Eigner überprüfen sollten, ob ihre aktuellen Kontaktdaten dort vorliegen.