Pollard Silence 43 OC New Style
Traumschiff mit Stil
Dass es Pollard Jachtbouw mit dem weit verbreiteten und oftmals auf die lockere Schulter genommenen Slog- an „Custom-Build“, wirklich ernst meint, in der Lage ist, dies realistisch umzusetzen, wird deutlich bei einem Blick auf deren Website und nettes, wörtliche Zitat: „Sie können Pollard Jachtbouw auch für ein Custom-Build-Schiff kontaktieren. Wenn Sie selbst einen Plan haben, oder einen Plan für ein Schiff planen, setzt Pollard Ihren Plan in die Wirklichkeit um. Sie fragen, wir schaffen es.“
Diese These untermauert der deutsche Eigner der „Aliqua“, Reimund Kah- men, im Test-Vorgespräch mit der Aussage, dass wir es hier quasi mit einer völligen Neuentwicklung der Silence 43 OC zu tun haben, denn viele Details – ja sogar die meisten – wurden nach seinen Wünschen umgesetzt. Vor allem deshalb, da das künftige Fahrtengebiet neben den Binnenrevieren Europas auch die Nordsee bis Großbritannien, die Ostsee bis Schweden und Norwegen sein wird. Daher verpasste man dieser Pollard als Option eine auf raue See- bedingungen zugeschnittene Bugform und die amerikani- schen Gyro-Stabilisatoren. Zu- dem kommt der Binnenfahrt entgegen, die moderate Durch- fahrtshöhe von nur 3,40 m bei zweifach klappbarem, gelegtem Geräteträger, ebenfalls eine innovative Novität, bestückt mit sämtlichen, vom Eigner geforderten Komponenten, wie Radar, SAT-Dom, Suchscheinwerfer, Windmesser, Antennen und Wärmebildkamera.
Design, Konzept, Verarbeitung
Und Pollards Aussage über sich selbst, über die eigene Philosophie: „Auf unserer modernen Werft in Steenwijk bauen wir mit ca. zehn enthusiastischen Mitarbeitern an Ihrer Traumjacht. Jeder in seinem Spezialgebiet. Wir verfügen über eine eigene Stahlbauhalle, eine Edelstahl-Abteilung, Schreinerei, Technikabteilung und End- montage. Allein die Lackie- rerei wird als Auftragsarbeit vergeben. Wir möchten für unsere Kunden stets die erste Wahl sein. Wir sind nicht die größte Werft, streben jedoch an, zu den besten ihrer Art zu gehören, auf dem Teppich bleibend, realistisch, leiden- schaftlich, fachmännisch“. Augenzwinkernd bemerkt Eigner Kahmen dazu: „Bei Pollard parken vor der Werft auch Interessenten mit Klein- und Mittelklasse-Fahrzeugen, wo anderen Ortes Nobelkaros- sen die Regel sind . . .“. Und weiter: „Besonders viel Wert wird unter anderem auf alle Edelstahlarbeiten gelegt, das doppelwandige Schanzkleid, die Isolierung, auf vorbildliche Montage aller Komponenten und die Installation sämtlicher Leitungen und Kabelstränge. Standmäßig verbaut werden Diesel-Motoren von Volvo Penta, wie hier der Typ „D4- 180, 132 kW (180 PS), der den 4-flügeligen Bronzepropeller antreibt. Optional natürlich auch sämtliche anderen Fabrikate. Weitere erwäh- nenswerte technische Details, die Kabola-Warmwasserheizung, der 8-kW Fischer-Pan- da-Generator, proportional kraftgesteuerte Bug-und Heckquerstrahlruder und
die Hydronautica-Fernbedienung, mit der man das Schiff vollständig unter Kontrolle behält, ohne direkt am Ruder stehen zu müssen, egal, wo sich der Rudergänger gerade an Bord befindet. Perfekt auch der Holzausbau unter Deck in amerikanischem Nussbaum. Als vom Eigner geforderte und werftseitig erledigte Sonderwünsche erscheinen dem Chronisten erwähnenswert: Beidseitig im Salon 4-fach zu verriegelnde Schiebefenster in Hochseequalität , zentrale Staubsaugeranlage, die kleine Sitz/Arbeitsmöglichkeit im Vorschiff neben der großzügigen, vier Stufen tiefer als die Salonebene liegende Pantry, die mit Backofen-Mikrowel- len-Kombination, Induktions- kochfeld von Miele, großem Kühlschrank, Wrasenabzug und jeder Menge Stauraum überzeugt. Individuell gestaltet das Bad mit viel Bewegungsfreiheit, Dusche und Ganz-Glastür, elegant versteckt die Waschmaschinen-Trockner-Kombination hinter Milchglas. Hochmodern der ergono- mische Arbeitsplatz des Bootsführer mit Raymari- ne-Hybridtouch-Flatscreen, 360°-Wärmebildkamera, gut dimensioniertem Kartenfach und kleinem, versenkbarem Klapptisch für allerlei Utensilien, wie etwa Notebook oder den Imbiss zwischendurch, darüber zwei elektrisch bedienbare Webasto-Deckenluken. Ebenfalls automatisch bedienbar der Flachbild-TV und Teile der Rundum-Jalousien für die Frontfenstern.
