Ferngläser bestehen aus drei wesentlichen Komponenten: Dem Objektiv, also den Linsen, die dem Objekt zugewandt sind, den Prismen ‚in der Mitte’ und dem Okular, also die dem Auge (lateinisch ‚oculus’) zugewandten Linsen.
Das Licht, das durch die Linsen des Objektivs einfällt, wird gebündelt und erzeugt das Zwischenbild. Dieses ist um 180 Grad gedreht, steht also auf dem Kopf und ist seitenverkehrt. Anschließend wird das Licht durch eine Anordnung von Prismen geleitet, die das Bild drehen und für eine originalgetreue Darstellung sorgen. Bei Marinegläsern kommen üblicherweise Porro-Prismen zum Einsatz. Bis zu diesem Punkt im Weg des Lichts wurde das Bild noch nicht vergrößert. Diese Aufgabe übernimmt das Okular, das wie eine Lupe wirkt und ebenfalls aus mehreren Linsen besteht. Schaut der Betrachter nun durch das Okular, sieht er das vergrößerte Abbild der Realität. Zum Ausgleich von Weit- und Kurzsichtigkeit befindet sich hinter dem Okular eine Dioptrieneinstellung. Brillenträger können bei vielen Modellen die Augenmuschel aus Gummi umklappen und so den optisch notwendigen korrekten Abstand zwischen Auge und Okular einhalten.
Wie funktioniert ein Fernglas? | Was bedeuten die Zahlen? | Wie fokussiert ein Fernglas? | Was ist die Vergütung? | Peilkompass | Gewicht | Wasserdichtigkeit | Augenabstand | Sehfeld | Ein- und Austrittspupille | Transmission | Binokulare Justierung | Wie wird ein Fernglas eingestellt? | nach oben
Die an Bord am häufigsten verwendeten Gläser sind herstellerübergreifend Modelle mit der Bezeichnung 7×50. Die sieben steht dabei für die Vergrößerung: Ein beobachtetes Objekt wird um das Siebenfache größer dargestellt, als es ohne Fernglas vom menschlichen Auge wahrgenommen werden könnte. Diese sogenannte Vergrößerungszahl ergibt sich rechnerisch als Quotient aus der Objektivbrennweite und der Okularbrennweite. Natürlich ist im Prinzip auch eine höhere Vergrößerung möglich, nur wird es auf einem schwankenden Boot und da in der Hand gehalten, fast unmöglich, ein Objekt im Auge zu behalten.
Die 50 gibt den Objektivdurchmesser in Millimeter an. Je größer dieser Wert ist, desto mehr Licht kann in das Fernglas eintreten und umso besser ist das Glas für schlechte Lichtverhältnisse, wie zum Beispiel Dämmerung, geeignet. Durch größere Objektivdurchmesser werden Ferngläser allerdings auch schwerer, da die Bauteile größer hergestellt werden müssen.
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Die Fokussierung, also die Scharfstellung auf das zu beobachtende Objekt, kann über eine mechanische Verstellung der Abstände von Objektiv, Prismen und Okular geschehen oder, wie bei Marinegläsern verbreitet, als Fixfokus-System ausgeführt sein. Der Vorteil eines solchen Glases liegt in der einfacheren Bauweise, da auf mechanische Bauteile verzichtet werden kann und so Wasserdichtigkeit leichter zu erzielen ist. Der notwendige Mindestabstand zum Objekt ist mit circa 20 Metern bei Fixfokus-Gläsern etwas größer als bei solchen, die mechanisch fokussiert werden müssen. Des Weiteren ist die maximale Vergrößerung bauartbedingt beim Fixfokus geringer, was aber im nautischen Bereich zu vernachlässigen ist, da mehr als die siebenfache Vergrößerung selten benötigt wird und das Beobachten auf See eher erschwert.
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Weitere Qualitätsmerkmale von Ferngläsern sind die Vergütung der Linsen und Prismen sowie die Wahl des Glases. Beides hat großen Einfluss auf die Lichtdurchlässigkeit (Transmission), das Reflexionsverhalten und den Kontrast. Bei unvergüteten Linsen kommt es zu teils erheblichen Streuverlusten des Lichts innerhalb des Fernglases. Die Hersteller verwenden unterschiedliche Materialien, die sie auf die Linsen und Prismen des Fernglases aufdampfen, um dem entgegen zu wirken. Meist kommen bei der Vergütung Metalloxide oder -fluoride zum Einsatz, die auf die verschiedenen Wellenlängen des sichtbaren Lichts abgestimmt sind. Die sogenannte Transmission gibt die Lichtdurchlässigkeit an. Bei guten Gläsern tritt am Okular 90 Prozent und mehr des am Objektiv eingetretenen Lichts wieder aus.
(Bild: Kai Köckeritz)
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Ein gängiges Extra in Ferngläsern ist der integrierte Peilkompass: Ein kleiner analoger oder digitaler Kompass sitzt dabei oben auf dem Fernglas. Die Kompasspeilung wird durch eine Öffnung in den Prismen optisch nach unten geleitet und anschließend von einem Spiegel in den Lichtweg eingespiegelt. Nun kann der Betrachter beim Blick durch das Fernglas eine Peilung ablesen, was für die terrestrische Navigation eine Alternative zum herkömmlichen Peilkompass darstellt.
