Absolute 50 Fly
La Leggerezza
Es zeugt von Selbstbewusstsein, wenn eine Werft Ihre Marke „Absolute“ nennt und mit eben diesem Anspruch an den Markt geht, dessen Erfüllung durch die Auszeichnung zum „European Powerboat of the Year 2017“ der 50 Fly dann auch bestätigt wurde. Den „Asia Boating Award 2017“ für
die beste Flybridge Yacht bis 55 Fuß gab`s noch obendrauf – auch im fernen Osten werden Qualität und Design aus Italien geschätzt. Die Ver- tretung der Marke durch die Firma Levien Sails and Drive GmbH mit Vertriebs-Stützpunkt in Neustadt in Holstein an der Ostsee und Sitz in Osnabrück kann ebenfalls als Qualitätsmerkmal gelten, denn Inhaber Dirk Levien ist selber „Überzeugungstäter“. Der Kauf einer Absolute führte in der Konsequenz dazu, dass er selber Vertreter der Marke wurde. Erfolgreich zudem – wurde er 2016 doch zum „Dealer of the Year“ ausgezeichnet, was auch als ein Hinweis auf die persönlich enga- gierte Betreuung seiner Kunden gewertet werden darf.
Design, Konzept, Verarbeitung
Nicht umsonst ist italienisches Design weltweit ein Begriff, denn so schaffen es wohl nur Italiener sportiven Futurismus mit zeitloser Eleganz, erstklassiger Funktionalität und einer deutlichen Prestigeaussage im Design zu verbinden – kurzum: Die Yacht ist auf See und im Hafen ein echter Hingucker und sticht aus manchem Yachtbau-Einerlei mit ihrer kantigen und gleichzeitig fließenden Linienführung mit den großen Rumpffenstern heraus. Auf dem Vordeck, auf der Heckterrasse und auf der Flybridge sowieso: Große Sitzecken, Liegeflächen und Sofas zum Lümmeln, Sonnen, beisammen sein – Neu-Deutsch „social areas“ genannt. Beim Betreten des Salons durch die riesige zu öffnende achtere Tür steht der Besucher als erstes in der etwas nach vorne über Eck angeordneten Küche. Das macht Sinn, denn so lässt sich von hier aus so- wohl der hintere Außenbereich als auch der Salon bequem versorgen. Klar, die Fly ist zusätzlich mit einer Wetbar bestückt; und auf Wunsch gibt’s ein festes Suntop auf einem Targa-Bügel. Der lichtdurchflutete Salon, dessen große Fensterflächen guten Ausblick ermöglichen, ist an- sonsten mit dem großen U-Sofa an Backbord, Sideboard, Sofa und Fahr- stand an Steuerbord klassisch aufgeteilt. Neben dem Fahrstand die praktische, Schiebetür aufs Seitendeck, was das Handling des 15,20 Meter langen Schiffes auch mit kleiner Crew erleichtert.
Mittig neben dem Fahrstand führt eine Treppe ins untere Deck zu den Kabinen. Ob Gästekabine im Vorschiff, oder Eigner-Suite mittschiffs – hier wie da beherrscht luftige Großzügigkeit das Bild natürlich jeweils mit direkt zugänglichem Bad mit großer Dusche. Eine zweite Gästekabine an Steuerbord mit zwei Einzelkojen hat den Zugang zum vorderen Bad über den Flur. Große Rumpffenster lassen vorne wie mitt- schiffs viel Tageslicht in die Kabine und ermöglichen es der Crew, das Treiben im Hafen oder die See in der Ankerbucht zu beobachten. Perfekt! Keine weiteren Worte müssen wir über die Verarbeitung und die verwendeten Materialien verschwenden, denn der selbst gesteckte Anspruch der Werft ist hier natürlich Programm: Edle Hölzer und Furniere, Corean, Leder und Textilien, makellose Verarbeitung, abgerundete Kanten, in Leder eingekleidete Handläufe – vom Feinsten und bestens! Die Werft verweist auf ihre Erfahrung und bietet den Kunden nur das an, was man selber als gut, hochwertig und funktional getestet hat. Dabei haben die Italiener es geschafft, Design, Verarbeitung und Funktion auf überzeugende Art und Weise zusammen mit dem intelligenten Raumkonzept miteinander zu verbinden. Über einen Zugang der optional absenkbaren Badeplattform befindet sich im achteren Bereich noch eine weitere Kammer, die als Crew-Cabin mit eigener Nasszelle oder als Stau- und Wirtschaftsraum genutzt werden kann.
