50 Jahre Lauwersmeer:

Vom Wattenmeer zum Süßwassersee

In diesem Jahr ist es genau 50 Jahre her, dass aus dem Meeresarm Lauwerszee mit Ebbe und Flut ein Süßwassersee wurde. Ein Jubiläum, das mit diversen Feierlichkeiten und Aktivitäten rund um das Lauwersmeer entsprechend gefeiert wird.

von Ingrid Bachmann

Am 23. Mai 1969 wurde in Anwesenheit der damaligen
niederländischen Königin Juliana die Lauwerszee vom Wattenmeer getrennt.
Seitdem haben die 2000 Hektar Wasserfläche und die einst trockenfallenden Gebiete
von 6700 Hektar eine neue Bestimmung als Naturschutz-, Militär-, Freizeit- und
Landwirtschaftsgebiet. Seit 2003 hat das Lauwersmeer den offiziellen Status als
Nationalpark.

Um den Wasserstand im Lauwersmeer zu regulieren und das Umland vor
Überschwemmungen zu schützen, mussten Spülschleusen mit Hubtoren gebaut werden.
Denn bis zur Eindeichung des Lauwersmeers war die Tide über die beiden Seearme
Dokkumer Grootdiep und Reitdiep noch bis in die Städte Dokkum und Groningen zu
spüren. Obwohl beide im 16. und 17. Jahrhundert zu den wichtigsten Hafenstädten
im Norden der Niederlande zählten, hatten sie längst schon ihren Rang
eingebüßt. Für die Berufsschifffahrt waren sie einfach zu umständlich zu
erreichen.

Seit 1969 ist das Lauwersmeer über die Schleuse von Lauwersoog zu erreichen.
Foto: https//beeldbank.rws.nl, Rijkswaterstaat

Dafür entdeckte im 20. Jahrhundert die Sportschifffahrt die Region
für sich. Von der friesischen Seenplatte aus war und ist das Lauwersmeer über
Kanäle bequem anzufahren. Auch führt die Stehende-Mast-Route zwischen Friesland
und Delfzijl  über den südlichen Teil des
Lauwersmeers. Vom Wattenmeer gelangt man durch die Robbengatschleuse in
Lauwersoog in das Lauwersmeer. Yachthäfen befinden sich in den Orten Lauwersoog,
Oostmahorn, Dokkumer Nieuwe Zijlen und Zoutkamp. Auch an den für den
Wassersport freigegebenen Inseln Nieuw Robbengat, Senneroog im Dokkumer Diep
darf angelegt werden. Zuständig für die Anlegestellen und die im Lauwersmeer
ausgelegten Ankerbojen ist der Verein De Marrekrite.

Zentrum der Fischerei

Kranke und von ihren Müttern verlassene Seehunde werden in Pieterburen gepflegt oder aufgezogen  und wieder in die Freiheit entlassen. Foto: NBTC

Der kleine Ort Lauwersoog gilt als Zentrum der Fischerei. Den
Fischereihafen laufen Fangschiffe aus den Niederlanden, Deutschland, England
und Dänemark an. Nicht weit vom Hafen entfernt befindet sich das
Informationszentrum Expo Zee mit einer umfangreichen Darstellung der
Einpolderung des Lauwersmeers. Nicht weit von Lauwersoog entfernt befindet sich
die Seehundauffangstation Pieterburen. Hier werden kranke und von ihren Müttern
verlassene Seehunde gepflegt der  aufgezogen
und später wieder in die Freiheit entlassen.

In Oostmahorn legten früher die Fähren nach Schiemonnikoog ab. An
diese Zeit erinnert noch der kleine Leuchtturm, an dem auch das legendäre
Rettungsboot Insulinde lag. Gesteuert wurde es von den Vormännern Mees und
Klaas Toxopeus, die für viele spektakuläre Rettungsaktionen berühmt sind.

An den südwestlichen Ausläufern des Lauwersmeeers liegt 13
Kilometer von Lauwersoog entfernt der Ort Dokkumer Nieuwe Zijlen. Mit der hier
im Jahr 1729 errichteten Schleuse schloss man Dokkum von der Nordsee ab. Heute
bestimmen Wassersportler das Bild des ehemaligen Seehafens. Anlegen können
Bootstouristen im Dokkumer Diep und an der Innenseite der alten Schleuse.

600 Jahre Zoutkamp

Erstmals erwähnt wurde Zoutkamp, das in diesem Jahr sein
600jähriges Bestehen feiern kann, anno 
1418. Der Name lässt auf eine mögliche Salzgewinnung außerhalb des
Deichs schließen. An strategisch wichtiger Stelle, der Mündung des Reitdieps in
die Lauwerszee gelegen, wurde der Ort zum Schutz gegen feindliche Angriffe
festungsgleich gesichert. Um Eroberungsversuche abzuwehren, blieb Zoutkamp
viele Jahrhunderte hindurch Militärstützpunkt.

Die Bevölkerung lebte von der Fischerei und der Fährverbindung
über das Reitdiep und später zur Wattenmeerinsel Schiermonnikoog.

Als Haupteinnahmequelle galt bis 1969 die eigene Fischereiflotte
mit gut 20 Schiffen. Mit der Eindeichung des Lauwersmeers zog die Flotte nach
Lauwersoog. Auch die Fährstelle nach Schiermonnikoog wechselte hierhin. Für
eine maritime Atmosphäre in Zoutkamp sorgt heute die Braune Flotte der
Traditionssegler, die mit zahlenden Gästen zu Segeltörns auf dem Wattenmeer
startet. Liegeplätze für die Sportschifffahrt gibt es im Yachthafen Hunzegat am
Zoutkamperril nordwestlich des Ortes, im Reitdiep im Hafen der Campinganlage
oder im Binnenhafen in unmittelbarer Nähe des Ortskerns.

Garnelen-Fest feiern

Am 11. Mai 2019 wird im Hafen von Lauwersoog zusammen mit dem
Rettungsboot-Tag der Königlich Niederländischen Rettungsgesellschaft (KNRM) der
„Tag der Garnele“ begangen. Im Hafen sind Fisch- und Garnelenkutter zu
betrachten. Rund um die Fischauktionshalle werden Vorführungen alter Handwerke
geboten. Dazu laden Probierstände zur Verkostung von Garnelen-, Muschel- und
Fischspezialitäten ein. Mit den Rettungsbooten der KNRM können Besucher zu
einer flotten Fahrt auf das Lauwersmeer starten.

Flaggentag in Zoutkamp

Traditionsgemäß ist Pfingsten (9. – 10. Juni 2019) in Zoutkamp dem
„Vlaggetjesdag“ (Flaggenfest) und den Garnelen gewidmet. Dann finden sich rund
25 bunt beflaggte Garnelenkutter zur 60. Auflage der Veranstaltung im Hafen
ein. Dieses farbenfrohe Fischereifest wird bereits seit dem 16. Jahrhundert
gefeiert. Höhepunkt ist dabei die Wahl der Garnelenkönigin.