Revier-Infos Niederlande 03/2019
von Ingrid Bachmann
Houtribdeich wird verstärkt
Einst wurde der
Houtribdeich zwischen Lelystad und Enkhuizen angelegt, um das Markermeer
einzupoldern. Seit 2003 ist dieser Plan definitiv vom Tisch. Der mitten durch
das Ijsselmeer verlaufende 25 km lange Deich fungiert inzwischen auch als
Hochwasserschutzwall für die Provinzen Flevoland und Nordholland.
Damit der Deich
auch in Zukunft bei Sturmfluten ausreichenden Schutz bietet, arbeitet die
niederländische Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat zurzeit an der Verstärkung des
Deiches. Zwischen Enkhuizen und Trintelhaven werden die flachen Sandufer
verbreitert. Aufgrund der Wassertiefe muss der Deich bei Lelystad mit
Bruchsteinen verstärkt werden. Die Arbeiten sollen Mitte 2020 abgeschlossen
sein.
Die sandigen Ufer
schützen nicht nur den Deich, sie bieten auch Pflanzen und Tieren neuen
Lebensraum. Im Zuge der Deichverstärkung wird auch das 370 Hektar große
Naturgebiet Trintelzand angelegt. Es besteht aus kleinen Dämmen und flachen
Seen. Rijkswaterstaat verspricht sich von diesem neuen Naturgebiet eine
Verbesserung der Wasserqualität und Stärkung des Ökologiesystems im Markermeer.
Gratis anlegen im Grünen
Als
Wassersport-Provinz ist Friesland seit Jahrzehnten bekannt. Fast ein Drittel
der Provinz besteht aus Wasser und das weitverzweigte Netz aus Kanälen, Seen
und Wasserstraßen führt durch weites Grünland, vorbei an gemütlichen Dörfern
und geschichtsträchtigen Städten. Wassersport ist einer der wichtigsten
Wirtschaftszweige der Region.
Damit nicht nur das
Kommerzielle im Vordergrund steht, dafür sorgt die Organisation die Marrekrite.
Sie wurde bereits
1957 gegründet und ist eine Kooperation der Provinz Friesland und inzwischen 21
friesischen Gemeinden. Das gemeinsame Ziel, die friesische Wasserlandschaft
touristisch zu erschließen und zu fördern und dennoch die Natur zu erhalten,
hat man bis heute nicht aus den Augen
verloren.
Inzwischen
unterhält die Marrekrite 40 Kilometer freie Anlegestellen inmitten der Natur.
An über 300 Örtlichkeiten bietet sie mehr als 3500 Booten einen Anlegeplatz, an
dem Besucher bis zu 3 Tagen kostenfrei festmachen können.
Selbstverständlich
kümmert sich die Organisation auch um die Pflege der Rasenflächen und Hecken
und den Abtransport des Abfalls in den 120 aufgestellten Containern. Damit die
Liegeplätze erreichbar bleiben, werden auch kleinere Baggerarbeiten
durchgeführt. Bei neu geplanten Anlegestellen finden in den letzten Jahren
möglichst nachhaltige und langlebige Materialien Verwendung.
Vorlieben der
Wassersportler werden berücksichtigt. Einfache Stege ohne Landverbindung werden
kaum noch genutzt und darum zurück- oder ausgebaut.
Neben den naturnahen Anlegestellen hat die Marrekrite inzwischen an
besonders schönen Stellen auch
Ankerbojen ausgelegt. Im Lauwersmeer finden Bootsfahrer insgesamt 20
Ankerbojen, an denen angelegt werden kann. Bisher wurden in ganz Friesland
insgesamt 70 Ankerbojen ausgelegt. In nächster Zeit sollen noch einmal 30 Ankerbojen
hinzukommen.
Unterstützen kann man die Marrekrite mit dem Kauf des
Marrekrite-Wimpels.
Tjalkendag in Bolsward
Am 23. März 2019
wird in der ehemaligen Hansestadt Bolsward der jährliche Tjalkentag
veranstaltet. Während im Hafen traditionelle Plattbodenschiffe „Tjalken“ zu
besichtigen sind, gibt es an Land ein vielseitiges Unterhaltungsprogramm.
Große Seeschleuse Muiden bleibt bemannt

Pläne, die Große
Seeschleuse in Muiden von einer Zentrale aus zu bedienen, haben bei der
Bevölkerung Unmut hervorgerufen. Sie befürchtet, dass hohe Masten mit Kameras
und Lautsprechern einerseits den historischen Charakter der Schleuse
beeinträchtigen und andererseits Unfälle programmiert sind. Mit einer von den
Einwohnern eingeleiteten Unterschriftenaktion soll gegen die Pläne vorgegangen
werden.
