Die Binnen-Passage ist allerdings nur für Yachten geeignet, die einen moderaten Tiefgang haben und keine allzu hohen Aufbauten. Als grober Richtwert gilt: Mit Tiefgängen bis 1,40 Meter und Schiffshöhen von maximal 3,20 Meter inklusive gelegtem Mast lässt sich eine attraktive Route zusammenstellen. Das Streckennetz der europäischen Binnenwasserstraßen ist weit verzweigt und bietet diverse Optionen und Ausweichkanäle. In Frankreich muss eine Vignette für 300 gekauft werden.
Durchs Binnenland zu reisen bedeutet, aufs Segeln zu verzichten und permanent den Motor laufen zu haben. Entscheidet man sich daher für den Überführungstörn außen rum, kann für die ungeliebten Teilabschnitte oder die gesamte Strecke ein Profiskipper angeheuert werden. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn die Yacht für die Binnen-Passage zu groß ist. Über eines muss man sich allerdings im Klaren sein: Für Profi-Skipper und gegebenenfalls ein oder mehrere Helfer ist jeder Segeltag ein Arbeitstag, der bezahlt werden muss.
Seit mehr als 35 Jahren sorgt das Wiener Unternehmen Schoenicke Skipperteam dafür, dass Eigner ihre Yacht, die sie nicht selbst überführen wollen oder können, am gewünschten Zielort einsatzbereit vorfinden. Die Profis, die vermittelt werden, verfügen über entsprechende Qualifikationen wie die erforderlichen Führerscheine sowie jahrelange Erfahrung in diesen Revieren und übernehmen die Verantwortung für Schiff und Überführungs-Crew. Wird das Verholen ausschließlich von Profis erledigt, verläuft es in aller Regel zügig, weil wenig Pausen gemacht werden. Für die Strecke Kiel – Split kommen dennoch vier bis fünf Wochen zusammen.
Bei kurzen Törns werden die Reisekosten für den Skipper oder auch für zwei Personen extra berechnet, bei Überführungen ab vier Wochen sind sie meist inklusive. Das Skipperteam macht dann einen Festpreis und schließt mit dem Eigner einen Werkvertrag ab. Sollte eine Überführung wetterbedingt länger dauern, geht das zulasten des Unternehmens. Außerdem bekommt der Eigner eine Garantie, dass seine Yacht bis ans Ziel gebracht wird, selbst dann, wenn Skipper oder Crew verletzungs- oder krankheitsbedingt ausfallen. Das Skipperteam schickt einen neuen Skipper und neue Crew. Bei langen Strecken sind mindestens vier Crewmitglieder an Bord, also zwei Wachmannschaften, denn Einzelwachen bei gewerblicher Fahrt wären fahrlässig.
Möchte der Eigner beim Überführungstörn dabei sein, geht dieser normalerweise etwas entspannter vonstatten, daher wird dann auf Tagesbasis abgerechnet. So kann der Eigner bestimmen, ob er ‚Gas geben‘ oder es eher ruhig angehen will.
Pro Tag fallen Honorarkosten von rund 250 bis 300 Euro an. Das vom Skipperteam genannte Honorar ist vergleichbar mit Tagessätzen, die auch unabhängige Überführungsskipper aufrufen. Allgemein ist die Bezahlung aber Verhandlungssache. Die Voraussetzungen für alle Absprachen muss in jedem Fall sein, dass die Termine in geeignete Jahreszeiten fallen. Ein Schiff in der Hurrikanzeit über den Atlantik zu verholen, ist riskant und alles andere als seemännisch.
Am schnellsten ist die Überführung per Lkw. Unternehmen, die sich auf den Transport von Yachten spezialisiert haben, besitzen nicht nur die geeigneten Fahrzeuge und Transportgerüste, sondern auch das Know-how für fachgerechtes Verladen, Einholen von Genehmigungen und kennen transporttaugliche Routen. Außerdem sind sie gut vernetzt mit Partner-Firmen in ganz Europa – und darüber hinaus. Ohne diese Verbindungen würde manch eine Fahrt im Ausland gar nicht stattfinden können.
