Test NECTUS Habitat One – Individuell und elektrisch

Die NECTUS-Werft ist zwar ein völlig neues, eigenständiges Unternehmen, deren Macher allerdings sind „alte Hasen“ im niederländischen Stahlyachtbau. Nämlich die Spezialisten von „Jachtbouw 2000“ in Marknesse, wo unter anderem auch die erfolgreichen Succes-Schiffe auf Kiel gelegt wurden.

Man sieht es, aber hört es nicht – doch nicht das allein ist es, was eine NECTUS ausmacht. Konzept der persönlichen Einrichtungsgestaltung ist ein weiteres Merkmal. Die Kabine im Vorschiff, die Pantry und die Sanitärräume richtet die Werft in Abstimmung mit dem künftigen Eigner als festen Bestandteil ein. Der Rest ist die Sache des Kunden. Wer seinen häuslichen Einrichtungsstil wiederfinden will, kein Problem, dann bringen Sie eben ihre Schlafcouch von zu Hause mit. Oder das eigene Sideboard, den Lieblingssessel, Beistelltisch, die Kommode oder das Fußbänkchen. Das Schiff wird mit leerem Salon geliefert.

Doch damit ist noch nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Flexibilität erreicht. Textiltapete , abschließbare Kunststoff-Kipp-Flügelfenster und Schiebetüren aus dem traditionellen Massivhausbau der Landratten, stießen erst auf breites Unverständnis. Jetzt, hagelt’s allerorten Schulterklopfen.  Auch das Gesamtbild passt und ist schiffig. Davon ließ sich schlussendlich auch kein Geringerer als „Vripack professional design“ überzeugen, die das Schiff  zeichneten.

Ein willkommener Partner für den Antrieb war der Elektronik-Spezialist „Fischer Panda“, dessen Unterwasser-Elektromotoren wie jeder herkömmliche Dieselmotor mit der Wellenanlage verbunden wird.

Bei Unterwassermotoren mit Propeller (Aziprop-Antrieb) ist der Elektromotor in einem hydrodynamisch geformten Gehäuse unter Wasser drehbar angeordnet. Der Antrieb ist bis zu 180° drehbar. Das Drucklager ist im Motorengehäuse integriert. In dieser Bauweise können schon Antriebe bis zu 150 kW realisiert werden. Der Antrieb verleiht dem Schiff extreme Manövrierfähigkeit.  

Das Drucklager ist im Elektromotor integriert. Generator und Batterien können an jeder beliebigen Stelle im Schiff platziert werden. 13,1 km/h (7,1 kn) sind mit den beiden E-Motoren durchaus drin. Doch viel interessanter ist das, was aus den insgesamt 24 Batterien, à zwei Volt, die es zusammen auf immerhin 1.000 Ampere-Stunden bringen, an Fahrkapazität herauszuholen ist. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,5 km/h (4,6 kn), Drehzahl ca. 920 bis 950 U/min, springt erst nach sechs Stunden Fahrzeit der 18 kW-Diesel-Generator an. Das bedeutet, dass beide Elektroantriebe, deren Power vergleichbar ist mit 2 x 48 kW (2 x 65 PS) von Dieselmaschinen, erst dann 45% der Batteriekapazität leergelutscht haben. Mit lediglich 600 U/min sind sogar zehn Stunden drin. Langzeitfahrtests haben dies bestätigt.

Fairerweise muss allerdings dazu auch erwähnt werden, dass die Installation der Elektrifizierung nicht für `nen Appel und’n Ei zu bekommen ist. Der Aufpreis von rund 39.600,- Euro will gut überlegt sein, rechnet sich jedoch für Vielfahrer im Laufe der Jahre durchaus, da ja darüber hinaus so gut wie keine Wartungskosten im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren anfallen.

Bei den Bleibatterien wird von einer Betriebsstundenzahl von ca. 20.000 ausgegangen.  Was bleibt zum Thema Fahreigenschaften zu erwähnen, ist unterm Strich die hervorragende Manövriereigenschaft mit zwei Motoren plus Bugschraube. Zu verdanken unter anderem einer Ruderanlage, deren Blätter nach jeder Seite bis 45° einschlagen. Als Zukunftsvision ist angedacht – einem Schottelantrieb ähnlich – um 360° drehbare Unterwassermotoren zu installieren.  Wer es noch umweltfreundlicher haben möchte, dem sei es freigestellt, sich das komplette Salondach mit Solarzellen vollzupflastern.  Aufgrund der persönlichen Gestaltungsfreiheit könnte man sich die Beschreibung des Innenausbaues fast schenken. Besondere Beachtung gilt dennoch dem exakt, schwimmend verlegten Kunststofflaminatboden im Salon, der theoretisch komplett hochgenommen werden könnte und einer Luke, worunter das Herzstück, die Batteriebank, sitzt. Genauestens eingepasst, dass man schon zweimal hinschauen muss, um sie zu erkennen. Im Vorschiff die Eignerkabine mit großem, französischen Bett, perfekt die Ausnutzung jeglicher Staumöglichkeiten wo immer sie sich auch bietet.

Mein Fazit:

Es sind nicht nur die konkurrenzlos niedrigen Betriebskosten und die Möglichkeit des völlig problemlosen Einrichtens nach eigenem Gutdünken, es ist das zukunftsweisende Gesamtpaket, das hier geschnürt wurde und überzeugt.
Claus D. Breitenfeld
Nectus Habitat One
Konstruktion/DesignVripak Design
HerstellerlandNiederlande
Motorisierung Test KW (PS):Fischer Panda 2x 10 KW
AntriebsartAziprop
Preis Standard/Testschiff:- / 316280,-
  • 12,0m
  • 4,33m
  • 0,85m
  • 2,45m
  • 2 x 10KW / vergleichbar 2x 65 PSPS
  • Stahl
  • 200l
  • 800l
  • ca. 15000kg
  • C
  • 6
  • 1+1
  • 2+2