Test Nimbus Weekender 9

Mit der Weekender 9 (kurz W9) stellt die schwedische Nimbus Werft das erste Modell der neuen WTC-Baureihe vor, die drei verschiedene Einsatzbereiche (Weekender, Tender, Commuter) für schnelle Motorboote abdecken soll, und die Zukunft der sportlichen Nimbus-Linie repräsentiert. Zu Recht berufen sich die Schweden hier auf ihre große Vergangenheit beim Bau sportlicher, seegängiger Motorboote.

Der Begriff „Smart Speed“ steht für zügige Fahrleistungen bei ökonomischem Betrieb der erfolgreichen Nimbus Coupé-Modellreihe – echte Fahrtenschiffe also. Aber auch die Tradition der Werft beim Bau schneller und sportlicher Boote ist lang. Ehemalige Erfolgsmodelle wie z.B. die Nimbus 26 DC oder die Nimbus 250 R erzielen gute Preise auf dem Gebrauchtmarkt. Grund genug für die Nimbus-Konstrukteure, den sportlich-konstruktiven DNA-Pool der Werft aufzufrischen und Antworten für alle zu formulieren, für die „Smart-Speed“ wie Buttercreme-Torte mit Halbfettstufe klingt.

Design, Konzept, Verarbeitung

Die W9 vereint auf den ersten Blick die klassischen Sportbootattribute und Anwendungen in sich. Am Steg liegt aber kein filigraner Flitzer, sondern ein richtiges Schiff, das mit robusten Dimensionierungen der Bauteile und Materialien Vertrauen ausstrahlt. An Deck der typische „Nimbus-Sidewalk“ – das praktische breitere Laufdeck an Steuerbord durch die nach Backbord versetzte Anordnung der übrigen Elemente – die L-Sitzgruppe achtern, die zweiteilige Anordnung von Fahrer + Beifahrersitz, die Auswahl der robusten Bezugsstoffe, sowie die skandinavisch-schnörkellose und gradlinige Funktionalität aller Elemente – Details, die erfolgreich auf die W9 hin adaptiert wurden. Unter Deck in der luftigen Vorschiffskajüte finden sich eine große Doppelkoje, ein kleiner Schrank und eine abgeschlossene Nasszelle mit Waschbecken und Pump-WC. Die kulinarische Bordversorgung wird über die Wetbar an Backbord gewährleistet. Die achtere Sitzbank lässt sich durch einfaches nach vorne klappen zur Sonnenliege oder zur zweiten Koje umbauen. Wird ein Cabrio-Verdeck geriggt, ergibt sich so die Möglichkeit für bis zu vier Personen, an Bord zu übernachten. Eine weitere Sonnenliege ist auf dem Vorschiff. Großzügig bemessen sind die Stauräume an Bord, erst recht bei der Version mit Außenborder-Motorisierung.

Da die Werft im schwedischen Mariestad mit der Coupé-Baureihe voll ausgelastet ist, werden die neuen Modelle – wie auch bei anderen großen Werften – nun unter Nimbus-Aufsicht in Europas größter Bootsbaunation in Polen gebaut. Beim Testboot, einer frühen Baunummer, das in Neustadt frisch angeliefert war, fanden wir eine solide Bauqualität vor. Trotzdem dokumentierte Nimbus-Importeur Daniel Görtz einige Details, an denen noch Verbesserungen vorgenommen werden können. „Da geben wir der Werft direkt entsprechende Rückmeldungen. Dieser Austausch funktioniert gut“, so Görtz. So ist z.B. die Navigationsbeleuchtung nicht BSH-konform und der Luken-Aufsteller der hinteren Stauraumklappe ist so montiert, dass er seiner Aufgabe nicht nachkommen kann. Der Markenname Nimbus weckt eine hohe Erwartungshaltung, doch das Finish ist bis auf ein paar kleine, schnell zu behebende Ausreißer, die der erst jüngst angelaufenen Produktion geschuldet sein dürften, in Ordnung. Auch die „polnische Schwedin“ kann mit Nimbus-typischer Solidität punkten.

Hinsichtlich der gestreckten, sportlichen Linienführung gefallen das scharfe Vorschiff, der austulpende Bug mit dem runden oberen Decksabschluss und das breit auslaufende Achterschiff. Klarer Hinweis auf das zu erwartende Geschwindigkeitspotential sind die zwei markanten Stufen im Rumpf, hinter deren Abrisskanten sich Luftpolster unter dem Rumpf bilden sollen, die ein schnelleres Angleiten und weniger Fahrtwiderstand ermöglichen. Typisch Nimbus – die robuste Scheuerleiste schützt Boot und Geldbeutel bei kleinen Remplern.

Fahreigenschaften

Bei der Motorenauswahl ist Vollfettstufe angesagt. Unser Testboot steht mit dem Mercury Verado 350 Außenborder leistungsmäßig satt im Futter. Diese Motorisierung bedingt eine geteilte Badeplattform, beim optionalen Innenborder Marke Volvo Penta mit Z-Antrieb ist sie durchgehend. Rund herum gut geschützt und doch mit guter Übersicht sitzt es sich am modernen Fahrstand. Alle relevanten Daten für Motor, Fahrbetrieb und die Navigation werden über einen zentralen Garmin-Plotter dargestellt. Im Sitzen passt die Übersicht, die Abstützung der Füße ist ideal, die verschiebbaren und bequemen Sitze geben sehr guten Seitenhalt. Im Stehen gucken größere Fahrer jedoch direkt auf den oberen Abschluss des Scheibenrahmens. Ein ausklappbarer Tritt unter dem Fahrersitz könnte hier Abhilfe schaffen, die Position erhöhen und den Blick darüber lenken. Der „Gas-Arm“ ruht im Sitzen bequem auf der seitlichen Ablage, Plotter und Instrumente sind gut ablesbar, alle Bedienelemente gut erreichbar. Ablagefächer nehmen Utensilien auf, auch einen 12 Volt Ladeanschluss gibt`s, allerdings – so wie auch das Radio – in einem Stau-Fach auf der anderen, vom Fahrersitz nicht zugänglichen Seite des Niedergangs.

