Einstieg in den Boots-Sport

Einsteigertipps: Das Boot richtig anlegen

Los geht’s mit der neuen Bootssaison und wieder sind viele Neueinsteiger mit dabei, die an Bord kommen und auf erste Törns gehen. Das An- und Ablegen ist dabei immer eine aufregende Angelegenheit, und der erste Kratzer im Lack durch den Rempler am Steg ist schnell passiert. Doch mit ein paar Tipps, etwas Übung, etwas Übersicht und ein paar Tricks, ist das unfallfreie Anlegen auch für Anfänger kein Hexenwerk.

Vorbereitung

Umsicht und eine gute Vorbereitung sind die halbe Miete beim Anlegen. Der kluge Skipper erklärt seiner Crew, was er vorhat, und verteilt die Aufgaben an Bord. Er prüft, aus welcher Richtung der Wind und die Strömung kommen, und schätzt den Einfluss auf das Fahrverhalten des Bootes ein. Er fährt den Anlegesteg oder die Box langsam an.

Der Palstek ist ein beliebter Knoten, um ein Festmacherauge zu knoten, mit dem die Leine auf einem Pfahl oder Poller belegt werden kann.
Foto: Copyright (c) 2019 OlgaGi/Shutterstock.

Bevor das Manöver gefahren wird, hat die Crew die Fender an den richtigen Stellen ausgebracht und die Festmacher-Leinen so bereitgelegt, dass sie sofort genutzt werden können und ggf. bereits einen Palstek in ein Ende der Leinen gebunden. Idealerweise wird eine Leine mit einem Auge (Schlaufe des Palsteks) oder einem Rundtörn mit zwei halben Schlägen an Land auf einem Poller oder an einem Ring befestigt und dann die Leine in der richtigen Länge an Bord auf einer Klampe belegt. Alternativ kann die Leine auch erst an Bord belegt werden und wird dann an Land entsprechend festgemacht.

Wind und Strom einschätzen, Fender und Leinen bereithalten, Crew einweisen

Anlegen in einer Box

Das Festmachen in einer Box erfolgt am einfachsten vorwärts. Beim langsamen Fahren zwischen die beiden Pfähle müssen erst die hinteren Festmacher über die Pfähle gelegt werden. Die Festmacher sollten so lang sein, dass das Boot gerade vor dem Steg zum Halten kommt. Die genaue Regulierung der Länge erfolgt, wenn die beiden vorderen Festmacher so befestigt sind, dass es einfach ist, auf den Steg zu steigen.

Bei seitlichen Winden sind die Leinen auf der dem Wind zugewandten Seite (Luv) am wichtigsten, werden zuerst belegt, damit das Boot nicht vertreibt. Zudem muss ein Crewmitglied das Boot auf der dem Wind abgewandten Seite (Lee) vor einer Berührung mit dem Nachbarboot mit einem Fender sichern. Wenn die luvseitigen Leinen fest sind, können die leeseitigen Leinen in Ruhe festgemacht werden.

Möglichst vorwärts einfahren, bei Seitenwind zuerst die Luv-Leinen belegen

Anlegen an einen Steg

Wichtig beim längsseits Anlegen ist es, den Steg oder die Pier immer in einem möglichst spitzen Winkel anzufahren. Das geschieht nach Möglichkeit gegen Wind und Strom.  Wichtig zu beachten: Ein Boot steuert zuerst mit dem Heck!

Längsseits an einem Steg wird ein Boot mit vier Leinen festgemacht. Dahinter steckt ein sinnvolles System: Die Vor und die Achterleine verhindern, dass das Boot mit Bug oder Heck vom Steg wegklappt. Die Vor- und die Achterspring werden entweder von der Mitte des Bootes zum Steg ausgebracht oder von den Bootsenden etwa zur einer mittigen Möglichkeit am Steg. Sie sorgen dafür, dass das Boot nicht nach vorne oder hinten auswandert und z.B. andere Boote davor oder dahinter beschädigt.

