Skipper auf vier Pfoten
Welcher Hund?
Wer vorhat, einen Hund zu Hause aufzunehmen, der auch an Bord seinen Platz haben soll, tut gut daran sich vorab gut informieren, welche Rassen sich für das Bordleben eignen und welche eher nicht. Kleine Hunde haben oft weniger Platzbedarf und sind dadurch auch auf kleineren Booten gut unterzubringen. Auch Hunderassen, die nicht zu stark haaren, sind von Vorteil. Wasserratten und Hunde, die gerne schwimmen, haben wenig Scheu vor dem nassen Element und fühlen sich daher in maritimer Umgebung durchaus wohl.

Einige Rassen, die sich daher aufgrund ihrer Eigenschaften besonders gut für das Bootleben eignen, sind z. B. der Labrador Retriever, manche Spaniel-Rassen oder der Portugiesische Wasserhund. Auch der Jack Russell Terrier ist bei gutem Training und einer guten Eingewöhnung ein guter Bordhund. Jack Russell Terrier sind klein, sehr neugierig und intelligent und sind daher perfekte Bootsbegleiter, da sie leicht zu trainieren sind und gerne draußen sind. Bei großen Hunden kann es unter Umständen schwierig werden, wenn es gilt das Boot zu verlassen oder wieder an Bord zu kommen. Hier ist eine kleine, leichte Rasse im wahrsten Sinne einfacher „zu händeln“. Sehr große und schwere Rassen sind nicht gut für das Leben an Bord geeignet. Sie leiden unter den Bewegungseinschränkungen und der Enge an Bord, sofern das Boot als solches nicht schon eine entsprechende Größe hat. Auch Jagd- und Hütehunde mit einem hohen Bewegungsdrang, und dem Anspruch geistig gefordert zu werden, sind oft keine idealen Bordhunde.
Hundehalter wissen aber: Hunde sind individuelle Persönlichkeiten mit Eigenarten, Vorlieben oder Abneigungen. Daher gilt: Generell kommt es auf den Hund selbst an und darauf, dass der Hundehalter seinem vierbeinigen Crewmitglied das Leben an Bord schmackhaft macht, was durchaus wörtlich genommen werden kann. Zwang und Druck erzeugt nur Angst und Abneigung in der ohnehin schon ungewohnten Atmosphäre. Ein Leckerli und ein freundliches Wort z.B. nach dem erfolgreichen Sprung an Bord sind hingegen ein guter Motivator für den „Dienst“ als Bordhund in spe.
Der haarige Skipper
Wenn es darum geht, einen Hund an das Bootfahren zu gewöhnen, ist Geduld gefragt. Geräusche, Gerüche und die Bewegungen des Bootes sind ungewohnt und können den Hund verunsichern. Grundsätzlich bestimmt daher der Hund das Tempo und auch den Törnablauf zu einem guten Teil mit. Er ist derjenige, der hier etwas mitmachen muss, was er sich nicht aussuchen kann. Daher sollte es selbstverständlich sein, dass die Bedürfnisse des Hundes besondere Berücksichtigung finden. Ist die Crew dazu nicht bereit, ist der Hund an Land bei einer guten Betreuung besser aufgehoben und auch die Crew hat weniger Stress.

Man sollte dem Hund Zeit geben, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Kleine Schritte sind hier von Vorteil, zum Beispiel das Boot zunächst nur vom Steg aus betrachten. Später geht’s an Bord, auch ohne das gleich abgelegt wird. Manche Hunde sind ängstlich, wenn sie das Motorengeräusch hören. Auch hier ist es sinnvoll, das Ganze ruhig anzugehen, den Motor erstmal nur laufen zu lassen und sich selbst entspannt, ruhig und ganz normal zu benehmen, um dem Hund zu signalisieren: Hier ist alles OK. Später erstmal nur kleine, kurze Runden im Hafen drehen, um den Hund an die Bewegung und Geräusche zu gewöhnen. Wird der Hund vom Welpenalter behutsam an ans Boot fahren gewöhnt, ist das Leben an Bord für ihn bald nichts Besonders mehr und er ist dabei entspannt. Den meisten Hunden gefällt es durchaus, zusammen mit ihrem Familienrudel in engem Kontakt an Bord zu sein, solange ihre anderen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen.
Bei der Haltung eines Hundes an Bord einer Yacht ist es zudem wichtig, darauf zu achten, dass der Hund nicht über Bord gehen kann. Eine gute Sicherung und eine passende Hunde-Schwimmweste können hier Abhilfe schaffen. Auch sollte darauf geachtet werden, dass der Hund ausreichend Schatten und Wasser zur Verfügung hat, da es auf einem Boot schnell sehr heiß werden kann.
Bewegung + „zu Hause“ fühlen
Allgemein gilt, dass ein Hund unabhängig von der Größe wenigstens ca. eineinhalb Stunden Bewegung und Auslauf am Tag benötigt. Das kann bei agilen, jungen Hunden mehr sein und bei älteren Hunden etwas weniger. Grundsätzlich sollte daher gelten: Bevor die Leinen des Bootes losgeworfen werden, geht’s erst einmal auf einen ordentlichen Spaziergang an Land, wo der Hund sich austoben kann, und Hund sein darf. Darauf sollte die Crew schon im eigenen Interesse achten, denn ein unruhiger und unausgelasteter Hund an Bord ist auch für die Crew kein Spaß.

