Einschneidende Eingriffe ins Ijsselmeer

Windenergie- und Sonnenkollektoren-Parks, Sandgewinnungsgebiete, Ausbau der Berufsfischerei, Schilf- und Moorflächen, Untiefen, auf denen sich Wasserpflanzen ausbreiten können, Naturschutzinseln und andere zahlreiche industrielle Zukunftspläne, mit denen die niederländische Regierung in das Ijsselmeer eingreifen will, haben den Wassersportverband, die Organisation „Blauwe Hart Natuurlijk“, die Bevölkerung und die Betreiber von 37 Yachthäfen an Ijsselmeer und Wattenmeer auf den Plan gerufen.

von Ingrid Bachmann

In einem offenen Brief haben sie das Programm der Regierungspläne scharf verurteilt. Das Ijsselmeer ist innerhalb Europas ein einzigartiges Süßwassermeer mit internationalem Status als Natura2000-Gebiet. Mit seiner Offenheit und Weitläufigkeit bietet es Wassersportlern und Erholungssuchenden aller Art den nötigen Platz. Daher ist es von Bedeutung, diesen in der jetzigen Form zu erhalten.

Sollte die Regierung an den Plänen festhalten, werden vor allem der Freizeitsektor und der örtliche Mittelstand sein die Verlierer sein, wenn Erholungssuchende und Touristen aufgrund der einschneidenden Veränderungen ausbleiben.

Großes Unverständnis ruft auch der Entwurf der Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat hervor. Darin geht es um die Entwicklung einer neuen Insellandschaft zwischen vor der nordholländischen Küste. Das Projekt sieht unter dem Namen „Wieringerhoek“ am Wieringermeer-Deich und der Küste von Westfriesland bis Enkhuizen neben einem großen Naturreservat auch Inseln vor, auf denen Sonnenkollektoren zur Energiegewinnung aufgestellt werden.

Gegen Inseln jeglicher Art, die auch in der Bucht bei Andijk geplant sind, haben die Einwohner von Andijk, Wervershoof, Enkhuizen und anderer Orte bereits eine Unterschriftenaktion gestartet. Damit wollen sie solch verheerende Eingriffe, die das  Ijsselmeer am jahrhundertealten Westfriesischen Ringdeich derart  negativ verändern, verhindern.

Zwei Vorschläge wurden bereits ausgearbeitet. Der erste befasst sich mit der bereits bestehenden künstlichen Insel De Kreupel vor Andijk und der Küste von Medemblik. Rijkswaterstaat sieht eine Möglichkeit der Vergrößerung der Insel De Kreupel. Mit weiteren Inseln könnte sie ähnlich gestaltet werden wie die kürzlich fertiggestellte Inselwelt namens Marker Wadden im Markermeer. Der vorhandene Passantenhafen von De Kreupel soll auch weiterhin für Wassersportler erreichbar bleiben und die neuen Inseln der Natur und dem Ökotourismus dienen.

Der zweite ausgearbeitete Entwurf unter dem Namen „Ijsselmeer Archipel“ sieht die Aufschüttung  von einem Dutzend kleiner Inseln nördlich von Andijk und Wervershoof vor. Diese sollen in erster Linie der Natur vorbehalten sein.

Nach Bekanntwerden dieser Pläne ist das Entsetzen in der Wassersportbranche groß. Das Verhalten von Rijkswaterstaat ist auch für den Wassersportverband sowie für die Wassersportler nicht nachvollziehbar. Seit einigen Jahren gibt die Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat Unsummen für  die Beseitigung der  Unterwasserpflanzen im Markermeer, Ijmeer, Ijsselmeer und den Randmeeren aus. Und nun stellt sie Pläne mit Naturschutzinseln vor, die genau das Wachstum der bisher bekämpften Wasserpflanzen fördern.