Hinzu kommen Design-Leuchten von Prebit und hochwertige Matratzen auf Froli-Bett-Systemen in der Eignerkabine. Die dort installierte Aircondition wirkt bis in den Salon hinein. Zwei vollwertige Kojen im Unterflurbereich, die mittels Einlegepolster zu einem üppigen Doppelbett mutieren, bleibt Gästen vorbehalten. Die Kabinentüren schlagen dank oben installierter Öffnungsbegrenzer nicht mehr gegen an- grenzende Türen oder Wände, ein oft anzutreffendes Ärgernis vergangener Zeiten. Durch die geöffneten, sich über den gesamten Decksaufbau quer erstrecken vier Flügel der schweren, eloxierten Aluminiumtür, den modern und klar gegliederten Salon vom Cockpit trennend, der bei abgesenktem Tisch in Verbindung mit dem an Stb. installierten L-Sofa die Schlafplätze „+2“ realisiert, mutieren beide Bereiche zu einer opulenten Wohnlandschaft. Die Cockpit-Tischflächen im Freisitzbereich, eingerahmt von staufreundlicher, U-förmiger Backskiste, deren Rückenlehen von Magneten fixiert werden, wurden auf Eignerwunsch zweigeteilt und nach achtern klappbar gestaltet. Vorteil, mehr Be- wegungsfreiheit für die Crew und schneller Zugang zum darunter liegenden Staukeller ohne Umbaumaßnahmen. Straff und passgenau sitzend, die Cockpitpersenning.
Mit Sand gefüllte Fundamente und auch Teile des Kiels, das doppelt mit Bleigummi und Aluminiumplatten isolierte Maschinenraum-Luk, mini- mieren die Übertragung von Vibrationsgeräuschen erheb- lich. Der auf Hochglanz lackierte Maschinenraum ähnelt schon fast einer hygienischen Sterilisationskammer. Um jeglicher Korrosionsbildung im Vornherein den Garaus zu machen, wurden sämtlich Aluminium-Bodenluken auf lackierte VA-Rahmen gesetzt, damit bei eventuell länger stehender Feuchtigkeit nichts angammelt.
Ordentlich begehbare, mit Flexiteak belegte Gangbords führen aufs Vorschiff mit elektrischer Ankerwinsch, abgesichert durch die stabi-
le Seereling und Handlauf auf dem Salondach. Leinen finden zweifach sicheren Halt an VA-Doppelpollern und Springklampen. Steuerbords schließlich Einfüll- und Absaugfittings für Kraftstoff, Frischwasser und Fäkalien.
