Mit dem Boot um Beemster und Schermer
Auch wenn das ehemalige Beemstermeer und Schermermeer nicht
mehr vorhanden ist, kann man die Polder per Boot erfahren. Dafür geht es von Alkmaar
aus auf den Nordhollandskanal Richtung Alkmaardermeer, Purmerend, auf der
Beemsterringvaart rund um das einstige Beemstermeer und wieder zurück nach
Alkmaar.
Von einem Liegeplatz in der Stadt lässt sich der mittelalterliche Teil Alkmaars gut zu Fuß erkunden. Auf dem Waageplein wird von April bis September immer freitags von 10.00 bis 12.00 Uhr der berühmte Käsemarkt abgehalten. Grachten, Zugbrücken und historische Gebäude säumen die St. Laurentiuskirche.

Foto: NBTC
Auf dem Nordhollandskanal, der Hauptschifffahrtsstraße durch
Nordholland, nimmt man Kurs auf das Alkmaardermeer. Ländliches Panorama zu
beiden Seiten der Ufer. Sämtliche Brücken, die den Nordhollandskanal
überspannen, sind beweglich und werden gratis bedient. Wer Zeit hat, macht
einen Abstecher auf das Alkmaarder- und Uitgeestermeer, auf denen reichlich
Wassersport betrieben wird. Liegeplätze befinden sich in den Orten Akersloot
und Uitgeest in verschiedenen Yachthäfen, sodass man hier problemlos einige
Tage verbringen kann.
Zurück auf dem Nordhollandskanal wird das Dorf Westgraftdijk
passiert. An Backbord soweit das Auge reicht flaches, parzelliertes Polderland,
das bis zu vier Meter unter dem Meeresspiegel liegt.
Aus Wasser wird Land
Jahrhundertelanger Torfabbau in dem Gebiet zwischen Alkmaar
und Purmerend sorgte für die Entstehung des Schermer- und des Beemstermeeres.
Der morastige Boden trocknete aus, wurde schwer und sank tiefer. Somit hatten
Wind und Wasser freie Bahn und ließen die beiden Binnenseen entstehen. Bis ins
17. Jahrhundert bestand Nordholland größtenteils aus Wasser wie dem Beemster,
Schermer, Purmer und Wormer. Wachsende Bevölkerungszahlen erforderten immer
mehr Ackerflächen. Da steigende Wasserpegel der Seen eine wachsende Gefahr für
die Ortschaften darstellten, erhielt der in De Rijp geborene Wasserbauingenieur
und Architekt Jan Adriaennsz Leeghwater den Auftrag, den Binnensee Beemster
trockenzulegen.
Dies gelang ihm mit Hilfe von vierzig Mühlen. Im Jahr 1612 lag das gewonnene und in Parzellen von zirka 185 m Breite und 530 m Länge eingeteilte neue Land dreieinhalb Meter unter dem Meeresspiegel. Während die Mühlen weiterhin das Land trocken hielten, könnten die Bauern ihre Äcker bestellen.

Nach der erfolgreichen Landgewinnung und weiterem
technischen Fortschritt wurde der größte und tiefste See, der Schermer, 1636
mittels zweiundfünfzig Mühlen entwässert und ebenfalls in geometrisch
gegliederte Parzellen geteilt.
Wieder auf dem Nordhollandskanal mit seinen Schilf gesäumten
Ufern zweigt an Backbord bei West-Graftdijk die Schermer Ringvaart ab. Aufgrund
fester Brücken mit einer Durchfahrtshöhe von 1,80 m ist die Schermer Ringvaart
nur mit Sloepen o.ä. zu befahren. Besondere Blickfänger in der Landschaft sind
einige der noch erhaltenen alten Poldermühlen, die inzwischen von modernen,
automatisierten Pumpwerken abgelöst wurden. Die erste reckt ihre Flügel bei
Grootschermer in den Himmel und stammt aus dem Jahr 1888. In der Museumsmühle
Schermerhorn, bestehend aus einem
Ensemble aus drei Mühlen, wird dem Besucher veranschaulicht, wie die
Poldermühlen seinerzeit arbeiteten. In der Huigenvaart passiert man hinter
Rustenburg wieder drei Mühlen. Die mittlere dient als Museumsmühle mit
angeschlossenem Besucherzentrum. Sorgsam
restauriert, erfreuen sie den Bootsfahrer mit ihrem Anblick.
Wie in vergangenen Zeiten werden in der Kornmühle De Otter
noch heute Hafer, Gerste, Weizen und Roggen gemahlen. Wobei Besucher dem Müller
über die Schulter gucken können. Zu Füßen der Mühle Oudorp kann man im
Kraspolder Kanal bei Alkmaar festmachen. Wer die Mühlentour hier abschließen
möchte, sollte noch in die Hoornse Vaart einbiegen, deren Wahrzeichen gleich
fünf Mühlen sind.
Bleibt man jedoch auf dem Nordhollandskanal, zweigt wenig
später an Backbord die Beemsterringvaart ab. De Rijp ist der erste Ort, in dem
man zwei Passantenhäfen zur Auswahl hat. An der Beemsterringvaart liegt der
Yachthafen De Meermolen und in einem Seitenarm der Vereinshafen Eilandspolder. Beide
befinden sich im Laufabstand zum denkmalgeschützten Dorfkern. Neben beweglichen
Brücken gibt es auf dieser Strecke auch zwei feste Brücken. Die niedrigste zwischen Spijkerboor und Avenhorn weist eine
maximale Durchfahrtshöhe von 2,44 m auf und schränkt die Bootsgröße für diesen Abschnitt
leider ein. Wer sie befahren kann, wird mit reichlich Natur und Ausblicken auf
die Besonderheit der Landschaft belohnt. Vorbei an Avenhorn, hier kann im
Yachthafen ̕t Hoog angelegt
werden, und Oosthuizen führt der Kurs im Uhrzeigersinn nach Purmerend.
Wohnschiffe entlang den Ufern künden die Stadt an.
Passanten- oder Yachthäfen bieten gute Liegeplätze für eine oder mehrere
Übernachtungen. Im Zentrum der alten Handelsstadt wird hier alles an Geschäften
und Ausgehmöglichkeiten geboten. Mit der Geschichte der Stadt befasst sich das
Purmerend Museum, das im alten Rathaus beheimatet ist.
Von Purmerend aus hat man die Wahl entweder über den Nordhollandskanal zurück nach Alkmaar oder über die Purmeringvaart vorbei an Edam, Monnickendam, Broek in Waterland nach Amsterdam zu fahren.
Ingrid Bachmann