Bei drei Transportunternehmen haben wir mit einer fiktiven Yacht angefragt, was der Eigner im Vorfelde bedenken muss, wenn er sie per Lkw von der Ostsee ins Mittelmeer verholen lassen möchte und wie viel er für den Transport bezahlen muss.
Die Kontaktaufnahme war einfach, denn sowohl der Reher Yachtservice (www.reher-yachttransporte.de), als auch die Glogau Yachttransporte GmbH (www.yacht-transporte.com) und Yachttransporte Sleepy (www.sleepy.de) unterhalten informative Internet-Seiten mit Kontaktformularen.
Unser erdachtes Schiff hatte eine Länge von 13 Metern, eine Breite von vier Metern und ein Gewicht von neun Tonnen und sollte von Kiel nach Split in Kroatien verholt werden.
Für Überführungen per Lkw sind das gängige Maße. Bis zu 65, sogar 70 Fuß lange Yachten werden über die Straße gefahren. In Bezug auf die Breite lässt sich sagen, dass bei circa sechs Metern Schluss ist. Die Voraussetzung für den Transport derart langer und breiter Yachten ist eine geeignete Route. Nicht die Autobahnen oder Landstraßen stellen dabei das größte Problem dar, sondern die Zufahrten zu den Marinas, die gerade im Mittelmeerraum oftmals schmal und gewunden sind.
Je nach Fahrtgebiet kann auch die Gespann- und Fahrzeughöhe deutlich über den obligatorischen vier Metern liegen. Dann allerdings dürfen keine Brücken oder Tunnel im Wege sein. Alpentunnel sind der Grund, warum zum Beispiel Straßentransporte nach Kroatien auf eine Maximalhöhe von circa 4,50 Metern begrenzt sind.
Um die angefragten Transportkosten möglichst genau ausrechnen zu können, benötigen die Unternehmen zusätzlich zu den normalen technischen Daten das Maß für die Mastlänge, Informationen zu Besonderheiten wie Kimmkiel statt Flossenkiel und ein realistisches Zeitfenster, in dem die Überführung stattfinden soll. Wenn man weiß, dass für die Erteilung der erforderlichen Sondergenehmigungen (für Großraum- und Schwertransporte, gegebenenfalls unterstützt durch Begleitfahrzeuge der Polizei) mehrere Wochen ins Land ziehen können, wird man es entsprechend großzügig anlegen.
Die verbleibende Zeit lässt sich sehr gut nutzen, um die Yacht transportfähig zu machen, sprich alle losen Sachen an und unter Deck zu sichern. Torsten Glogau sagt dazu: „Wir transportieren sehr schonend mit luftgefederten Fahrzeugen, trotzdem sollten wie bei Seegang alle beweglichen Dinge verstaut werden.“ Außerdem können noch offene Fragen rund um den Transport geklärt werden. Sleepy beispielsweise empfiehlt den Abschluss einer ‚all risks‘-Extraversicherung, zusätzlich zur Kasko-Versicherung. Das Transportunternehmen selbst hat eine Versicherung, die für Schäden aufkommt, die der Frachtführer verursacht.
Eine wichtige Anmerkung zum ausgesuchten Zielhafen, die übrigens alle drei Firmen unanhängig voneinander machten, gab Anlass, über eine Alternative nachzudenken.
Wieland Reher formuliert es folgendermaßen: „Ganz wichtig zu erwähnen ist uns, dass die Transporte nach Slowenien erheblich billiger sind als nach Kroatien.“ Weil in Kroatien nur in Zusammenarbeit mit lizenzierten, kroatischen Firmen Genehmigungen eingeholt werden können, die zudem besonders teuer sind, und weil jeder zusätzliche Kilometer Kosten verursacht, sollte man lieber nach Koper in Slowenien fahren. Von dort aus kann man dann entspannt entlang der kroatischen Küste bis nach Split segeln.
Insider-Tipps wie diese sind es, die es lohnenswert machen, mit renommierten Transport-Unternehmen zusammenzuarbeiten.