Fahreigenschaften
Ein Kapitel, das relativ kurz und knapp behandelt werden kann, da das Testrevier, der Kanal Beulakerwijde nahe Steenwijk, nicht unbedingt den Erfordernissen der CE-Kategorie „B“ gerecht wird. Maximale Geschwindigkeit, erreicht bei einer Wassertiefe von 2,50 m unterm Kiel, nach ca. 22 Sekunden mit 8,5 kn (15,7 km/h) bei 2.600 U/min. Ein völlig normaler Wert bei einem Testgewicht von rund 25 Tonnen Wasserverdrängung, allerdings einhergehend mit völlig unökonomischen Kraftstoff-Stundenverbrauch von 24 Litern. Kaum anzunehmen, dass Eigner mit Verstand dieses Fahrverhalten an den Tag legen würden. Daher, Hebel zurück, auf fünf km/h pro Stunde verzichten, der Volvo Penta dankt’s mit sparsamen 3,10 Litern Stundenverbrauch bei 1.200 U/min und ziemlich genau 10 km/h Marschfahrt. Stressfrei, umweltschonend Wellenschlag vermeidend. Sauber und spurtreu wird dabei die Kursvorgabe eingehal- ten, leicht und exakt reagiert das hydraulische Ruder auf jede Veränderung und nach vollem Einschlag mit sechs Umdrehungen von Seite zu Seite, vollzieht der zweizügige Multiknickspannt-Rumpf, der dank der seitlichen Kimmkiele im Wattenmeer auch trocken fallen könnte, einen Vollkreis von 1,5 Bootslängen, egal, ob unter Volllast oder gerade `mal eingekuppelter Einhebelschaltung. Bei entsprechend mehr Wasser unter dem Kiel kann durchaus von höheren Geschwindigkeiten ausge- gangen werden, zumal beim Testschlag auch sehr unterschiedliche Winde Einfluss nahmen.
Mein Fazit:
Pollard-Jachtbouw, europaweit seit ca. 15 Jahren so um die 75 Exponate auf Kiel gelegt, ist inzwischen zwar auch in deutschen Landen kein „unbekanntes Wesen“ mehr, dennoch, in die „Schwemme“ des allgemeinen Marktangebotes kann und will die Steenwijker Werft nicht einsortiert werden. Zudem ließe sich das auch nur schwerlich mit einer Investition von jenseits der halben Millionen-Euro-Marke in Einklang bringen. Dennoch, angesichts der Bauqualität und belegbarer Flexibilität dieser Werft, haben wir es hier immer noch mit einem Produkt zu tun, das sich aufgrund seiner Exklusivität im Übergabe-Stadium deutlich von der Masse unterscheidet und somit wiederum in die Range „viel individuelles Schiff für monetären Gegenwert“ einzusortieren ist. Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis noch.

Revier | Beulakerwijde - Steenwijk |
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Wind (Beaufort) | 3 |
Strom (Knoten) | -kn |
Wellenhöhe | 0,20m |
Personen an Bord | 4 |
Tankinhalt Wasser | 600l |
Tankinhalt Treibstoff | 680l |
Konstruktion/Design | Pollard Jachtbouw BV |
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Herstellerland | Holland |
Motorisierung Test KW (PS): | Volvo Penta-Diesel D4-180, 4-Takt-Reihen- 4-Zyl., 3,7 L, 132 kW (180 PS), Turbolader, Ladeluftkühlung |
Antriebsart | Welle Ø 45 mm, Prop. 23 x 24 |
Preis Standard/Testschiff: | 420.000,- / 590.000,-€ |
Messwerte
Fahrstufe | Drehzahl | Geschwindigkeit | Verbrauch | Schallpegel** | |||
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U/min | kn | km/h | l/h | l/sm | l/km | dB(A) | |
**Gemessen am (Innen)Fahrstand Beschleunigung O-Vmax minus 1kn. (Sek): 22, Drehkreis in Bootslängen = 1,5, Reichweite bei Revierfahrt/Marschfahrt (Tankinhalt-10 %) in sm (km): 1.080 (2.000) / 1.420 (2.630) | |||||||
Standgas eingekuppelt | 800 | 3,80 | 7,04 | 1,60 | 0,42 | 0,23 | 51 |
Revierfahrt (ca. 6kn / 12km/h) | 1.600 | 6,50 | 12,04 | 4,90 | 0,75 | 0,41 | 64 |
Marschfahrt | 1.200 | 5,40 | 10,00 | 3,10 | 0,57 | 0,31 | 61 |
V-max. | 2.600 | 8,50 | 15,74 | 24,00 | 2,82 | 1,52 | 72 |
-
13,00m
-
4,40m
-
1,20m
-
3,40m
-
1x110 / 2x110KW / 1x150 / 2x150PS
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Stahl / Aluminium mögl.
-
900l
-
2x300l
-
23.000kg
-
B
-
10
-
4+2
-
8,50kn / 15,74km/h
-
2.000km / 2.630km