Einstieg in den Bootssport:
Etikette, Sitten und Gebräuche an Bord
Seemanschaft
- Leinen werden immer aufgeschossen, d.h. zusammengenommen und „aufgewickelt“. Aus einzelnen Kardeelen geschlagenes Tauwerk (oft bei Festmacherleinen) ist i.d.R. rechtsherum geschlagen und sollte auch rechtsherum aufgeschossen werden. Das vermeidet Kinken und Törns in der Leine beim Abwickeln und Gebrauch. Leinen, die am Steg belegt sind, werden so aufgeschossen und beiseitegelegt, dass Andere nicht darüber stolpern.

- Fender dienen dem Abpolstern des Bootes beim Liegen am Liegeplatz und werden nach Gebrauch eingeholt oder wenigstens an Deck gelegt. Lediglich bei Fahrten in Fluss- oder Kanalabschnitten mit vielen dicht aufeinanderfolgenden Schleusen werden sie oft draußen hängen gelassen. Die augenzwinkernde Frage eines vorbeifahrenden Bootssportlers: „Na, hast Du einen Hafenschlepper?“, ist ein netter Hinweis auf einen noch außenbords hängenden Fender.
- Mit einer Leine winken ist als Zeichen zu verstehen, dass der Winkende ein Boot braucht, das ihn z.B. aufgrund eines Schadens abschleppt.
- Bei der Annäherung an kleinere Boote, Anlegestellen oder Schwimmer reduziert der rücksichtsvolle Motorbootfahrer die Fahrstufe. Mit einem Blick nach hinten wird die Höhe der Heckwelle kontrolliert und ggf. die Fahrt noch weiter verringert.

- Längsseits liegen: Wer längsseits eines anderen Bootes festmachen will, fragt zuerst den anderen Skipper und fährt sein Anlegemanöver dann mit besonderer Obacht. Mindestens jedes zweite Boot im Päckchen bringt dann eine Vor- und eine Achterleine an Land aus (also wenigstens immer die „Ungeraden“ d.h. das innere Boot ja sowieso, dann das dritte, fünfte usw.) Wer das Deck des Nachbarbootes betritt, um an Land zu gehen, tut dies vorsichtig und leise. An Bord springen ist absolut verpönt und unhöflich. Das Nachbarboot wird über das Vorschiff passiert und nicht durch dessen Plicht. Wer Längsseitslieger willkommen heißt, signalisiert das durch einen auf seiner Außenseite angebundenen Fender. Das Ausbringen des Beibootes zur Verhinderung eines Nachbarn längsseits ist asozial und schlechte Seemannschaft!

- Umweltschutz gehört zur guten Seemanschaft: Der sorgsame und rücksichtsvolle Skipper achtet auf ein umweltgerechtes und nachhaltiges Verhalten an Bord und im Umgang mit der Natur. Erholsamer Wassersport kann nur in einer intakten und sauberen Natur stattfinden. Es liegt schon aus diesem Grunde im ureigenen Interesse der Wassersportler, die Natur zu schützen.
Flaggen
- Bundesflagge: Seeschiffe müssen, Binnenschiffe dürfen die deutsche Bundesflagge führen, sofern die Eigentümer Deutsche sind und ihren Wohnsitz in der Bundesrepublik haben. Achtung: Das Führen der Europa-Flagge oder einer anderen Flagge anstatt der Bundesflagge an Bord einer Deutschen Yacht verstößt gegen das Flaggengesetz und kann mit Geldstrafen geahndet werden!
- Bei Sonnenuntergang soll die Flagge eingeholt werden.
- Gastlandsflagge: Bei Besuchen mit dem Boot im Ausland setzen wir die Nationale des Gastgeberlandes als kleine Gastlandsflagge an der Steuerbordseite des Bootes, z.B. am Lichtmast. Viele vergessen es, aber eigentlich soll auch diese Flagge bei Sonnenuntergang eingeholt werden.
- Andere Flaggen sind bei Flaggenparaden zu besonderen Anlässen willkommen, man sollte sich ansonsten aber auf das Führen der Vereinsflagge beschränken. Das Führen der Piratenflagge ist zwar bei Kindern beliebt, aber nicht statthaft und wird im Ausland sogar oft als Respektlosigkeit angesehen.

Höflichkeit
- Grüßen: Wassersportler grüßen einander, wenn sie sich auf dem Wasser begegnen
- Duzen: Niemand sollte pikiert sein, wenn er gleich mit „Du“ angeredet wird. Das ist nicht respektlos gemeint, sondern ein Ausdruck der Kameradschaft der Bootssportler untereinander und mitunter fast schon üblich.
- Helfen: Gegenseitiges Helfen, wie z.B. das Annehmen einer Leine am Steg eines anderen Bootes, sollte für Bootssportler selbstverständlich sein. Dabei ist es unerheblich, ob der Andere Segler, Kanufahrer, Motorbootfahrer o.a. ist.

- Am Ankerplatz und im Hafen ist man meist nicht allein und nimmt dementsprechend Rücksicht auf Andere. Unnötiges Motor laufen lassen, Lärm und lautes Radio o.ä. wird vermieden.
- Lautes Herumschreien mit der Crew beim Anlegen und bei Manövern ist kein Ausdruck eines kernigen Seemannes. Der kluge Skipper zeichnet sich durch Ruhe und Besonnenheit aus.
- Frauen an Bord bringen entgegen seemännischen Aberglaubens kein Unglück, fahren nicht als Köchin mit und sind vollwertige Crewmitglieder, die mit Respekt und Höflichkeit behandelt werden.