Bénéteau Swift Trawler 41 Fly

Nach der Neuerscheinung 2018 des Swift Trawler 47* hat Beneteau das zweite Modell dieser erfolgreichen Serie, den Swift Trawler 41, komplett neu entwickelt und zum Cannes Yacht Festival 2019 präsentiert. Als Sedan- oder Flybridge-Version verfügbar, fuhr das Motorboot Magazin die Flybridge - Yacht im Mittelmeer ausgiebig Probe.

*siehe Wassersport Ausgabe 05/2019

Schnelle Reise…

Design, Konzept, Verarbeitung

Von 30 bis 50 Fuß reicht die Range der Benetau Swift Trawler Serie. Das neuste Modell, die 41, ist von der 47 inspiriert. Der Halbgleiter-Rumpf, die äußere Erscheinung und auch das Innenraumkonzept sind kompakter, erinnern aber an das größere Schwesternschiff. Trotzdem ist hier eine vollends eigenständige Yacht entstanden. Das von Beneteau Power und Andreani Design gezeichnete Boot kommt sehr schiffig daher. Steiler Steven, hohe Bordwände mit hohem Süll, die steil stehende Windschutz- scheibe und ein umlaufender Dachüberstand des Flybridge-Aufbaus unterstreichen optisch auch die die Rauwasser-Ambitionen der Swift Trawler.

Die niedrige Badeplattform erleichtert auch von einer tiefen Pier den einfachen Zugang zum Trawler. Über den Durchgang an Steuerbord ist der komplett überdachten Achterdeckbereich mit einer Sitzgruppe erreichbar. Die Sitzmöglichkeit lässt sich um 40 Zentimeter in Längsrichtung verschieben, um wahlweise mehr Raumangebot im Achtercockpit zu haben, oder auf der Badeplattform Platz für ein Dinghi zu schaffen. Da eine Höhenverstellung der Plattform nicht vorgesehen ist, kann man in die dafür vorgesehenen Aufnahmen Sliprollen stecken, um so mit einer elek- trischen Winsch, die Steuer- bord Achtern platziert ist, mühelos das Beiboot zu wassern oder wieder aufzunehmen. Die Winsch kann natürlich auch beim Heckankermanöver oder beim Anlegen hilfreich einge- setzt werden. Für ein großzügigeres Raumgefühl im Achterschiffsbereich hilft es, dass der Niedergang von der Fly an das feste Element der dreiflügeligen Glastür heran geschoben werden kann, um bei Nichtgebrauch Platz zu schaffen. Ein Tisch für den Außenbereich versteckt sich hinter dem festen Glaselement und kann einfach aufgebaut werden.

Im Innenbereich des Salons befindet sich achtern die U-för- mige vollausgestattete Pantry. Der Kühlschrank mit Gefriereinheit ist an Steuerbord platziert und fasst insgesamt 215 Liter. In der U-Sitzgruppe an Backbord können vier bis fünf Personen Platz nehmen. Zwei weitere Personen finden am Esstisch Platz, indem die Bank vom Steuerstand um 90 Grad nach Innen gedreht, und auf das Niveau der Sitzgruppe abgesenkt wird. Auch der Tisch kann abgesenkt werden, um hier eine zusätzliche Schlafgelegenheit für zwei Personen zu schaffen. Mit einem Vorhang um diese neu entstandene Liegefläche wird für ein Mindestmaß an Privatsphäre gesorgt. Der mittige Niedergang führt in den eigentlichen Schlafbe- reich. Bis zu drei Kabinen und zwei Bäder sind hier untergebracht. Vorne befindet sich die Eignerkabine mit großen Fenstern, viel Schrank- und Stauraum, Spiegelflächen und eigenem Fernseher. Das Eignerbad ist natürlich en suite. Die VIP-Kabine befindet sich auf der Backbordseite. Die zwei Einzelbetten lassen sich mit einem Matratzenteil zu einer großen Liegewiese verwandeln. Die dritte Kabine ist auf der Testyacht als Staukammer ausgelegt. Optional hätte hier eine Waschmaschine Platz, alternativ kann hier auch noch eine Koje untergebracht werden. Ein weiteres Bad befindet sich vor dieser Kabine.

