Test Terhi 445 C
Rund 43 Jahre ist Terhi, seit geraumer Zeit ein Zweig des weltweit operierenden „Otto Brandt Konzerns“, zu dem auch unter anderem Silver- und Sea Star-Boote gehören, mit der Forschung und Entwicklung von extrem widerstandsfähigen Booten befasst, die so gar nichts mit herkömmlichen GfK-Schalen zu tun haben, obwohl sie sich auf den ersten Blick äußerlich kaum davon unterscheiden. „ABS“-Kunststoff heißt das Zauberwort, doch dazu später mehr.
Konzept, Ausstattung , Verarbeitung
Die Erfolgsquote dieser finnischen Produkte kann sich wahrlich sehen lassen. Denn kaum zu glauben – und eigentlich als Ruderboot konzipiert – jedoch motorisierbar bis zu 4,4 kW (6 PS), allein der Typ „385“, wurde über die Jahre hinweg 40.000 mal (in Worten vierzigtausend) verkauft. Bis sich das hier vorgestellte Test-Exponat in diese Produktions-Dimensionen hinaufgeschraubt hat, werden noch viele Tiefziehformen angewärmt werden müssen, doch auch dieser relativ junge Terhi-Spross ist auf dem besten Wege, in seiner Klasse das Prädikat „Primus“ zu erobern.
Schließlich ist es nicht nur der Ruf annähernder Unverwüstlichkeit, die Terhi-Booten vorauseilt. Tagtäglich stellen diese robusten Finnen ihre Einsatzmöglichkeiten angesichts divergentester Bedingungen in der Praxis unter Beweis. Egal, ob als privates Just-For-Fun-Pleasure-Boat, Behördenfahrzeug, Arbeits- oder Angelboot, sowie im harten, materialmordenden Vercharter-Einsatz.
Ein nicht unwesentliches Qualitätsmerkmal dabei, die absolute Unsinkbarkeit und somit ein kaum zu überbietender Sicherheitsfaktor. Der Raum zwischen der Rumpfunter- und Innenschale bis hinauf an den Süllrand, wird ausgefüllt unter tonnenschwerem Druck mit geschlossenporigem, wasserabweisendem Polyurethanschaum. Dies hat zur Folge, dass, würde man den Bootskörper mittig auseinanderschneiden, beide Teile weiter schwimmfähig sind. Eindrucksvoll gelieferter Beweis von einer Zweier-Crew bestätigten diese These. Mit einer Motor-Kettensäge direkt auf dem Wasser wagten sie diesen mutigen Schnitt und ruderten und nach Beendigung der Aktion schlussendlich getrennt ans Ufer.
Wer sich der „freien Enzyklopädie Wikipedia“ bedient, kann folgende, Fakten über „ABS“-Kunststoffe nachlesen: Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat ist ein synthetisches Terpolymer aus den drei unterschiedlichen Monomerarten Acrylnitril, 1,3-Butadien und Styrol. Eine Apostrophierung, mit der man bei Chemikern sicherlich offene Türen einrennt, dem Laien jedoch ein großes Fragezeichen vor die Füße wirft. Im Klartext, ein schier unverwüstlicher Platten-Kunststoff, unter hohen Temperaturen beliebig verformbar bis in den schmelzflüssigen Zustand. Bei Beschädigungen leicht zu reparieren, wie etwa durch Schweißen. Voraussetzungen, die sich für die Produktion von Bootskörpern vom Schlage eines Terhi, mehr als ideal eignen.
Und so kurz und bündig kann auch dieser Testteil „abgefeiert“ werden. Keine Ecken, keine Kanten, alles rund und glatt, keine messerscharfen, ausfransenden GfK-Schnitt- oder Frässtellen und somit eine geschlossene Oberflächenstruktur, für die unter anderem die gefürchtete Osmose ein Fremdwort ist.
Pfiffig ausgeklügelt das Vorschiffskonzept mit den drei verschließbaren Backskisten, die gleichzeitig als Sitzflächen dienen, besonders komfortabel dann, falls die passenden Polster dazu geordert wurden. Voll ihrem Namen gerecht wird die Windschutzscheibe der Steuerstandkonsole samt stabilem Handlauf. Gut einsehbar der Drehzahlmesser, daneben die Trimmanzeige, Gläserhalter, 12-V-Steckdose, Bilgenpumpen- und Navilicht-Kippschalter. Ergonomisch aufeinander und fahrerfreundlich abgestimmt, das kunststoffummantelte, fünfspeichige Ruder und die Einhebelschaltung. Platz satt in der ebenfalls zu verschließenden Achterquerbank neben Batterie und mobilem Außenbordertank. Seitliche Handläufe, eine nach vorne offene Bugreling, die aufgeräumte Motorwanne, Badeleiter, vier Festmacherbeschläge, Selbstlenzeinrichtung, eine stabile Scheuerleiste und der rutschfeste Bodenbelag komplettieren das Testexponat.
