Urlaub in der Marina
Es ist heiß. Sehr heiß. Als ich am Flughafen Rijeka aus dem
Flugzeug steige, verfluche ich meine Jeans bereits, über die ich nicht einmal
zwei Stunden zuvor in Hamburg noch heilfroh war. Aber ich will mich natürlich
nicht beschweren. Selbst aus dem hohen Norden gibt es mittlerweile einen
Direktflug in die drittgrößte Stadt Kroatiens. Innerhalb kürzester Zeit bin ich
so mitten im kroatischen Sommer. Einem Sommer, in dem es praktisch keinen
Nieselregen gibt. Dafür aber eben satte 40 Grad Lufttemperatur. Dann muss es
eben umso schneller ins Wasser gehen. Zum Glück ist mein Ziel, die Marina
Punat, nicht weit.

Vor dem kleinen Flughafen wartet der Marinashuttle schon auf
mich. Es geht einmal quer über die Insel Krk, etwa 30 Kilometer. Nach einer
guten halben Stunde kann ich am Rand der Marina Punat dann ein kleines
schwimmendes Haus entdecken: mein Feriendomizil für die nächsten Tage. Seit
2018 ist es hier verankert und war damit das erste Floating Holiday Home
Kroatiens. Eine Übernachtung mit bis zu 6 Personen kostet je nach Jahreszeit
zwischen 140 und 280 Euro. Kurz vor den Sommerferien ist die Saison längst im
Gange, aber trotzdem ist es noch angenehm ruhig.

Wie die „normalen“ Boote auch, liegt das schwimmende
Ferienhaus direkt am Steg. Meine Nachbarn sind Chartersegelboote. Klein, aber
fein ist hier wohl tatsächlich die perfekte Beschreibung. Neben einem
Wohnzimmer mit offener Küche, Esstisch, Sofaecke und Fernseher gibt es im
Inneren ein kleines Badezimmer, ein Kinderzimmer mit Etagenbett und ein
Schlafzimmer mit Doppelbett. Vier Personen haben hier gut Platz, sechs nur,
wenn zwei von ihnen bereit sind, auf dem Sofa zu schlafen. Über den Schlaf- und
Wohnräumen befindet sich das große Highlight des Floating Holiday Home: eine
Dachterrasse mit Jacuzzi, von der aus man einen schönen Blick über die ganze
Bucht hat.
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© Philine Lehmann -
© Philine Lehmann
Ich nehme mir vor, es mir hier später gemütlich zu machen.
Vorher will ich allerdings noch einen Abstecher ins Marina-Restaurant machen.
Ich habe einen Mordshunger. Klar, könnte ich auch hier kochen, die Küche ist
bestens ausgestattet, aber das Angebot an großartigen kroatischen Gerichten ist
einfach zu verlockend.
Auf der Restaurant-Terrasse lasse ich also den Abend
ausklingen. Es gibt eine Nudel-Spezialität von der Insel: Šurlice mit Scampi.
Köstlich! Kaum habe ich den letzten Bissen runtergeschluckt, verdunkelt sich
allerdings plötzlich der Himmel. Wie aus dem nichts. „Bora“, ruft man mir zu.
Meine erste. Kurz bin ich tatsächlich so beeindruckt davon, wie schnell sich
die Wolkenwand vor den eben noch strahlend blauen Himmel schiebt, dass ich gar
nicht reagieren kann. Als dann aber die ersten Gläser von den Tischen fliegen,
mache ich mich doch lieber auf den Weg zu meinem Bötchen.

Dem scheint der Wetterumschwung nichts auszumachen. Es
bewegt sich so gut wie gar nicht. Zumindest zum Teil ist das wahrscheinlich
auch seiner Lage im hintersten Teil der ohnehin gut geschützten Bucht zu
verdanken. Seekrank wird man hier also auch bei extremen Bedingungen nicht.
Lediglich die Stühle auf der Dachterrasse rutschen im Wind ordentlich hin und
her. Nachdem ich alle zusammengeklappt und gesichert habe, scheppert aber
nichts mehr. Besonders hellhörig ist mein Ferienhäuschen nicht, aber dass der
eine oder andere Nachbar auch noch schnell sein Hab und Gut sichert, bekomme
ich drinnen dann doch mit.
Abgekühlt ist es trotz Bora kaum. Für mich Nordlicht ist die
Klimaanlage daher Gold wert. Statt im Jacuzzi den Sonnenuntergang zu
betrachten, liege ich bei perfekten 18 Grad mit einem Buch im Bett. Auch nicht
schlecht nach meinem Reisetag. Als ich einschlafe, pfeift der Wind leiste um
mein schwimmendes Ferienhaus herum und das Wasser der Adria plätschert gegen
den Rumpf. Ein bisschen Bootsfeeling gibt’s hier also auch.

Am nächsten Morgen ist der Wetter-Spuk bereits wieder
vorbei. Sofort nach dem Aufstehen reiße ich die Türen neben meinem Bett auf –
und falle fast ins Wasser. Von der Mini-Terrasse neben meinem Bett kann ich
meine Beine direkt in die Adria stecken. Noch näher am Wasser geht wohl kaum!
Dass ich kurz darauf in meinem eigenen Badezimmer duschen
kann, ist einfach bequem. Handtücher sind genauso wie Bettwäsche im Preis mit
drin. Um in der Bistro-Pizzeria 9 Bofora neben der Rezeption frühstücken zu
können, muss ich dann aber ein paar Schritte laufen. Klein ist die Marina Punat
ja nicht gerade.

Nachdem ich mich am Frühstücksbuffet gestärkt habe, würde
ich zugegebenermaßen gerne rausfahren. Aber das geht mit meinem Wohnboot nun
mal nicht. Also erkunde ich die Insel landseits: erstmal den schönen, kleinen
Marina-Strand Medane, zu dem sogar ein Shuttle fährt, dann die Stadt Krk mit
ihrer beeindruckenden Frankopanen-Burg und zum Abschluss das Örtchen Baška, wo
ich mich ins leuchtend türkise Wasser stürze. Für einen Tag reich das erst mal.
Morgen sind dann noch die idyllische Klosterinsel Košljun direkt gegenüber der
Marina und der auf einem Felsen thronende Ort Vrbnik mit seinen verwinkelten
Gassen dran.

Als ich von meinem Landgang in das schwimmende
Ferienhäuschen zurückkehre, fällt mir erst auf, dass neben meiner Miniterrasse
ein Motor-Schlauchboot festgemacht ist. Auch das gehört zur Ausstattung dazu.
Zumindest ein bisschen cruisen kann ich also doch!
Das Programm für den Abend steht damit: Spritztour durch die
Bucht von Punat und anschließend ein Bad im Jacuzzi – diesmal wirklich!

Fazit:

Wer sich einen Urlaub direkt am Wasser, aber nicht unbedingt draußen auf dem Meer wünscht und dabei auf Komfort nicht verzichten will, dürfte mit dem Floating Holiday Home in der Marina Punat mehr als zufrieden sein. Aber auch für all diejenigen, die Freunde in der Marina besuchen oder einfach so mal das Marinaleben testen wollen, ist solch ein schwimmendes Häuschen eine feine Sache.