ACM Dufour Heritage 26 Confort
Normannisches Erbe
Dufour und Motorboote?! Die Erklärung ist wohl simpel. Da Diversifikation im Zeitalter der Globalisierung zum Inbegriff des Überlebens geworden ist und man ohnehin u.a. mit der Übernahme von ACM, ansässig in Carbourg/Normandie, südwestlich von Le Havre, eine seit Jahren bekannte Motorboot-Palette erwarb – mit dem Know how durch den Bau von Booten für die Wasserschutzpolizei und den Zoll – ist eine neue Modellreihe schneller, seetauglicher Motorboote entstanden, zu denen auch die ACM Dufor HERITAGE 26 in drei Kategorien gehört und die zum jetzigen Zeitpunkt in Serie gehen soll:
Basis-Modell, – Confort und – Grand Confort.
In diesen Ausführungen ist das Boot als Halbgleiter (schneller Verdränger) und auch als reiner Verdränger vorgesehen, mit dem Unterschied, dass der Verdränger einen durchlaufenden Kiel, einen durch Ruderhacke geschützten Propeller und einen Edelstahlschutzbeschlag auf dem Bug hat. Bei der Halbgleiter-Ausführung hat man darauf verzichtet, um den Widerstand zu minimieren.
Konstruktion
Die Konstruktion, Stabilität und Ausrüstung wurden berechnet für die Verwendung auf See, sodass die Boote die Forderungen der CE-Normen der Kategorie “B” (u.a. Nordsee) erfüllen. Wie von der Dufour-Segelyachtline her bekannt, werden auch die Motorbootrümpfe im Handauflegeverfahren unter Einsatz des teuren auf Isophtalsäure basierendem Harz (IUP) hergestellt. Der Bootsboden ist durch vier einlaminierte Kastenträger in Längsrichtung versteift und diese noch einmal durch vier Querträger verstärkt. In dem Zusammenhang mit der Rumpf-Deck-Verbindung und der ausserdem zum Einsatz gelangenden Materialdicke ergibt sich so einen Festigkeit und Stabilität, wie sie den CE-Vorschriften entspricht.
Bei der Werft AQUANAUT YACHTING, die für die Dufour-Power-Serie die Vertretung für die Niederlande übernommen hat, fuhren wir in Sneek/NL die Verdränger-Version “Confort”, jedoch mit einem YANMAR-Diesel von 36,5 kW/50 PS, wie er für Binnenseen und Kanäle, also für weitgehend friedliche Gewässer als durchaus akzeptabel angesehen werden kann.
An Deck
Der schnittig-eigenwillige Decksprung und der blaue Rumpf mit der flachen Teak-Auflage auf dem Süll, auf der die Edelstahlreling montiert ist, geben dem Boot zweifellos ein markantes Gesicht. Hierzu trägt auch der Teak-Stoßrand mit dem aufgesetzten Niro-Profil bei.
Der nach unserer Einschätzung etwas zu hoch geratene Salonaufbau, der eine Stehhöhe von 1,95 m hergibt, hätte etwa 8-10 cm niedriger ausfallen dürfen und damit einen noch gefälligeren Eindruck hinterlassen. Auf den Vorschiff ist wie üblich die Ankerwinde und der Kettenkasten eingebaut.
Der Anker liegt fallbereit auf einem entsprechenden Bugbeschlag. Während die Belegklampen vorne und im letzten Drittel ins Süll eingelassen sind, befinden sich die achterlichen außen im Heckbereich verschraubt. Auf dem Vorschiffdach ist ein Fluchtluk eingesetzt und auf dem Salondach geben stabile Niro-Handläufe einen sicheren Halt. Ein bequem zu öffnendes Dachluk sorgt für die Belüftung und der dahintersitzende abgespannte Holzmast trägt die Navigationslichter. Von den Fenstern im Salonaufbau ist auf jeder Seite eines nach außen aufstellbar und jeweils ein festes ovales Fenster im Alurahmen sorgt im seitlichen Aufbau für Lichteinfall.
