Test Nimbus 335 Coupé

Wer sich in der 10 Meter Klasse nach einem soliden und hochwertigen Fahrtenboot umschaut, auf dem es sich komfortabel reisen lässt, dessen Eigenschaften sich sowohl für die Binnengewässer als auch für lange Seetörns eignet und das genug Reserven für stramme Bergfahrten oder auch mal eine sportliche Einlage beim Fahren bietet, kommt an der Nimbus 335 Coupé nicht vorbei. Kein Wunder, dass die Kreuzeryacht neben Ihrer großen Schwester der Nimbus 365 Coupé, die gerade zum „Powerboat of the year“ nominiert wurde, zu den Bestsellern aus dem Hause Nimbus zählt.

Design, Konzept, Verarbeitung

Mit zeitlosen Linien, einer soliden, schiffigen Konzeption und auf den ersten Blick erkennbar in der sprichwörtlichen, hohen Nimbus Bauqualität vermittelt der Schweden-Kreuzer dem Betrachter  sofort ein gutes Gefühl. Das klare Design, große Fensterflächen und ein auf Funktionalität ausgerichtetes Layout lässt das Schiff solide, aber auch elegant und leicht aussehen. Doch nicht nur äußerlich hat die schöne Schwedin überzeugende Reize. Vakuuminfusionsverfahren und Sandwichbau heißen die Zauberwörter, die dem Kenner sagen, dass hier ein Boot in modernster Kunststoff-Bauweise gefertigt wurde.

20 Prozent Gewicht haben die Bootsbauer von Nimbus nach der Umstellung auf diese Bauweise bei den Rümpfen der Yachten einsparen können, bei gleichzeitiger Erhöhung der Festigkeiten und einer Verbesserung der Bauqualität. Das zeigt sich zum Beispiel auch beim Aufbau, der selbstragend mit der Decksschale konstruiert wurde und bei dem die verklebten Polyurethanfenster  ähnlich wie beim modernen Fahrzeugbau  integraler Konstruktionsbestandteil sind.

Das Ergebnis ist eine leichte, bocksteife und solide Konstruktion, bei der während der Fahrt aber auch nirgendwo etwas knarzt, quietscht oder sich verwindet. Last but not least wirkt sich diese intelligente Bauweise durch die Gewichtsersparnis natürlich auch auf den Brennstoffverbrauch positiv aus. Ein echtes Argument bei einer Langfahrtyacht. Apropos Aufbau: Der ist asymmetrisch angeordnet, soll heißen sitzt nach Backbord versetzt. So ergibt sich ein breiter und komfortabler (und beleuchteter!) Laufgang (Sidewalk) auf der Steuerbordseite, an der sich neben dem Fahrstand auch die seitliche Schiebetür befindet und es wird  kein Zentimeter an Lebensraum im inneren des Schiffes eingebüßt, dafür aber komfortable  Bewegungsfreiheit an Deck gewonnen. Backbordseitig ist das Gangbord  zwar etwas schmaler, aber immer noch breit genug, um sich sicher darauf zu bewegen, zumal die Schanz und die Seereling eine vernünftige Höhe aufweisen und die Handläufe auf dem Aufbaudach genau dort sitzen wo sie benötigt werden und vertrauenerweckend dimensioniert und montiert sind.

Besagte seitliche, bündig im Aufbau schließende Schiebetür ist für den Piloten der 335 Coupé eine Offenbarung. Nicht nur, dass sich beim Fahren mit offener Tür und geöffnetem Schiebedach quasi ein „Draußen-Gefühl“ bei schönem Wetter einstellt, auch Anlege- und Schleusenmanöver macht der Nimbus Skipper locker im Alleingang, sitzt doch die solide Springklampe ideal positioniert in Griffweite des Fahrers. Wenn’s doch mal hakt, geben das direkt angeströmte Doppelruder, und die in der „Ready to Cruise Ausstattung“ serienmäßige Bug- und Heckstrahlruder die nötige Hilfestellung, um die Yacht kinderleicht wieder in die gewünschte Position zu pilotieren.