In spitzem Winkel anfahren, Vor- und Achterleine / Vor- und Achterspring

Wer mittschiffs eine Klampe hat, kann seine Vor- und Achterspring auch von dort aus nach vorne und achtern an Land festmachen.
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An-und Ablegen über die Vorspring

Bei stark ablandigen Winden oder in einer engen Lücke kann es schwierig sein, den Liegeplatz in spitzem Winkel anzulaufen und sicher anzulegen. Bei starken auflandigen Winden hingegegen, ist es u.U. problematisch, von einem Steg abzulegen. In dieser Situation hilft ein einfaches Leinenmanöver, das der Seemann „In die Vorspring eindampfen“ nennt.

Dafür wird der Steg langsam angefahren und von einem Crewmitglied vorne ein Fender und eine lange Leine für die Vorspring bereitgehalten. Ideal ist es, wenn das Boot von vorne aus gesehen etwa im Übergang des ersten zum zweiten Drittels der Bootslänge eine dafür vorgesehene Springklampe montiert hat, es funktioniert aber auch mit der Vorschiffsklampe.

Der Fender muss dafür aber sehr weit vorne sein und die Leine muss recht lang nach hinten reichen.  Nun wird das Boot gut abgefendert mit dem Bug vorsichtig mit wenig Gas gegen den Steg gelegt und die Vorspring an Land und an Bord nicht zu kurz belegt. Dann wird vorsichtig Gas gegeben – oft reicht es, einfach nur im Standgas einzukuppeln— und das Ruder bzw. der Außenborder wird so gedreht, dass der Propellerschub nach außen hin – vom Steg weg— abgelenkt wird bzw. dorthin wirkt. Die Pinne zeigt dann zum Steg hin. Das Boot klappt nun automatisch mit dem Heck zum Steg und die Crew kann in Ruhe die anderen Leinen sicher ausbringen.

Entsprechend funktioniert das Ablegen.  Wieder ist das Boot besonders vorne gut abgefendert. Am besten die Vorspring „auf Slip“ legen, d.h. so belegen, dass sie einmal um den Festmachepunkt an Land herumgeführt wird und an Bord belegt ist. So kann die Leine von Bord aus gelöst und eingeholt werden und es wird keine Person an Land benötigt. Nun legt der Skipper den Motor oder das Ruder genau andersrum als beim Anlegen – also Propellerschub zum Steg hin – und dampft in die Spring ein. Das Boot klappt jetzt mit dem Heck vom Steg weg.

Dann wird die Vorspring gelöst und das Boot kann sich mit Rückwärtsfahrt vom Steg entfernen. Bei viel Verkehr wird das entsprechende Schallsignal gegeben: Dreimal ein kurzer Ton heißt: Ich fahre rückwärts!

Achtung! Stark auflandiger Wind und ggf. der sog. Radeffekt des Propellers können dazu führen, dass das Boot wieder auf den Steg getrieben wird, deshalb sollte in einem nicht zu spitzen Winkel abgelegt werden.

Diese Manöver sollten an einem ruhigen Tag an einem Steg mit viel Platz geübt werden.

Steg langsam anfahren, Fender vorne, „In die Spring eindampfen“, Manöver üben

Das Manöver klappt mit dem Außenborder, aber auch problemlos mit dem Z- oder Heckantrieb. Aber auch auf Booten mit Wellenantrieb ist es ein übliches Manöver. Hier lenkt das vom Propeller angeströmte und eingeschlagene Ruderblatt (Vom Steg weg = Anlegen / zum Steg hin= Ablegen – entsprechend Grafik Außenborder) den Schraubenstrom des Propellers ab, sodass das Boot in die Spring eindampft. In der Berufsschifffahrt ist dieses Manöver dementsprechend ein Standardverfahren beim An- und z.T. auch beim Ablegen.