Der Preisunterschied zwischen Koper und Split beträgt gut und gerne 4.000 Euro. Bis Split werden im Mittel 13.500 Euro (ohne eventuell anfallende Polizeibegleitung) aufgerufen, bis Koper entsprechend weniger. In der Regel handelt es sich um einen Festpreis. Darin enthalten sind die Begleitung mit den vorgeschriebenen und zugelassenen Begleitfahrzeugen. Sofern auf Teilstrecken, beispielsweise auf Landstraßen oder in Baustellenbereichen, Polizeibegleitung behördlich vorgeschieben ist, wird das vom Transporteur ebenfalls organisiert und zunächst verauslagt. Da diese Kosten bei der Kalkulation noch nicht feststehen, können sie auch nicht im Festpreis enthalten sein.
Die Fahrtzeit nach Slowenien oder weiter nach Kroatien beträgt drei bis vier Tage. Zwar können Schlechtwetter oder Behinderungen durch unangekündigte Baustellen die Fahrt verlängern, dennoch ist der Lkw-Transport von der Ostsee bis ins Mittelmeer die schnellste Überführungsart.
Ein wenig teurer als mit dem Lkw ist der Transport per Frachter. Für die Fahrt von Kiel, beziehungsweise Bremerhaven nach Split werden für unser fiktives Schiff zwischen 15.000 und 16.000 Euro berechnet, je nach Schifffahrtsgesellschaft und deren gängigen Fahrtrouten. Der höhere Preis im Vergleich zum Lkw-Transport relativiert sich, wenn man bedenkt, dass eine Yacht an Deck eines Frachters in den allermeisten Fällen mit stehendem Rigg transportiert werden kann. Mastlegen im Ausgangshafen und Maststellen im Zielhafen entfallen also, damit auch die Kosten für Krannutzung und Servicekräfte. Und: Nach dem Löschen ist das Schiff sofort wieder einsatzbereit.
Der Marktführer in dieser Branche ist das holländische Unternehmen Sevenstar Yacht Transport (www.sevenstar-yacht-transport.com). Als Tochterfirma der Reederei Spliethoff, die über eine eigene Flotte moderner Frachter mit Cargo-Kränen verfügt, kann Sevenstar flexibel operieren und viele verschiedene Häfen in relativ kurzen Zeitintervallen anlaufen. Zwischen Kiel und Split beispielsweise findet alle zwei Monate eine Fahrt statt, die etwa zehn Tage dauert.
Im oben genannten Preis enthalten ist ein Rundum-Service, der sowohl das Transportgestell einschließt, als auch die Beaufsichtigung des Verladeprozesses durch einen erfahrenen Supervisor.
Gern darf der Eigner aber beim Verladen wie beim Löschen dabei sein. Die Import- und Export-Verzollung muss er ohnehin selbst übernehmen (wobei er allerdings Hilfe bekommt).
Ein gutes Renommee hat auch die Global Boat Shipping GmbH & Co KG (www.gbs-yachttransport.com) mit Sitz in Leer.
Von Bremerhaven aus bietet sie, ähnlich wie ein Bus-Unternehmen, monatliche Abfahrten an, darunter zu den Mittelmeer-Destinationen Palma, Nizza, Malta, Korfu, Istanbul und auch Split.
Da 13-Meter-Yachten für einen Frachter-Transport generell eher klein sind, muss unser fiktives Segelschiff von Kiel nach Bremerhaven verholt werden, denn nur deutlich größere Yachten oder mehrere auf einmal werden von GBS aus der Ostsee abgeholt.
Falls der Eigner keine Zeit hat, sein Schiff nach Bremerhaven zu überführen, kann er auf einen erfahrenen Skipper zurückgreifen, den die Transport-Gesellschaft engagiert, sofern gewünscht. Eine Leistung, die allerdings separat berechnet wird. Als weiteres Extra wird der Abschluss einer Transportversicherung empfohlen, obwohl die Schadensquote gering ist, wie beide Schifffahrts-Unternehmen beteuern. Anders als beim Straßen-Transport sind keine Verkehrsschilder im Weg und auch keine Baustellenzäune, an denen sich überbreite Rümpfe verfangen können. Womit klar ist: Wenn die Yachten für den Straßen-Transport zu groß sind, spielt der Frachter seine wirkliche Stärke aus.