Der Steuerstand im Salon ist klassisch an Steuerbord angeordnet. Ein großes Raymarine-Display dominiert das Dashboard neben den weiteren Anzeigen und Bedienelementen. Die Doppelsitzbank, ein aufrechtstehendes, großes Steuerrad, komplettieren neben Kompass, Gashebel und Bugstrahlruder diesen Bereich. Die Sitzposition ist gut, die Rundumsicht, bedingt durch die großen Fensterfächer, ebenfalls. Die seitliche Schiebetür gewährleistet den schnellen Gang an Deck, lässt bei schönem Wetter Licht und Luft an den Fahrstand und ist auf jeden Fall hilfreich, wenn der Schiffsführer auch noch Leinen beim Anlegen selbst fahren will. Der Steuerstand auf der Flybridge ist mittig positioniert. Ein Einzelsitz mit viel Seitenhalt und ausreichender Beinfreiheit sorgen für eine komfortable Sitzposition- nicht selbstverständlich auf einer Fly. Auf dem oberen Deck sind natürlich auch ausreichend Sitz- beziehungsweise Liegemöglichkeiten zum Sonnen angeordnet. Im hinteren Bereich kann optional eine voll ausgestattete Wet-Bar geordert werden. Grill, Spüle, Müllei- mer sowie ein 40 Liter Kühlschrank umfasst diese Option. Das letzte Drittel der Hochebene ist komplett freigehalten, umso den eigenen Vorstellungen des Eigners Raum zu geben. Wer auf die Fly verzichtet und die Sedan-Version wählt, kann auf pfiffigen Dachträgern sogar Equipment wie z.B. Surf- oder SUP-Boards, Kajaks oder Fahrräder befestigen und transportieren.

Auf dem Vordeck ist erwartungsgemäß eine große Liegefläche. Der vordere Teil lässt sich zu einer Sitzbank in Fahrtrichtung umbauen. Auch in Punkto Verarbeitung zeigt das Testboot keine Schwächen. Kein Klappern oder Quietschen ist während der Fahrt aufgefallen. Unter Deck sollten aber Anschläge für die Türen nachgerüstet werden.

Fahreigenschaften

Der Trawler ist mit Wellenantrieben und zwei Volvo- D4-Dieselmaschinen der 2018er Generation ausgestattet. 270 PS pro Maschine, optional auch 300, sorgen für ausreichende Fahrleistungen. Die seit diesem Jahr lieferbare, neue D4-Motorengeneration liefert noch höhere Leistungsdaten. Eine gemessene Höchstgeschwindigkeit 21,5 Knoten bei einem Leergewicht von 11 Tonnen ist durchaus akzeptabel und auch der Antritt der erwachsenen Yacht ist kraftvoll und bullig. Der Verbrauch liegt bei Vollast jedoch bei satten 105 Liter die Stunde und damit bei fast fünf Litern die Meile. Bei 16 Knoten Marschfahrt werden 67 Liter benötigt, was immer noch einen Verbrauch von 4,2 Litern die Meile bedeutet. Klassentypisch, aber nicht gerade sparsam. Aber es ist gut zu wissen, dass auch mal höhere Leistungen abgerufen werden können, um z.B. einem anrückenden Tiefdruckgebiet davon zu fahren, oder ggf. noch vor einsetzender Dunkelheit einen unbekannten Hafen oder eine Ankerbucht anzulaufen. Trawler-Fahrer bevorzugen aber ohnehin eher die gelassene Gangart. Zu Recht, denn um lange Distanzen zu überbrücken, empfiehlt sich die deutlich sparsamere Verdrängerfahrt. So werden zum Beispiel bei sechs Knoten Fahrt nur noch knapp 1,2 Liter/ naut. Meile in die Brennräume eingespritzt. So sind dann Reichweiten möglich, die eines Langstrecken-Kreuzers absolut würdig sind.
Das Fahrgefühl ist dabei jederzeit sehr angenehm. Die Yacht liegt allzeit gut am Ruder und reagiert, egal ob Verdränger- oder Gleitfahrt, auch auf minimale Kurskorrekturen, läuft aber trotzdem stabil ihren Kurs. Auch wenn die Testbedingungen sehr moderat waren, ist davon auszugehen, dass dieses Boot – typisch für die Baureihe – auch ordentlich Seegang wegsteckt. Der Radius für den mit nur minimaler Schräglage auch bei höheren Geschwindigkeiten gefahrenen Vollkreis bewegt sich mit drei Schiffslängen im üblichen Rahmen eines solchen Reisekreuzers. Anlegemanöver stellen bei einer Doppelmotorisierung und Bugstrahler in der Regel eh kein Problem dar. Mit gegenläufigen Motoren lässt sich die Yacht auf dem Teller drehen und der Bugstrahler hilft ggf. korrigierend bei etwas Seitenwind aus. Volvo Penta bietet zudem auch für Doppelmotorisierung und Wellenantrieb eine Joystick-Steuerung an, die mit einer Rudermaschine und dem Bugstrahler gekoppelt ist. Spätestens dann lässt sich so eine Yacht auch per Fingerübung in die Box zirkeln, und nicht nur auf die klassische Methode.