In die Badeplattform sind zwei Niro-Töpfe zur Aufnahme der Badeleiter montiert, die genauso wie das Teaksteckschott im Heckbereich, bei Nichtgebrauch auf der Unterseite des gasdruckgefederten Cockpitdeckels fest gehaltert werden können. Hier ist auch Stauraum für die Pütz und andere “Reinschiff-Utensilien” vorhanden. Betreten wird das Boot, das übrigens durch die ausgeprägten Sprayrails im Unterwasserschiff eine dabei festzustellende große Anfangsstabilität hat, entweder von den Cockpitseiten über eingelassene Teaktrittstufen oder von der Badeplattform aus.
Im Abschluss des achteren Salonaufbaus sind sowohl an Backbord als auch an Steuerbord verschließbare Schränkchen eingelassen. In dem backbordseitigen wird eine 3-kg-Gasflasche mit Anschluss gehaltert und in dem gegenüberliegenden befinden sich Hauptschalter etc.
Unter der Trittstufe an Steuerbord ist die Steckdose für den Landanschluss und im hinteren Cockpitbereich die Außendusche untergebracht.
Unter Deck
Den Salon betritt man durch die in weißlackierte Alurahmen eingefasste Schiebetür und steht dann etwa 20 cm tiefer an Backbord vor einem mehrtürigen hochglanzlackierten Schrank, der als Pantrysektion vorgesehen ist.
Hier befinden sich auch ein abdeckbares Niro-Spülbecken, der Isotherm-Kompressor-Kühlschrank und darüber der zweiflammige Gaskocher. Der in seinem Volumen nicht gerade üppige Schrankraum muss auch noch für die Unterbringung von Wäsche, Bekleidung etc. herhalten.
Hier sind auch einige kleine Mängel zu verzeichnen, die jedoch mit dem Beginn der jetzt gerade anstehenden Serienfertigung behoben sein sollen.
An der Platzierung des Gaskochers erkennt man die Männerwirtschaft. Hier wäre der dafür Zuständige gut beraten gewesen, Madame zu befragen, die der Montage ohne Spritzschutz auf hochglanzlackiertem Holz sicher nicht zugestimmt hätte. Die Schranktüren waren mit Verriegelungen versehen, die auf Druck reagieren, sodass einigen davon sich ständig öffneten, wenn man auf dem engen Raum zwischen Pantry und Dinette den gang passierte.
Das hat die niederländische Vertretung aber sofort geändert und Mark Bakker, der Geschäftsführer von Aquanaut Yachting hat zugesagt, dass kein Boot mit diesen Mängeln, die ohnehin nicht gravierend sind, seine Werft verlässt.
Auf der Dinette-Seite kann man die Fahrersitzbank mittels einer raffinierten Mechanik zur Dinette-Sitzbank umfunktionieren, – oder auch durch Absenken des Tisches die beiden Bänke auf eine Ebene bringen und so für eine Doppelkoje sorgen.
Das Steuerpult ist in der gefahrenen “Confort-Ausführung” mit den notwendigen Instrumenten versehen. Die Einhebelschaltung ist gut platziert und leichtgängig.
Direkt neben dem Fahrer an der Wandseite ist das Schalter- und Sicherungspanel eingebaut, sodass der Fahrer alles im Griff hat. Direkt hinter dem Steuerpult ist eine Stufe tiefer im Vorschiff der WC-Raum eingerichtet worden, der außer der Pumptoilette noch ein Handwaschbecken enthält. Der WC-Topf lässt sich gut “besitzen” und artistische Verrenkungen sind denn auch bei einer Stehhöhe von 1,80 m nicht erforderlich. Ein zu öffnendes Bulleye sorgt für Be-/Entlüftung.
