Über den Ems-Jade-Kanal zu den ostfriesischen Inseln

Einige Fahrwasser in diesem Revier sind tief genug und können jederzeit befahren werden, andere nur in der Hochwasserphase. Bei normalen Wetterverhältnissen kann man aber grundsätzlich einmal am Tag nahe Hochwasser das nächste Ziel anfahren.
Um Borkum, die westlichste Insel dieses Reviers zu erreichen, muss der Skipper von Emden, dem letzten deutschen Hafen auf dem Festland, ca. 50 km über die Nordsee zurücklegen und dabei Wind, Wellen und Gezeiten berücksichtigen. Allein dieser Gedanke hält so manche Crew von diesem Vorhaben ab. Aufgrund der vorherrschenden westlichen Winde kann es bei der Fahrt mit dem Ebbstrom zudem bei höheren Windstärken zu einem unangenehmen Wellengang kommen.
Wenn sie richtig genutzt werden, können die Gezeiten mit ihren wechselnden Strömungsrichtungen, Strömungsgeschwindigkeiten und Wassertiefen aber auch viele Vorteile bringen und bei der richtigen Konstellation von Wind und Strom kann die Wellenhöhe sogar reduziert werden. Dies ist längst nicht allen Bootssportler/innen bewusst.
Anfahrt über den touristisch attraktiven Ems-Jade-Kanal

Von der Ems kommend läuft man zunächst den Hafen von Emden an. Nach einem Aufenthalt in Emden, der nicht nur ein kurzer Zwischenstopp sein sollte, geht es weiter über den Ems-Jade-Kanal nach Wilhelmshaven.
Die Schleusen und Brücken werden bedient und man fährt im Grunde mit „Grüner Welle“ zum nächsten Ziel. Einen Tipp sollten die Bootsfahrer/innen jedoch immer beherzigen: Wenn ein Skipper eine geschlossene Klappbrücke erreicht, reduziert er oft frühzeitig die Fahrgeschwindigkeit und wartet auf die Brückenöffnung. Der Brückenwärter hingegen wartet darauf, dass die Boote näher kommen, damit die Straßensperrung nicht unnötig lange dauert. Ein entschlossenes Anfahren der Brücken entspannt die Nerven auf beiden Seiten.

(Foto: © vsnyder – stock.adobe.com)
Die Bootsvereine mit ihren Häfen so wie die Stadt Aurich entlang des Gewässers sorgen auf der Fahrt mitten durch die Natur für angenehme Abwechslung. Kurz vor Wilhelmshaven gilt es dann nochmal zwei Eisenbahn-Klappbrücken zu durchfahren. Hier kann es aufgrund des Bahnfahrplans auch mal zu Wartezeiten kommen.
Kurz nach der letzten Schleuse Mariensiel durchfährt man noch zwei Klappbrücken und erreicht dann den großen Hafen von Wilhelmshaven, wo man an einem der schönen, freundlichen und komfortablen Bootshäfen der Region festmachen und sich auf die Fahrt ins Wattenmeer vorbereiten kann.
Auf der Weiterfahrt von Wilhelmshaven passiert man die zweitgrößte Seeschleuse Europas und fährt dann mit ablaufendem Wasser auf der Ostseite des Jadefahrwassers in Richtung Hooksiel (ca. 1 Std.) oder Horumersiel (ca. 1,5 Std). Hier wartet man das nächste auflaufende Wasser ab und fährt dann kurz gegen die Tideströmung zur Einfahrt in das erste Wattenfahrwasser. Von hier aus erreicht man nach ca. 1,5 Stunden Fahrt den Inselhafen Wangerooge.
Im Wattenfahrwasser

Nun geht es im geschützten Fahrwasser des Wattenmeeres – je nach Zeit und Interesse – von Insel zu Insel bis nach Borkum. Grundsätzlich kann man noch unerfahrenen Skippern folgenden Tipp mit auf den Weg geben: Im Regelfall kann man davon ausgehen, dass bei einer Fahrt zwischen den Inseln das nächste Ziel nahe gelegen ist und ein Start ca. 2 Stunden vor dem örtlichen Hochwasser nicht sehr weit von der optimalen Startzeit entfernt sein sollte.
Der letzte Abschnitt dieses Törns geht von Borkum zurück nach Emden. Hier ist das Fahrwasser tief genug und man kann unabhängig von der Tide die Ems, auf der sich auch die Großschifffahrt bewegt, fahren. Dabei ist allen Bootsfahrer/innen folgendes ans Herz gelegt:
Die Bootssportler verlassen ca. eine Stunde nach dem Niedrigwasser den Hafen Borkum und erreichen nach ca. einer halben Stunde Fahrt den Tonnenstrich auf der Westseite des Emsfahrwassers. Hier erhöht die Tideströmung des auflaufenden Wassers nicht nur deutlich die Fahrgeschwindigkeit sondern verringert auf Grund des hier vorwiegend herrschenden Westwindes (Wind mit Strom) die Wellenhöhe.
Nach rund 3,5 Stunden relativ angenehmer Fahrt erreicht man bereits die Stadt Emden und damit den Ausgangspunkt der Reise. Selbstverständlich lohnt es sich auch von jedem anderen Startpunkt diesen besonderen Törn zu beginnen oder zu beenden.
Einsteigertipp: richtig herum fahren!

Wer das Wattenmeer zum ersten Mal befährt, sollte sich den einfachsten Weg suchen und den Schwierigkeitsgrad nur langsam steigern. Das beginnt mit der Anfahrt. So empfiehlt es sich, mit der kurzen ca. 15 km langen und geschützten Strecke auf der Jade und nicht mit der ungeschützten, ca. 50 km langen Strecke von Emden nach Borkum beginnen. Dieses geschieht im Regelfall mit ablaufendem Wasser, also bei Wind gegen Strom. Da die Gewässer um Wangerooge deutlich einfacher zu befahren sind als die Gewässer zwischen Borkum und Norderney, sollte der noch unerfahrene Skipper mit den einfachen Fahrwassern an der Ostseite der ostfriesischen Inseln beginnen. Auf diesem Wege kann der Bootssportler die Jade und auch die Häfen des Jadebusens wie z.B. den Hafen Varel kennenlernen. Hier werden zwei Stunden vor bis eine Stunde nach dem örtlichen Hochwasser die Schleusentore geöffnet und der Hafen ist problemlos anlaufbar. Alle Berechnungen beziehen sich dabei auf eine Bootsgeschwindigkeit von 6 Kn (11 km/h) durchs Wasser.
Der Landesverband gibt gerne Orientierungshilfe:
Für die Bootssportler, die sich professionell und sicher im Wattenmeer bewegen möchten, bietet der Landesverband Motorbootsport Niedersachsen das Praxistraining Wattenmeer an. Dieses ist eine gute Möglichkeit sich in Theorie und Praxis auf dieses Revier vorzubereiten und wird in jeder Saison angeboten. Die ebenfalls sehr beliebten geführten Wattenmeerfahrten des LMN ergänzen dieses Angebot für alle geübten und noch unerfahrenen Skipper. Weitere Informationen finden interessierte Bootsfahrer/innen auf der Webseite
www.lm-n.de