Fahreigenschaften
Zwei Volvo Penta IPS-600 Antriebssysteme à 435 Pferdestärken übernehmen den Vortrieb. Der Zugang zum „Pferdestärken-Stall“ erfolgt über ausreichend große, aber auch nicht übermäßig üppig bemessene Luke im achteren Cockpitboden. Auch in dieser Boots-Klasse nicht unbedingt selbstverständlich: Unter Deck zeigt sich ein aufgeräumtes Bild mit sauberen Installationen und guter Übersichtlichkeit. Zudem gibt’s genug Raum, um die üblichen Wartungsarbeiten vorzunehmen. Auch der Frischluftaustausch scheint zu stimmen, denn auch nach ausgiebiger Testfahrt mit Vollgasanteilen, ist das Klima im Motorraum absolut erträglich. Bestens!
Der Fahrstand der Testyacht ist standesgemäß mit allem ausgerüstet, was das Volvo Penta Komfort Paket zu bieten hat. Zwei große Garmin-Displays übernehmen die Datendarstellung im Rahmen des Volvo-Penta / Garmin Glass-Cockpit-Systems, die Steuerung im Manövrierbetrieb erfolgt auf Wunsch über den Joystick. So macht das „ausparken“ auch aus der engen Box Spaß – und gestaltet sich entsprechend ein- fach. Brav dreht die Absolute auf dem Teller und läuft leise brummelnd aus der An- cora Marina in Neustadt in Holstein Richtung Lübecker Bucht. Kaum hörbar in die- ser Fahrstufe, denn die Schallisolierung der Motoren ist exzellent. Kein Gieren, kein Ausbrechen – die Absolute bleibt brav auf Kurs und schiebt den kantigen Steven in Verdrängerfahrt in Richtung offener See.
Der Übergang in die Gleitfahrt geschieht fast unmerklich und nahezu linear und gibt einen ersten Hinweis auf die erstaunlich lässige Leichtigkeit, mit der sich das nicht eben kleine Schiff fahren lässt, und die bei einem 50-Füßer so nicht erwartet werden. Bei 2050 U/min und 10 Knoten Fahrt
nimmt die Absolute leicht die Nase hoch, aber
schon bei ca. 12 Knoten ist achtern ein Strömungsabriss zu beobachten. Locker schiebt sich die Yacht auf eine schnelle Marschfahrt von 24 Knoten bei 3200 U/min. Mit 29 Knoten bei Volllast kratzt die vollgetankte und beladene Testyacht eben an der 30 Knoten Marke, die sie mit etwas weniger Gewicht im Bauch sicher auch erreichen sollte. Spätestens wenn der Skipper bei schneller Fahrt einen harten Rudereinschlag wagt, offenbart sich neben den rein zahlenmäßig durchaus sportlichen Werten das wahre Gesicht der Yacht. Leichtfüßig legt sich die Absolute nur ein paar Grad auf die Seite und zirkelt fast behände um die Kurve, deren Radius kaum zwei Schiffslängen beträgt. Da kleckert kein Champagner, nichts poltert, und nicht mal die Gläser klirren im Schrank, so weich und kontrollierbar lässt sich die Yacht zielgenau dirigieren.