Das Vorschiff ist in der üblichen Anordnung mit einer Doppelkoje in V-Form versehen und mit einem Einlegestück zu einer geschlossenen Liegefläche zu gestalten. Die GFK-Innenschale ist mit Holz teilweise veredelt worden.
Im Rahmen der Raumausnutzung hat die Werft sich für den Maschinenraum etwas besonderes einfallen lassen. Um an die Maschine zu gelangen, muss die gesamte Sitzgruppe einschließlich Tisch angehoben werden, was sich schwieriger anhört als es in der Praxis ist. Zwei Gasdruckfedern – wie beim Kofferraumdeckel eines Autos – erleichtern diese Arbeit, und nach erfolgtem Hochklappen ist die Maschine relativ gut zugänglich.
Ob diese etwas gewöhnungsbedürftige Mimik als Ultima ratio gelten kann, bleibt dahingestellt.
Fahreindrücke
Der im Testboot eingebaute YANMAR-Diesel 36,5 kW/50 PS, der über eine wassergeschmierte Edelstahlwelle und einen dreiblättrigen Propeller die Kraft ins Wasser bring, verrichtete in allen Fahrstufen vibrationsarm und in einem erträglichen Geräuschpegel seine Arbeit.
Die leichtgängige Einhebelschaltung und das sofort auf Kurskorrekturen ansprechende Ruder sorgten für den erwarteten Fahrspaß. Bei böigem Wind zwischen 4-5 Bft. und kabbeligem Wasser erreichten wir eine durch den eingebauten Geschwindigkeitsmesser und Kontrollmessung durch Hand-GPS ermittelte Höchstfahrt von knapp 10 kn.
Dies ist ein für einen Verdränger dieser Größenordnung ein äußerst respektabler Wert.
Hierbei konnte festgestellt werden, dass sich die aufbauende Bugwelle in Grenzen hielt und das Achterschiff die Heckwelle gut losließ.
Auch das Fahren achteraus war schnell in den Griff zu bekommen. Von einem nach Schlepptankversuchen optimierten Unterwasserschiff sollte man dies auch erwarten können. Die Sichtverhältnisse am Steuerpult waren ausgezeichnet. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass man dieses Boot unter Berücksichtigung seemannschaftlicher Aspekte einiges zumuten darf. Das Boot ist auch vom Cockpit aus zu steuern. Dafür ist eine Notpinne vorhanden, die in Frankreich vorgeschrieben ist.
Mein Fazit:
Die erwähnten kleineren Mängel werden jetzt mit Beginn der Serienfertigung behoben sein. Mit der HERITAGE 26 wird dann ein Tourenkreuzer in Verdränger-Version in den Ausführungen "Basic", "Confort" und "Grand Confort" auf den Markt gebracht, der ein recht gefälliges Bild abgibt, sich ausgezeichnet fahren lässt und mit dem man auch der Berufsschifffahrt schnell aus dem Wege gehen kann. Wir haben hier die Standardausrüstung und die Extras nicht erwähnt, da da die Interessenten ohnehin Infomaterial anfordern werden. Erwähnenswert ist die zehnjährige Garantie gegen Osmose. Für zwei Erwachsene und zwei Kinder sollte das Boot auch für längere Urlaubswochen ein zweites Zuhause sein können. Mit einem Gewicht von 2.200 kg ist das Boot noch trailerbar.
Revier | Nordsee / Niederlande |
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Wind (Beaufort) | 4-5 |
Herstellerland | Frankreich |
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Motorisierung Test KW (PS): | Einzelanlagen von 36,5-110kW (50-150Ps) im Test YANMAR 36,5 / 50 |
Preis Standard/Testschiff: | ca. 71.250€ |
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7,99m
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2,59m
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0,70m
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2,60m
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36,5-110KW / 50-150PS
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GFK
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2x80l
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100l
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2.200kg
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B
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4
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10kn / 18km/h