Hat sich das vierbeinige Crewmitglied etwas ausgepowert, fällt es ihm leichter, sich an Bord ruhig zu verhalten. Idealerweise sollte die Etappe nicht zu lange dauern, oder wenn möglich, mittags ein kleiner Zwischenstopp für einen kleinen Gang eingelegt werden. Zumindest sollte Zeit dafür sein, den Hund an Bord während des Törns etwas zu beschäftigen. Vor dem Anleger-Bier am Abend, kommt wieder erst der Bootsmann mit der Fellnase zu seinem Recht und es geht auf einen ausgedehnten Spaziergang an Land. Grundsätzlich gilt: Hunde sollten auch während des Törns täglich ausreichend körperliche und geistige Aktivitäten haben, um ihre Muskeln, Gelenke und ihr Gehirn zu stimulieren.

Doch die Menge an Bewegung ist nicht das Einzige, was Hunde benötigen. Auch genügend Schlaf, Ruhe und Zeit zum Entspannen und Spielen sind wichtig, um sich an Bord zu Hause und wohlzufühlen. Daher sollte der Hund – wie auch zuhause – einen festen Platz an Bord haben, an dem er zur Ruhe kommen kann. Auch gewohntes Spielzeug und eine vertraute Decke können dazu beitragen, dass sich der Hund schneller an Bord einlebt.
„Geschäftemacherei“ an Bord
Da die wenigsten Hunde wohl die Bordtoilette benutzen, ist auch dies ein Aspekt des Bordlebens mit Hund. Manche Hunde können sehr lange „anhalten“, wenn es darum geht, einen geeigneten Platz zu finden, um „Geschäfte“ zu machen. Aber genau darin liegt ein Problem, denn hier kann es zu ernsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Daher sollte der Hund entweder darauf trainiert werden, während einer längeren Reise z.B. an Bord eine Box mit Sand zu nutzen, in der er sich erleichtern kann, bzw. keine Scheu haben, das kleine oder große Geschäft während des Törns ggf. auch an Deck zu erledigen, wo es mit einer Pütz Wasser oder dem Deckwaschschlauch leicht wieder entfernt werden kann. Falsche Scham oder Ekel der Hundehalter ist hier unangebracht – unser vierbeiniges Crewmitglied fühlt sich schließlich ebenso unwohl wie wir, wenn die Blase drückt.
Auch Hunde können übrigens seekrank werden. Hier gilt es, aufmerksam zu sein und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Im Zweifelsfalle ist allen am besten geholfen, wenn der Hund in einer guten Betreuung an Land bleibt.
Im Hafen
Hunde betrachten das Boot und unter Umständen auch das nähere Umfeld schnell als das eigene Revier. Das kann bei einem pflichtbewussten, wachsamen Vierbeiner zum Problem werden, wenn z.B. ein anderes Boot mit fremder Crew längsseits geht und Fiffi zum Schiffs-Zerberus mutiert und Wache schiebt. Wachsame Bordhunde haben u.U. auch schnell den gesamten Steg „in Besitz“ genommen und hindern mit Vehemenz und blankem Gebiss andere Crews daran, ihr Boot zu verlassen, bzw. den Steg zu betreten. Die Runde in der Hafenkneipe geht dann abends auf den Hundehalter. Der Autor schreibt hier aus Erfahrung.

Die Hundehaltung in Sportboothäfen und Marinas ist in der Regel erlaubt, jedoch gibt es oft bestimmte Regeln und Vorschriften, die beachtet werden müssen. In vielen Häfen müssen Hunde zum Beispiel an der Leine geführt werden und es ist verboten, dass sie frei herumlaufen. Auch das Baden von Hunden in den Hafenbecken ist oft untersagt.
Darüber hinaus kann es spezielle Hundebereiche geben, in denen Hunde ihre Geschäfte verrichten können. Hier ist es wichtig, dass die Hinterlassenschaften des Hundes vom Halter entsorgt werden, um eine Verunreinigung des Hafens zu vermeiden. In manchen Häfen ist es auch möglich, spezielle Hundeanleger oder -stege zu nutzen, damit der Hund einfacher an und von Bord gehen kann. Es ist daher ratsam, sich bei Ankunft beim Hafenmeister über die jeweiligen Regelungen und Vorschriften des Hafens zu informieren, um Probleme zu vermeiden und eine angenehme Zeit mit dem Hund an Bord zu verbringen.
Fazit
Der Hund ist auch an Bord der beste Freund des Menschen. In der Regel ist er froh in seinem „Rudel“ mit dabei zu sein und wird Vieles mit Spaß mitmachen. Es liegt aber in der Verantwortung des Menschen, dafür zu sorgen, dass es ihm an Bord gut geht und auf seine Bedürfnisse als Teil der Crew einzugehen. Zudem sind „Hundecrews“ angehalten, im Hafen Rücksicht auf andere Bootsbesatzungen zu nehmen, die weder mit den Hinterlassenschaften der vierbeinigen Crewmitglieder konfrontiert werden möchten, und es nicht witzig finden, wenn der struppige Liegeplatznachbar am Steg die Zähne zeigt. Wenn das gelingt, steht einem schönen Törn für die zwei- und die vierbeinigen Crewmitglieder nichts mehr im Wege.(cs)