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Auch das Gewicht eines Fernglases nimmt Einfluss auf die Verwacklungsfreiheit. Da ein Glas an Bord nicht stundenlang um den Hals baumelt und den Träger womöglich noch erschlägt, ist ein hohes Gewicht kein Nachteil. Auf See liegen Ferngläser griffbereit im Schwalbennest oder hängen an der Steuersäule. Ein schweres Glas lässt sich gedämpfter bewegen – Schwenks sind ruhiger und Verwacklungen weniger ruckartig. Ein leichtes Glas springt schneller umher und ein leichtes Zittern der Hände verstärkt die Verwacklungen noch. Ein lichtstarkes Fernglas wiegt aufgrund der Komponenten und Bauweise immer mehr, als ein weniger lichtstarkes der gleichen Vergrößerung. Gläser mit einem 50 Millimeter Objektiv, einer Austrittspupille von sieben Millimetern und einer guten Lichtdurchlässigkeit (Transmission) der Gläser bieten auch in der Dämmerung noch ausreichend Sicht. Da die menschliche Pupille im Alter nur noch eine maximale Öffnung von fünf bis sechs Millimetern erreicht, erscheint die Austrittspupille am Glas zu groß, sodass die Lichtmenge nicht effektiv genutzt werden kann. Allerdings treten auch weniger Verschattungen an den Seitenbereichen auf.
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Noch ein Wort bezüglich der Wasserdichtigkeit von Ferngläsern: Die in den letzten Jahren immer weiter hinauf geschraubten Tiefenangaben für Ferngläser sind in der Praxis wenig hilfreich. Denn sollte ein Fernglas ohne Schwimmgurt über Bord gehen, versinkt es und kann in der Regel nicht wieder geborgen werden. Und niemand nimmt ein Fernglas zum Tauchen mit. Schwimmt das Fernglas mit Schwimmgurt an der Wasseroberfläche, gelangt es nicht tiefer als einen halben Meter. Eine Tiefe, die für die Wasserdichtigkeit von Ferngläsern ausreicht. Sollte ein Schwimmgurt nicht zum Zubehör gehören, lohnt sich die Investition. Regen- und Salzwasserduschen überstehen die Gläser allemal.
Ein fehlender Mitteltrieb erleichtert die Konstruktion eines wasserdichten Glases. Um ein Beschlagen zu verhindern, sind viele Gläser mit einem Gas (teilweise Stickstoff mit Überdruck) gefüllt, sodass das Gehäuse zu 100 Prozent dicht sein muss. Schwachstelle bei jedem undichten Glas ist der aufgesetzte Kompass, der bei höherem Wasserdruck undicht wird.
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Da der Augenabstand bei Menschen stark variiert, sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob die Nasenwurzel eingeklemmt wird. Drehaugenmuscheln können die effektive Einstellung behindern, während Stülpaugenmuscheln sich der Anatomie bis zu einem gewissen Grad anpassen können. Bei einem breiten Augenabstand können Verschattungen auftreten, wenn der Abstand der beiden Strahlengänge nicht groß genug ist.
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Das Sehfeld gibt die Strecke an, die in einer Entfernung von 1.000 Meter abgebildet wird. Bei Marinegläsern beträgt das Sehfeld zwischen 115 und 130 Metern. Je größer das Sehfeld, desto leichter fällt die Orientierung auf dem Wasser. Hersteller geben das Sehfeld in Grad oder in Relation auf 1.000 Metern an. Ein Grad entspricht auf 1.000 Metern circa 17,5 Meter.
Die Eintrittspupille beschreibt den Durchmesser der Öffnung des Objektivs. Je größer, desto mehr Licht wird eingefangen und gelangt durch die Austrittspupille an das Auge. Eine Austrittsöffnung von sieben Millimetern ist ideal, da die menschliche Pupille einen Durchmesser zwischen 1,5 und acht Millimetern erreicht.
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Die Transmission gibt in Prozent an, wie viel des verfügbaren Lichtes das Okular wieder verlässt. Glas reflektiert immer einen Teil des Lichtes, sodass die Lichtdurchlässigkeit beschnitten wird. Vergütete Linsen sollen eine Lichtreflexion verhindern. Rote Linsen filtern den roten Wellenlängenbereich, wie der Verlauf der Transmissionskurve rechts zeigt: Bei Dunkelheit sind rote Positionslichter oder Tonnen nicht mehr zu erkennen!
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Ein Fernglas produziert zwei Bilder, die das Gehirn zu einem zusammenfügen muss. Um ermüdungsfrei durch ein Glas blicken zu können, müssen die Strahlengänge parallel austreten. Entfernen sich beide Strahlen voneinander, ist es erträglich. Laufen sie aber aufeinander zu oder überschneiden sich, ist das Gehirn überfordert. Kopfschmerzen sind die Folge.
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Die Sehstärke des linken und rechten Auges des Menschen ist selten gleich. Um Sehfehler des Auges auszugleichen, besitzen Ferngläser eine Dioptrienverstellung. Bei Marinegläsern mit einem Fixfokus erfolgt der Dioptrienausgleich an beiden Okularen. Bei Ferngläsern mit einem kleinen Rad (Mitteltrieb) zum Scharfstellen, verfügt meist nur ein Okular über eine Einstellmöglichkeit, da der Mitteltrieb das Scharfstellen des anderen Auges übernimmt.
Dioptrien einstellen
Nutzer mit Brille müssen sich überlegen, ob sie das Glas mit oder ohne Brille nutzen möchten. Da es nicht ungefährlich ist, die Brille im Cockpit abzulegen, wird es auf See praktischer sein, das Fernglas mit Brille zu nutzen. Um das gesamte Sehfeld auch mit Brille einsehen zu können, sollte der Abstand zwischen Okularlinse und Augenpupille nicht zu groß sein. Bei ausgeklappten Augenmuscheln wird der Abstand mit Brille zu groß, und es treten Abschattungen auf – das Sehfeld wird kleiner. Bei eingeklappten oder eingedrehten Augenmuscheln verringert sich der Abstand zwischen Okular und Linse, sodass er wieder im optimalen Bereich liegt.
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