Fahreigenschaften
Leergewicht 240 kg, erlaubte Zuladung 525 kg. Hier werden – im Gegensatz zu vielen anderen, weit spektakuläreren, schwimmfähigen Objekten – die Verhältnisse doch einigermaßen auf den Kopf gestellt. Beispiel: Eine tonnenschwere Stahlyacht mit CE-abgesegneter Bunkermasse von etwa zweitausend Kilo stellt schon ein Highlight dar. Diesem „Wasserfloh“ hingegen wird durch seine geschäumte Gesamtkonstruktion ein derart immenser Auftrieb verpasst, dass er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch noch ein paar Kilos mehr an Ballast wegstecken könnte.
Terhi gestattet als Motorisierungs-Obergrenze 22 kW (30 PS). Eine Power-Marke, die, wird das „445“ permanent solo oder zu zweit genutzt, absolut ausreicht. Auch die kleine Familie mit Picknickkorb und Badeutensilien kommt damit bestens zurecht, wie an unseren Fahrwerte unter Volllast bei 5.900 U/min mit knapp 40 km/h (21,5 kn) abzulesen ist. Bei eng an den Spiegel getrimmtem Unterwasserteil des 30er Honda verstreichen ca. sechs Sekunden, dann ist Gleiten angesagt. 4.200 U/min, 16,1 km/h (8,7 kn). Ab dieser Fahrstufe sollte sich der Rudergänger mit der Wipptaste des Powertrimms im Schalthebel anfreunden. Eine Frage der Erfahrung, des Gefühls und der Lastverteilung, um den optimalen Anstellwinkel herauszufinden. Beim Testprobanden ca. 60% über der Nullposition. Dann nochmal neun Sekunden draufgepackt, wir planen mit Vmax über den See.
Doch jetzt kommt’s: Nun ist fester Halt angesagt – für die mitfahrende Crew – denn nach lediglich 2½ Ruderumdrehung von Seite zu Seite liegt dieses hart an. Und das geht verdammt schnell, sodass sich auch bei „nur“ 40 km/h unverhofft, beachtliche Zentrifugalkräfte entwickeln. Spurtreu, ohne achterliches Wegschmieren oder Einhaken, bei gemäßigtem Krängungswinkel, rauscht das Terhi in einen Kreisbogen von etwa drei Bootslängen, ohne dabei auch nur geringste Anzeichen von Kavitation zu zeigen. Egal, ob über Stb. oder Bb., leichtgängig der Kurswechsel durch Umsteuern mit der präzise verbauten Teleflex-Lenkung am 30er Honda, der ebenso linear leistungsmäßig vom Leerlauf bis zur maximalen Nenndrehzahl ohne Einknicken durchzieht und sauber beschleunigt.
Lobenswert darüber hinaus die absolut kursstabile Geradeausfahrt, sauberer, trockener Lauf durch das steil aufgekimmte Vorschiff ohne überkommendes Spritzwasser, das auch `mal einen nicht einkalkulierten Sprung über eine unerwartete Welle mit satten Wiedereinsetzen ins nasse Element quittiert. Hier werden unter anderem die unbestreitbaren Vorteile der hohen Festigkeit des Rumpfes durch die Ausschäumtechnik deutlich. Nervige, hohlklingende Joghurtbecher-Akustik – Fehlanzeige.
Noch ein abschließendes Wort in Sachen Motorisierung zu diesem Kapitel. Wie bereits eingangs erwähnt, maximal 22 kW (30 PS) sind durchaus okay. Dass dieses Terhi jedoch auch mit deutlich mehr Power am Spiegel keineswegs überfordert wäre, auch diesen Schuh zieht sich der Chronist an, man muss nur damit umgehen können. Dieser Einwurf aus der Überlegung heraus, dass, falls die CE-konforme Höchstzuladung von 525 kg jemals voll ausgereizt werden würde, Speedverluste nicht wegdiskutiert werden können. Vielleicht ringt sich die Werft ja in diesem Punkt um ein 33,5-prozentiges Zugeständnis durch, damit wären dann 7,4 kW (10 PS) und somit maximal 40 PS drin.
Mein Fazit:
Wer ein Boot sucht, das problemlos mit jedem Mittelklassezugfahrzeug getrailert werden kann, absolut pflegeleicht daherkommt, anschaffungs- und betriebskostenmäßig keine finanziellen Klimmzüge erfordert, dennoch Fahrspaß pur zulässt, der ist fraglos gut beraten, entscheidet er sich für das Terhi 445 C. Auch führerscheinfrei mit 15-PS-Motorisierung lieferbar.
Konstruktion/Design | Terhi |
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Herstellerland | Finnland |
Motorisierung Test KW (PS): | 22 (30) |
Antriebsart | Außenborder |
Preis Standard/Testschiff: | 5940,-/ 15.000,-€ |
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4,45m
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1,85m
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0,3-0,7m
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ca. 1,45m
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22KW / 30PS
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ABS
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25l
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-l
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490kg
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C
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