Die Große
Seeschleuse in Muiden passieren in der Hochsaison täglich tausende Sportboote.
Da nicht alle Skipper erfahren sind, ist es für einen reibungslosen
Schleusenvorgang wichtig, dass ein Schleusenwärter vor Ort ist und Anweisungen
erteilt, wo die Boote festgemacht werden sollen. Erfahrungsgemäß dürfte bei
einem solchen Bootsaufkommen eine Fernbedienung der Schleuse nur zu chaotischen
Zuständen führen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Schleuse vorläufig
bemannt bleibt.
Rekordzahl von Rettungseinsätzen in der
Saison 2018
Trotz des langen und warmen Sommers im vergangenen Jahr verzeichnete die Königlich Niederländische Rettungsgesellschaft (KNRM) 2508 Einsätze. Insgesamt kamen sie 4.313 Menschen zur Hilfe oder retteten sie. Im Vergleich zu den vorausgegangenen Jahren ist das eine Steigerung von 20%.
Auf die Monate
Juni, Juli und August kamen die meisten Einsätze und das häufig bei nur drei
Windstärken. Aufgrund der starken Hitze suchten in der Zeit die meisten
Menschen Abkühlung in und auf dem Wasser. Darunter viele unerfahrene
Bootsfahrer, Kitesurfer und Schwimmer.
Die Königlich Niederländische
Rettungsgesellschaft, die sich ebenso wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger aus Spenden finanziert, kann 2019 ihr 195jähriges Bestehen
feiern.
Marker Wadden wird zum Vogelparadies
Regelmäßige und
spezielle Vogelzählungen haben ergeben, dass sich die neu angelegte Inselwelt
im Markermeer unterhalb des Houtribdeichs bereits nach kurzer Zeit zu einem
wahren Vogelparadies entwickelt hat. Inzwischen sind hier über 120 Vogelarten
zu finden. Da auch auf der Hafeninsel der Pflanzenwuchs vorangeschritten ist,
haben sich hier in den Wintermonaten viele Vögel niedergelassen.
Millionen für die friesische Ijsselmeerküste
Der langsame
Anstieg des Ijsselmeerpegels hat auf längere Sicht Folgen für die friesische
Küste. Um gefährdete Abschnitte zukunftssicher zu machen, investieren das Land,
die Provinz Friesland und die Gemeinden in den Küstenschutz. Im
Investitionsvolumen von fast 17 Millionen Euro sind auch Gelder für die
touristische Aufwertung der Küstengebiete enthalten. So sollen
Naturschutzgebiete verbessert, neue Fahrradrouten erschlossen, bessere
Anlegestellen für Wassersportler und Spots für Kitesurfer geschaffen werden.
Auch kulturelle Sehenswürdigkeiten sollen stärker in den Fokus gerückt werden.
Bei Makkum steht
die Befestigung und Verstärkung des Makkumer Waard und das Vertiefen der
Fahrrinne nach Makkum auf dem Programm.
Workum wird am
meisten von dem Geldfluss profitieren, denn hier gehört das Ausbaggern der
stark versandeten Fahrrinne It Soal zu den wichtigsten Projekten. Um der Versandung
entgegenzuwirken, sollen die beidseitigen Buhnen verlängert werden. Ferner wird
der Strandbereich verbessert sowie das Deichvorland zwischen Workum und
Hindeloopen verstärkt.
In Molkwar stehen
die Renovierung der alten Schleuse und die Erneuerung der Pfahlreihe an, damit
hier wieder ein Steg errichtet werden kann.
Der historische Ort
Laxxum soll künftig besser vom Ijsselmeer her sichtbar sein. Dazu wird das alte
Hafenbecken instand gesetzt und ein Wanderweg zwischen Laxxum und Mokkebank
angelegt.
Neben Hotspots wie Stellen zur Vogelbeobachtung, Aussichts- und
Fotopunkten an der Küste werden in Tacozijl der Jüdische Friedhof, die alten
Seeschleusen sowie die historische Handelsroute nach Sloten als kulturelle
Highlights aufbereitet.
Dritte Kammer der Beatrixschleuse eröffnet
Am 6. Februar eröffnete Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Beatrix im
Beisein tausender Zuschauer die dritte Kammer der Beatrixschleuse im Lekkanal.
Die neue Schleuse hat eine Länge von 276 m, eine Breite von 25 m und eine
Schleusentiefe von 5,80 m unter NAP, sodass Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 4
m passieren können. Die beiden vorhandenen Schleusenkammern aus dem Jahr 1938
sind kleiner und können nicht von großen Schiffen befahren werden. Wie bei den
beiden kleineren Schleusenkammern hat man auch bei der dritten darauf geachtet,
dass sie die Landschaft möglichst wenig beeinträchtigt und aufgrund der
Rolltore kaum auffällt.