An Deck fällt die durchdachte und solide Konstruktion des Schiffes auf, dessen Beschläge alle in bester Qualität und vernünftig dimensioniert dort sitzen wo sie benötigt werden. Das Teakdeck ist massiv und sauber verlegt, die Vorschiffsluke bündig im Deck eingelassen. Vorne steht das Dach des Aufbaus leicht über. Darunter verbergen sich die soliden Scheibenwischer für die große Frontscheibe, deren Gummis so ideal vor UV-Licht geschützt sind und die dadurch auch optisch nicht stören. Am Rumpf schützt eine umlaufende Gummischeuerleiste.  Der Ankerkasten ist selbstlenzend, Stauraum ist unter dem Cockpitboden achtern reichlich vorhanden.

Der Lebensraum beginnt von achtern aus gesehen auf der großen, überdachten Heckterrasse, die auf gleichem Höheniveau mit der Badeplattform und dem angrenzenden Salon liegt und sich seitlich durch Persenninge auch komplett schließen lässt und damit den Salon nach achtern vergrößert. Dieser beherbergt neben dem Fahrstand und der Pantry auch die große Sitzecke mit dem Esstisch. Typisch Nimbus: Der Beifahrersitz wird durch eine einfache Handbewegung ohne langes Gebastel gedreht und zum Bestandteil der Sitzgruppe. Bei Maximalbelegung kann die Sitzgruppe zum Schlafsofa umgebaut werden. Wer abends Fernsehen möchte, tut dies auf dem „ready to cruise“ serienmäßigen und elektrisch versenkbaren Monitor im Kartentisch. Perfekt!

Nach vorne geht’s in die geräumige Eignerkammer mit Doppelkoje, stimmungsvoll beleuchtet durch indirektes Licht und hochwertig und in bester Qualität ausgebaut. Die Nasszelle mit zu separierender Duschkabine davor an Steuerbord lässt es an nichts fehlen. Die Gäste- oder Kinderkabine ebenfalls mit Doppelkoje liegt an Backbord gegenüber und ist geräumig und bequem. Sinnvolle Details wie die Kunststoffschubladen im Schrank für Kleinwäsche, überall eine Möglichkeit quer zu lüften, beleuchtete Schränke, eine effektive Belüftung der großen Frontscheibe, refelxionsarme Materialien am Fahrstand, Handläufe unter der Decke und vieles mehr geben Zeugnis davon, das sich bei Nimbus Menschen mit der Konstruktion der Yachten beschäftigen, die selber Wassersportler sind, eine langjährige Erfahrung haben und genau wissen worum es geht.

Das Konzept folgt einem logischen, funktionalen Weg und das in keiner Weise langweilig, sondern in klarem, geschmackvollem, skandinavischem Design in bester Bauqualität. Lediglich der aus der Sichtachse gerückte Magnetkompass degradiert diesen zu einem bloßen Backup beim Ausfall der Navigationselektronik. Unschön, aber entsprechend dem Zeitgeist.

Fahreigenschaften:

Das  Testschiff ist mit dem Volvo Penta D4 Diesel in der Konfiguration mit 165kw/225 PS ausgerüstet. Dies ist zwar die kleinste der wählbaren Motorenkonfigurationen die mit dem 260 bzw. 300 PS starken D4 Diesel zwei Alternativen nach oben für den viereinhalb Tonner bietet, allerdings ist dieser Motor mit der BSO Zulassung für den Bodensee erhältlich, wo die Probefahrt stattfand. Wenn sich vielleicht der eine oder andere Skipper etwas mehr Druck im Kessel wünscht, sei doch gleich zu Anfang angemerkt, dass die „kleine“ Motorisierung für den reinen Binnenskipper und Flussfahrer hinsichtlich der Leistungsausbeute  genug bietet.

