Dürre macht Bootssportlern zu schaffen:

Fallende Pegelstände am Bodensee

Die Wassersportsaison für die Bodensee-Sportschipper droht vielerorts „hoch, warm und trocken" zu enden bzw. hat schon ein vorzeitiges Ende im Hafenschlick oder an Land gefunden. Durch die anhaltende Dürre ist der Pegel des größten Sees Deutschlands drastisch gefallen und Regen ist nicht in Sicht.

Es sind Bilder, wie man sie sonst nur aus den Tidengewässern der Nordsee kennt: Häfen, in denen die Boote auf dem Trockenen liegen und an ein Auslaufen nicht mehr zu denken ist. „Die Situation ist prekär und es ist zu befürchten, dass sie sich weiter verschlimmert“, so Edgar Raff, Vorsitzender der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB) gegenüber MotorBoot Online und ergänzt: „Besonders betroffen ist der Untersee, aber auch am Westufer z.B. im Yachtclub Sipplingen bekommt man den niedrigen Wasserstand bereits zu spüren. Mein eigenes Boot liegt auch nicht mehr an seinem angestammten Liegeplatz.“

Untersee und Westufer am stärksten betroffen

Nicht etwa ein Nordseehafen bei Niedrigwasser, sondern die Sportboothafenanlage Horn am Untersee. Der Bodenseepegel steuert aufgrund der Dürre ein neues Rekordtief an. (Foto: Stefan Stolz)

Laut eines Berichts des ZDF-Nachrichtenmagazins „heute“ vom 29. Juli ist die Saison für manche Bootsbesitzer bereits zu Ende, da ihre Boote aufgrund fehlenden Wassers im Hafen bereits ausgewassert werden mussten. Hier wird z.B. der Hafen der Insel Reichenau und der Hafen der Gemeinde Moos bei Konstanz genannt. Bootstester und Korrespondent des MotorBoot Magazins Stefan Stolz bestätigt: „Wir waren vor zwei Wochen in Moos und konnten mit unserem Motorboot den Hafen eben gerade noch anlaufen. Wir hatten noch 30 Zentimeter Wasser unter dem Kiel und mussten die Antriebe ordentlich hochtrimmen. Der Hafenmeister bat uns dann aber, nicht länger als eine Nacht zu bleiben, da er die Plätze, an denen noch etwas Wasser stand, benötigte, um Boote, die im Hafen ihren festen Platz haben, dahin verlegen zu können.“ Mittlerweile sollen Teile des Hafen vollständig trockengefallen sein.

Michael Zupritt, Inhaber und Geschäftsführer des Yacht und Bootshändler und Bootsservice-Betriebs MIZU aus Hilzingen hat entsprechende Erfahrungen. Zahlreiche seiner Kunden haben ihre Liegeplätze im westlichen Teil des Bodensees oder am Untersee. „Von den größeren Booten mussten wir viele verlegen oder ganz auswassern. Bei den kleineren Aluminium-Booten unserer Marke Futuro können wir z.T. noch improvisieren. Die Alu-Rümpfe sind unempfindlich, die Boote sind leicht, hier werden die Boote getrailert oder einfach aus dem Schlick des Liegeplatzes ins Wasser geschoben und dann können die Eigner fahren. So haben die Bootscrews zumindest Spaß auf dem See.“

Kaum Wasser am Liegeplatz: Kein Problem für die unempfindlichen Alu-Rümpfe der Futuro-Sportboote von MIZU-Marine aus Hilzingen. Die Eigner schieben die Boote in tieferes Wasser. (Foto: Stefan Stolz)

Situation am Obersee und im Osten verschärft sich

Noch nicht ganz so dramatisch ist die Situation im mittleren und östlichen Teil des Sees. Der Hafenmeister des Württembergischen Yachtclubs in Friedrichshafen, Jörg Herford, ist vorerst noch vergleichsweise entspannt: „Wir haben hier in der Hafeneinfahrt zwar einen Buckel, über den die Yachten rüber müssen. Für größere Segelyachten mit großem Tiefgang ist das auch bereits kritisch oder sogar nicht mehr möglich, bis ca. 1,70 Meter sollte es aber derzeit noch gehen…“, so Herford gegenüber MotorBoot Online. Das liegt lt. Herford allerdings daran, dass die Häfen in diesem Bereich des Obersees i.d.R. größere Wassertiefen haben als die flacheren Häfen im Untersee oder im Westteil des Bodensees. Allerding weist auch Herford darauf hin, dass sich die Situation täglich weiter zuspitzt: „Derzeit fällt der Pegel ca. einen bis zwei Zentimeter pro Tag, und Niederschlag ist laut Wetterbericht nicht zu erwarten. Da kann man sich ausrechnen, wie lange das noch gut geht.“

Keine Probleme gibt’s hingegen in der Meichle & Mohr Ultramarin Marina, da der Hafen aus einer ehemaligen Kiesgrube entstand, die ohnehin tiefer ist als die meisten anderen Häfen. Gut für die Liegeplatzinhaber der Marina, aber kein Trost für alle, die einen Ausweichplatz suchen. Die große Marina in Kressbronn ist voll ausgebucht.

Rekordtief des Bodenseepegels erwartet

Laut des ZDF-Berichtes erwarten die Behörden ein neues Rekordtief des Bodenseepegels, der nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg am Ende der Woche bereits unter den Wert von 3,30 Meter gefallen war und sich so dem derzeitigen Negativ-Rekord von 3,17 Metern nähert.

IWGB-Chef Edgar Raff bestätigt das MotorBoot Online gegenüber ganz aktuell am 1. August mit einem Pegelstand von 3,24 Metern verweist darauf, dass den offiziellen Messungen zufolge derzeit ca. doppelt so viel Wasser über den Rhein abfließt, wie aus den Bergen wieder in den See hereinfließt. „Für manche Bootssportler ist die Saison in diesem Jahr bereits zu Ende, bevor sie überhaupt angefangen hat“, so Raff bedauernd und auch er hat den geplanten Sommertörn über den See bereits gecancelt, da manche schöne Häfen absehbar nicht mehr angelaufen werden können.

iwgb.net