Der Skipper hat derweil beste Übersicht und alles unter Kontrolle. Der Umgang mit dem Schiff vermittelt eine souveräne Lässigkeit in jeder Fahrstufe. Okay – la dolce vita erhält technische Unterstützung durch skandinavisches Ingenieurswesen aus dem Hause Volvo Penta, aber letztlich sind es die stimmigen Rumpflinien aus bella Italia, die in Verbindung mit dem innovativen IPS-Antrieben hier einen 22 Tonner auf 50 Fuß Länge zum Laufen bringen wie ein agiles Sportboot, ohne dabei die guten Manieren einer echten Luxus-Kreuzeryacht vermissen zu lassen. Mag die Yacht mit ihrem gemäßigt scharfen Vorschiffs-Spant auch nicht DER Spezialist für grobe See sein, so zeigt sie dafür unter moderaten bis mittle- ren Bedingungen – also dann wenn die Crews üblicherweise unterwegs sind – ein umso stabileres und leichtfüßigeres Fahrverhalten, das es auch eher ungeübten Skippern ermöglicht, ihr Schiff alsbald souverän zu händeln und es sportlichen Fahrern erlaubt, auch mal „den Hebel auf den Tisch zu packen“, ohne das gleich der Wein aus den Gläsern schwappt und das Geschirr durch die Pantry scheppert.
Mein Fazit:
Das Komfort, Luxus, edles Design und beste Funktionalität in Italien eine Heimat haben, ist schon seit der römischen Hochkultur bekannt und wird auf der 50er Absolute Fly nur ein weiteres Mal überzeugend unter Beweis gestellt. Zudem lässt die Yacht selbst bei trübem, norddeutschen Wetter ein mediterranes Lebensgefühl zu, das sich aus der perfekten Konnektivität der äußeren und inneren Bereiche ergibt, der pfiffigen Extravaganz im Design geschuldet ist und sich spätestens in den ausgewogenen Fahreigenschaften wiederspiegelt.

Revier | Ostsee / Lübecker Bucht |
---|---|
Wind (Beaufort) | 2 |
Personen an Bord | 3 |
Tankinhalt Wasser | 320l |
Tankinhalt Treibstoff | 1600l |
Konstruktion/Design | Absolute S.p.A. Italien |
---|---|
Herstellerland | Italien |
Motorisierung Test KW (PS): | 2x Volvo Penta/ D6-435/ 320 (435) |
Antriebsart | IPS 600 |
Preis Standard/Testschiff: | 797.300,-€ |
Messwerte
Fahrstufe | Drehzahl | Geschwindigkeit | Verbrauch | Reichweite* | Schallpegel** | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
U/min | kn | km/h | l/h | l/sm | l/km | sm | km | dB(A) | |
* Berechnungsgrundlage Tankinhalt - 10 % Reserve (Liter) 1440 ** Gemessen am (Innen) Fahrstand | |||||||||
Standgas eingekuppelt | 600 | 3,20 | 5,93 | 3,20 | 1,00 | 0,54 | 1344,00 | 2489,09 | 51 |
Revierfahrt (ca. 6kn / 12km/h) | 1050 | 6,00 | 11,11 | 6,00 | 1,00 | 0,54 | 1440,00 | 2666,88 | 59 |
Gleitfahrtgrenze | 2050 | 11,00 | 20,37 | 49,00 | 4,45 | 2,41 | 1440,00 | 2666,88 | 64 |
Ökonomische Marschfahrt | 3000 | 21,00 | 38,89 | 121,00 | 5,76 | 3,11 | 249,92 | 462,85 | 66 |
Schnelle Marschfahrt | 3200 | 24,00 | 44,45 | 132,00 | 5,50 | 2,97 | 261,82 | 484,89 | 68 |
V-max. | 3550 | 29.00 | 53,71 | 170,00 | 5,86 | 3,17 | 245,65 | 454,94 | 75 |
-
15,20m
-
4,43m
-
k.A.m
-
5,8m
-
2x320KW / 2x435PS
-
GFK
-
1600l
-
480l
-
k.A.kg
-
B
-
3+1
-
6+1