Marschfahrten zwischen 20 und 25 km/h sind mehr als viele fahren und mit einer gemessenen Höchstgeschwindigkeit von 37 km/h braucht sich unser Testschiff im Reigen der Fahrtenyachten nun wahrlich nicht zu verstecken. Trotzdem: Wer die BSO nicht benötigt und gerne das Potenzial des Schiffes nutzen möchte, ist mit einer kräftigeren Konfiguration besser bedient, zumal der Motor bei sportlicher Fahrweise und schneller Marschfahrt nicht ständig an der Leistungsgrenze gefahren wird. Angeschirrt sind die 225 bis 300 Volvo-Pferdchen im Motorenraum  unter dem Cockpitboden. Der ist für den normalen Service gut zugänglich. Vorbildlich ist die Installation einer Motorenraum Löschanlage.

Türen zu und Hebel nach vorne – die Fahrgeräusche haben so fast PKW Charakter und außer einem dezenten, sonoren Brummen kommt bei der Crew kaum etwas an. Vibrationen sind sowieso kein Thema. Wer fahren kann, ist in der Lage das Schiff auch ohne Bug- oder Heckstrahler zielgenau  zu dirigieren. „Schuld“ daran ist unter anderem die kräftig ausgeführte Doppelruderanlage die vom Propeller direkt angeströmt wird. Wellen von vorbeirauschenden Fahrgastschiffen oder anderen Yachten werden mit stoischer Gelassenheit genommen, nichts anderes haben wir erwartet. Nimbus Yachten werden in Schweden gebaut mit der Ostsee vor der Tür, da muss die Fuhre laufen auch wenn es draußen mal rappelt.

Das Fahrverhalten der Yacht war in allen Belangen unspektakulär – ein echter Kreuzer eben, mit dem es sich lange reisen lässt. Trotzdem – das Boot macht auch Spaß. Ein bisschen den Gashahn geöffnet zeigte die Nimbus, dass sie neben den untadeligen Cruiserqualitäten durchaus auch ein Faible für die etwas sportlichere Gangart hat und rauschte agil mit sprühender Gischt eben in Gleitfahrt über den See. Hier wird dann allerdings wieder deutlich, dass die Motorisierung des Testschiffes an der unteren Grenze dessen gewählt wurde was für diese Fahrweise empfehlenswert ist.

Nur leicht legt sich der Schwedenkreuzer selbst in hart gefahrenen Kurven auf die Seite und pariert jedwede Ruppigkeit des Fahrers mit spurtreuer Gelassenheit. Ebenso spurtreu gibt sich die Nimbus bei der Geradeausfahrt. Die Trimmklappen wollen feinfühlig eingestellt werden, um der Yacht die beste Lage zu geben.

Mein Fazit:

Wer ein handiges, solides Reiseschiff in der zehn Meter Klasse sucht, das nicht langweilig ist, auf dem vier Personen bequem leben können, wem Qualität, Funktionalität, Wertbeständigkeit und ein guter Wiederverkaufswert wichtig sind, für den ist die Nimbus 335 Coupé eine echte Überlegung wert. Überzeugend ist die konsequente Umsetzung eines gradlinigen Konzeptes des schiffigen Reisekreuzers, das dabei auch Spielraum für Fahrspaß bietet. Wer noch mehr will, sollte einen Blick auf die große Schwester die 365 Coupé werfen, die es auch mit Doppelmotorisierung gibt und die dem gleichen Konzept folgt. 254.700 Euro werden laut Bootskonfigurator des Nimbus Händlers Boote Polch aus Traben-Trarbach für die Nimbus 335 Coupé mit der  „Ready to Cruise“ Ausstattung und der Testmotorisierung aufgerufen. Darunter ist eine so umfassend ausgestattete Yacht in dieser hohen Bauqualität eben nicht zu bekommen.

Christian Schneider
Nimbus Boats 335 Coupé
Konstruktion/DesignNimbus Boats
HerstellerlandSchweden
Motorisierung Test KW (PS):Volvo Penta D4 165 kw (225 PS)
AntriebsartWelle
  • 10,27m
  • 3,20m
  • 1,10m
  • 3,20 - 3,65m
  • 225-300PS
  • GFK
  • 480l
  • 190l
  • ca. 4650kg
  • B
  • 2
  • 4+2