Die Nimbus hat eine hohe Schwimmstabilität und krängt kaum, wenn die Yacht über das Seitendeck betreten wird. In der Verdrängerfahrt läuft der Schweden-Sportler mit geschmeidiger Gelassenheit, absoluter Kursstabilität und liegt wie ein Brett im Wasser. Verdrängerfahrt? Wer 350 PS am Heck hat, backt sich das berühmte Ei auf diese Fahrstufe –also Feuer frei!

Den Schub des Gashebels nach vorne quittiert das Boot entsprechend mit kräftigem Antritt, kurzem Heben der Nase, die sich in Gleitfahrt schnell wieder absenkt, ohne dass die Trimmklappen bemüht werden müssen. Fast auf geradem Kiel liegt die Nimbus satt im Wasser, spendiert der Crew mit gut 30 Knoten eine sehr zügige, lässig zu fahrende und mit ca. 1,6 Liter Verbrauch pro Meile auch ökonomische Reisegeschwindigkeit. Dabei liegt sie stabil und  handig auf dem Ruder, fährt auch in engen Kurven und beim Durchfahren von Heckwellen absolut trocken und weich. An diesem frühen März-Testtag klettert die Außentemperatur kaum über fünf Grad Celsius und die Wassertemperatur der Ostsee lockt mit zwei Grad nicht zum Bad. Entsprechend angenehm fährt es sich mit dem ausfaltbaren Cabrio-Verdeck, das zuverlässig vor schneidendem Fahrtwind und kalter Nasenspitze schützt. Alternativ ist auch ein festes T-Top verfügbar.

Wir geben der Yacht die Sporen und sind erstaunt, wie saftig der Verado am Heck bei 4600 U/min noch Schub gibt. Der Mercury orgelt mit schönem Druck durchs Drehzahlband bis zu einer sehr schnellen und dabei gut fahrbaren Marschfahrt von 40 Knoten bei nun 5550 U/min und akzeptablen zwei Liter Sprit auf die nautische Meile (1,852 km). Bei über 45 Knoten ist der Top-Speed des rassigen Weekenders erreicht, mit 6200 U/min liegt der Verado genau im Nenndrehzahlbereich, und selbst jetzt imponiert das Boot mit einer hohen Fahrstabilität und schiffiger Souveränität.

Wer es fahrerisch richtig krachen lassen will, dem ist mit der W9 ebenfalls ein scharfes Werkzeug an die Hand gegeben. Mit gut drei Umdrehungen von hart auf hart Ruderlage ist die Lenkung sehr direkt und auch der Wendekreis ist mit knapp eineinhalb Bootslängen denkbar eng und verleitet so zu rüpelhaftem Tun.

Wer 350 Pferden am Heck die Zügel freigibt, sollte auch bei einer Nimbus nicht Mut mit Tollkühnheit verwechseln. Die Leistung ist nicht zu verachten, und sollte mit Bedacht eingesetzt werden. Wenn man es aber drauf anlegt, kreuzt die Nimbus in schneller, enger Kehre – und wir meinen schnell und eng— die eigene Heckwelle. Dabei zeigt das Heck bei ca. 35 (!) Knoten Kurveneingangsgeschwindigkeit zwar nicht mal Ansätze auszubrechen, das Boot neigt aber u.U. dazu sich nun in der Welle etwas aufzuschaukeln. Das ist sofort vorbei, wenn die innere Trimmklappe beim Anfahren der Kurve etwas angestellt wird. Jetzt zieht die Nimbus eine scharfe, saubere Linie, lässt sich auch von Kabbelwasser nicht aus der Ruhe bringen und drückt bullig röhrend aus der Kurve das es eine Pracht ist. Sauber! Eine gute Portion Thrill für all jene, die Spaß am aktiven Fahren und Trimmen haben. Alle anderen aktivieren das automatische Zipwake-Trimmsystem (Standardausstattung) und lassen die Fuhre einfach laufen.

Mein Fazit:

Das klare skandinavische Design, die perfekte Funktionalität und das ausgereifte, praxistaugliche Konzept machen die Nimbus W9 zu einem rassigen Sportler für alles was auf dem Wasser Spaß macht. Solide Bauweise, kernige aber sichere Fahreigenschaften, mächtig „Dampf“ am oder im Heck, Vielseitigkeit, ein attraktives Design und ein wettbewerbsfähiger Preis werden nicht nur in Skandinavien dafür sorgen, dass diese Erbin einer großen Nimbus Sportboot-Vergangenheit auch in der Zukunft Erfolg hat.

Christian Schneider
Nimbus Boats Weekender 9
Konstruktion/DesignNimbus Boats
HerstellerlandSchweden/ Polen
Motorisierung Test KW (PS):Mercury Verado V6 257kW (350PS)
AntriebsartAußenborder
  • 9,35m
  • 2,95m
  • max. 257KW / max.350PS
  • GFK
  • 300l
  • 80l
  • 2800kg
  • C
  • 8
  • 1
  • 2