Praxis-Tipps für guten Lack
Im Prinzip ist das Frühjahr eine ungünstige Zeit zum
Lackieren. Niedrige Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind fast
Garanten für ein unbefriedigendes Ergebnis. Daher sollte man größere Projekte
eher in die wärmere Jahreszeit verschieben und ggf. lieber einen Monat später zu
Wasser gehen.
Bei Pinseln und Farbrollen sollte auf gute Qualität und
nicht auf den Euro geachtet werden. Neue Pinsel verlieren zudem gerne die Haare.
Deswegen für eine Endlackierung möglichst keine neuen Pinsel verwenden. Wenn
sich das nicht vermeiden lässt, hilft es, den Pinsel ein paar Mal auf
unbenutztem Sandpapier auszustreichen und danach einen Tag ins Wasser zu
stellen. Generell wählt man den Pinsel so groß wie möglich.
Für ein gutes Ergebnis ist Staubfreiheit wichtig. Man kann
sich in der Bootshalle behelfen, indem man den Boden vor dem Streichen
anfeuchtet, damit der Staub gebunden ist. Außerdem sollte die Oberfläche
unmittelbar vor dem Farbauftrag noch einmal abgewischt werden. Einmal-Handschuhe
tragen, um Fett von der Haut auf der Oberfläche zu verhindern!

Zum Anmischen der Farbe soll ein sauberes Behältnis gewählt
werden. Nicht direkt aus der Dose arbeiten, da dadurch die gesamte Farbe mit
Sauerstoff in Kontakt kommt und verunreinigt werden kann. Vor dem Umfüllen muss
die Farbe gut aufgerührt werden, damit sich die Pigmente, die sich während der
Lagerung absetzen, verteilen. Lieber lange rühren als zu kurz und zu stark,
denn so können sich Blasen bilden. Vor jedem Nachfüllen erneut aufrühren. Bei
2K-Lacken müssen beide Komponenten vor dem Mischen einzeln sorgfältig
aufgerührt werden, bevor sie dann zusammengerührt werden. Danach wird der
Verdünner hinzugemischt.

Aufgetragen der Farbe immer im Kreuzgang. Dabei beginnt man längs der optisch bestimmenden Linien – also bei einem Bootsrumpf waagerecht. Im rechten Winkel dazu wird die Farbe nach in beiden Richtungen ausgestrichen – verschlichtet, wie Lackierer sagen. Zum Schluss kommt das Finish in der ursprünglichen Richtung. Wer pinselt, übt nur noch leichten Druck aus, um Pinselstriche zu vermeiden. Pinsel werden immer etwa im 45-Grad-Winkel zur Oberfläche gehalten. Eine schnellere Variante besteht darin, mit der Rolle aufzutragen und zu verschlichten und dann mit dem Pinsel zu finishen.
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Rechtshänder beginnen rechts, weil sie sich so von der fertigen
Oberfläche entfernen und nicht daran vorbeilaufen. Mit der Rolle erledigt man
im Allgemeinen größere Schritte als mit dem Pinsel. Am besten beginnt man
jeweils an den Kanten, die Fläche wird danach gefüllt. So vermeidet man
„Feiertage“, unzureichenden Farbauftrag.
Es sind immer die spezifischen, auf den Verpackungen
angegebenen Verarbeitungsintervalle und Temperaturgrenzen zu beachten,
ansonsten droht die „Orangenhaut“ – die neue Schicht löst die noch nicht
ausgehärtete vorhergehende Schicht an und trocknet dann auf einer weichen
Oberfläche. Auch auf das Wetter ist zu achten. Hohe Luftfeuchtigkeit kann sich
auf dem trocknenden Lack niederschlagen und für eine matte Oberfläche sorgen.
Direkte Sonneneinstrahlung führt dazu, dass der Lack zu schnell anzieht, nicht
verlaufen kann und sichtbare Pinselstriche zurückbleiben. Daher am besten an
einem milden trockenen Vormittag lackieren, niemals bei Nebel oder in der
Sonne.
Richtig schleifen
Um eine gut lackierte Oberfläche zu erzeugen, ist die
Vorbereitung mindestens so wichtig wie die Lackierung selbst. Nur eine völlig
glatte Oberfläche bietet dauerhaften Schutz. Unebene Oberflächen ziehen Schmutz
an und werden so auf Dauer zu ihrem eigenen Schleifpapier. Die Vorbereitung
durch Schliff oder Strahlen erzeugt Unebenheiten mit Mikrometerbereich, die
durch einzelne Farbschichten nicht ausgeglichen werden. Darum muss zwischen den
Farbschichten geschliffen werden. Man kann sich mit Bedacht ein paar
Schleifeinheiten sparen, wenn man im Rahmen des Intervalls zwischenstreicht.
Auf alle Fälle sollte vor jedem Farbwechsel – als von Primer zu Vorstreichfarbe
und von Vorstreichfarbe zu Lack – geschliffen werden und vor dem Endlack auch.