Mein Fazit:

Der Swift Trawler 41 ist eine ernstzunehmende Kreuzeryacht für lange Reisen und für den Familienurlaub in allen Revieren. Platz, Stauraum, Licht und Luft gibt’s reichlich und sind für einen längeren Aufenthalt an Bord wichtig. Mit maximal sieben Schlafplätzen haben kurzfristig auch größere Crews hier Platz. Für längere Bordaufenthalte dürften vier bis fünf Personen die Obergrenze sein. Die technische Ausstattung entspricht modernsten Standards, die Bauqualität, die Materialauswahl und Haptik zeugen von der langen Erfahrung der etablierten Großwerft. Diese Beneteau ist als Reisekreuzer für so ziemlich jedes europäische Gewässer bestens geeignet. In Binnenrevieren kann aber u.U. die Sedan Variante mit geringerer Durchfahrtshöhe eine Alternative sein. Der preisliche Einstieg bei dem Swift Trawler 41 Fly liegt bei rund 430.000 Euro, die Sedan gibt`s etwas günstiger. Der Preis steigt natürlich noch, wenn die zahlreichen von der Werft angebotenen Optionen (Generator, Klimaanlage, Geschirrspüler, Waschmaschine, Heizung; um nur einige zu nennen) auf der Bestellliste angehakt werden.

Martin Szech
Martin Szech
Testbedingungen
RevierMittelmeer
Wind (Beaufort)1
Strom (Knoten)1kn
Wellenhöhe0,5m
Personen an Bord5
Tankinhalt Treibstoff1.000l
Bénéteau Swift Trawler 41 Flybridge
HerstellerlandFrankreich
Motorisierung Test KW (PS):2 x Volvo Penta D4 270
AntriebsartWelle
Preis Standard/Testschiff:431.400 / 589.500

Messwerte

FahrstufeDrehzahlGeschwindigkeitVerbrauch
U/minknkm/hl/hl/sml/km
Beschleunigung 0-Vmax minus 1kn. (Sek): 18, Drehkreis in Bootslängen = 3,
Reichweite bei Revierfahrt/Marschfahrt (Tankinhalt-10 %) in sm (km): 892 (1653) / 251 (465)
Standgas eingekuppelt9003,406,304,701,380,75
Revierfahrt (ca. 6kn / 12km/h)1.2006,0011,117,101,180,64
Gleitfahrtgrenze2.50011,6021,4846,504,012,16
Marschfahrt3.00016,1029,8267,404,192,26
V-max.3.60021,5039,82105,004,882,64
  • 13,43m
  • 4,25m
  • 1,15m
  • 5,81 (Fly) / 4,32 (Sedan)m
  • 397-441KW / 560-600PS
  • GFK
  • 1.170l
  • 400l
  • 11.400kg
  • B
  • 8
  • 4+1+2
  • 21,50kn / 39,82km/h
  • 1.653km / 465km