Test Comitti Venezia 22 Sport

Im November 2011 hatte Comitti -Germany ihren Premierenauftritt in Deutschland anlässlich des Boot und Fun in Berlin. Das 1956 von Mario Comitti am Comer See gegründete Unternehmen baut bis heute klassische Runabouts und Yachten in vier Produktlinien. Neben der traditionellen „Wooden Line“, setzen die anderen drei Linien auf einen gelungenen Mix aus modernem Kunststoff- und Holzbootsbau mit traditioneller Optik. Die Redaktion konnte der kleinsten Comitti aus der Sport-Serie auf den Propeller fühlen.

Design, Konzept, Verarbeitung

Gefällig und chic sieht die kleine Italienerin aus. Der Retro-Klassiker mit dem cremefarbenen GFK-Rumpf und den geschickt integrierten Holzapplikationen zieht die Blicke auf sich. Doch auch sportliche Eleganz strahlt das Runabout aus und die gestreckten, fließenden Linien sowie der scharfe V-Spant im Vorschiff geben Auskunft darüber, dass hier neben dem Lifestyle auch ein gehöriges Spaß-Potential lauert. Das Interieur mit hellem Kunstleder bezogen, die Holzarbeiten sauber verarbeitet und lackiert, die chromglänzenden Instrumente im hochglanzlackierten Edelholz-Dashboard mit Holzlenkrad – wohin das Auge blickt, es gefällt und hält hinsichtlich der Verarbeitungsqualität auch einem zweiten Blick stand. Stauräume satt, eine saubere Motoren- und Elektroinstallation, Sonnenliege, Wasserskimast, Badeplattform, ausziehbare Badeleiter– alles da, oder doch auf jeden Fall optional erhältlich. Funktional gibt’s auch nichts zu meckern. Das Gestühl ist bequem, alles sitzt dort, wo es sein soll. Ins Auge fallen auch die Beschläge und Metallarbeiten. Die sind individuell gefertigt und mit Liebe an den Stil des Retro-Klassikers angepasst. So gehört sich das – bravissimo!

Fahreigenschaften

Die Bezeichnung „Sport“ im Modellnamen weckt Erwartungen. 220 PS im Heck des 6,50 Flitzers aus einem 4,3 Liter V6 Mercruiser Benziner ebenfalls. Und damit ist die Venezia noch nicht einmal voll bepackt. Mit dem 5,7 Liter V8 Mercruiser sind auch 300 Pferdestärken möglich. Alternativ gibt’s die Volvo Penta Varianten als Benziner oder mit Dieselmotoren zur Auswahl.  „Gentlemen, start engines please…“ – nichts lieber als das! Der Mercruiser gibt verhalten laut. Unter dem Sonnenliegenpolster steht er gut isoliert und auch der Motorenraum ist extra isoliert. Akustisch hält sich der Antrieb so vornehm zurück, das ändert sich auch bei schnellerer Fahrt nicht, Wind und Wellengeräusche dominieren das Konzert. Angenehm und Ladylike! Dank Z-Antrieb und handiger Bootsgröße gestaltet sich das Manövrieren auch für den Anfänger einfach. Mit guten drei Knoten geht’s eingekuppelt ohne Gas bei 600 U/min unter den bewundernden Blicken anderer Bootseigner durch die ancora Marina in Neustadt und raus auf die Ostsee. Dort wollen wir wissen was geht:  Mit sattem Antritt katapultiert der Mercruiser die Venezia aus dem Stand in knapp 20 Sekunden auf amtliche 40 Knoten. Mit vier Personen an Bord und vollem Tank! Chapeau! Die Gleitfahrtgrenze ist bei ca. 11 Knoten erreicht. Bei den Fahrmanövern fühlt sich die Comitti sportlich, aber auch wunderbar beherrschbar und kontrollierbar an.  Mit Vorsatz zwingen wir das Boot mit rüden Lenkmanövern in engste Kurven, hetzen die Venezia mit Vollgas durch die eigene Heckwelle und die des Fotobootes und lassen sie mit harten Lenkeinschlägen von einer Seite auf die andere pendeln. Doch nicht mal ansatzweise gerät das Boot außer Kontrolle, schmiert weg oder will einhaken. Auch Wasser spritzt keins an Deck oder in die Plicht. Unsere charmante weibliche Begleitung, die die Fahrt auf der achteren Sonnenliege genießt, sieht keinen Anlass, den Platz zu wechseln. Die Comitti legt phänomenale Fahreigenschaften an den Tag, begegnet vorsätzlichem, fahrerischem Rowdytum mit italienischem Stil und Fahrkultur, beschleunigt bullig röhrend aus engen Kurven, setzt weich ein und durchbricht in einer Gischtfontäne die Heckwelle unseres Fotobootes, ohne dass ein Spritzer an Deck gelangt.

Mein Fazit:

Jede Menge Spaß hatten wir beim Test der Comitti. Das Boot spricht durch seine schönen Linien optisch an, ist gut verarbeitet, hat Klasse und fährt unter allen Bedingungen sicher. Aufgeräumt werde kann mit dem Vorurteil, dass Boote dieser Art nicht rauwassertauglich sind. Satte Luftsprünge durch die Heckwelle unseres Fotobootes, einer großen Storebro, mit anschließendem weichem Einsetzen und trockener Weiterfahrt zeigen, dass es sich hier auch in dieser Hinsicht um eine gute Konstruktion handelt. Die deutsche Comitti-Vertretung nimmt ihren Auftrag sehr ernst und steht mit Rat und Tat und einem breiten Servicangebot für seine Kunden zur Verfügung. 85.320 Euro inkl. MwSt. kostet die schicke Italienerin in der Standardausführung. Nicht billig, aber angesichts der Bauqualität angemessen und im Rahmen dessen, was vergleichbare Boote kosten.

Christian Schneider
Comitti Venezia 22 Sport
Konstruktion/DesignComitti
HerstellerlandItalien
Motorisierung Test KW (PS):Mercrsuier V6 4,3L MPI /162 (220)
AntriebsartHeckantrieb / Z
Preis Standard/Testschiff:83320,- / 112980,-
  • 6,5m
  • 2,15m
  • max. 220KW / 300PS
  • GFK
  • 190l
  • ab 1400kg
  • C
  • 6