Welche Körnungen dabei verwendet werden, hängt von der
Oberfläche ab. Folgende Größen können als Faustregel gelten. Altes Gelcoat
braucht 80er-120er, wenn die poröse Oberfläche abgeschliffen werden soll.
Intaktes Gelcoat kann mit 180er angeschliffen werden. Das gilt auch für
geprimerten Stahl bzw. geprimertes Aluminium. Nach der Vorstreichfarbe und für
den Zwischenschliff des Lacks kommt für helle Farben 320er und für dunkle
Farben 400er in Frage. Das liegt daran, dass sich in dunklen Farben
Schleifspuren leichter abzeichnen.

An Maschinen kommen Exzenter- oder Schwingschleifer in Frage. Bandschleifer tragen zu viel Material ab. Winkelschleifer kommen in diesem Zusammenhang nur für Stahl vor dem Primern in Frage. Dabei ist immer an eine fachgerechte Absaugung zu denken. Vor dem Endlack lohnen sich sog. “Honigtücher”, die den Staub mit einer Klebeschicht binden.
Persönliche
Schutzausrüstung

Neben dem richtigen Anstrichsystem sowie Pinseln und Rollen
gehört auch die richtige persönliche Schutzausrüstung zum Lackieren dazu.
Handschuhe aus Latex oder Nitril schützen die Haut, sind aber fein genug für
die Arbeit. Beim Schleifen sollte auch bei Absaugung mindestens eine einfache
Staubmaske getragen werden. Zum Schutz vor Lösemitteln ist eine Atemschutzmaske
angezeigt, bei 2K-Lacken zwingend. Für diese sind dann auch Staubfilter
erhältlich. Schließlich gehört eine Schutzbrille dazu.
Tipps und Tricks:

Für schnellere Fläche
Wer wenig Zeit hat, aber mit einem 1K-Lack arbeiten möchte,
kann die Farbsysteme wie folgt kombinieren: Aufbau von Primer (wenn nötig) und
Vorstreichfarbe mit 2K-Farben, die im Rahmen des Intervalls nass in nass
gestrichen werden, Lackschichten mit 1K.
Bei Rissen und Macken
Lacke haben keine füllende Eigenschaft. Kleinere Risse und
Macken müssen daher gespachtelt werden. Dabei kommt es darauf an, die Stellen
schräg anzuschleifen, damit der Spachtel Oberfläche zum Anhaften hat. Außerdem
müssen tiefere Macken mit mehreren Schichten und Zwischenschliff gefüllt
werden, damit die Masse nicht einsackt.
Faustformeln zur
Berechnung des Bedarfs
(Länge + Breite) x (Freibord x 2) = Freibordfläche
Länge x Breite x 0,75 = Decksfläche
Verdünnung einstellen
Die Angaben auf den Packungen sind Richtwerte. Der Lack ist
dann richtig eingestellt, wenn er sauber am Rührholz abfließt. Wenn er tropft,
ist er zu dünn, dann muss noch etwas Lack dazu. Wenn er klumpt, ist der zu
dick, dann braucht er mehr Verdünnung. Auch diese Einstellung ist ein Argument,
nicht aus der Dose zu lackieren, sondern aus einem Extra-Mischgefäß.
Lackfibeln vom
Hersteller
Viele Hersteller bieten inzwischen eigene Lackfibeln für
ihre eigenen Produkte an, die ausführlicher sind als die Hinweise auf den
Verpackungen. Zum Beispiel:
International – www.yachtpaint.com/LiteratureCentre/BPG_DEU_2015_Web.pdf
Hempel – nach „Rund ums Boot“ suchen
Epifanes – www.vonderlinden.de/pic/upload/Epifanes_D_2015.pdf
Die Firma International bietet zudem eine Hotline zur
Beratung an: 0800-1198930
In der Ruhe liegt die
Kraft
Zeit ist das A und O. Jeder einzelne Schritt braucht
ausreichend Zeit: vom Schleifen über das Primern bis hin zum Mischen. Wer
meint, hier Zeit sparen zu können, stellt sich selbst ein Bein, denn nicht
fachgerecht ausgeführte Anstriche sind weniger dauerhaft und können dazu
führen, dass man sich die ganze Arbeit doppelt macht.