Test Buster Super Magnum: Großes Kaliber
Mit dem neuen „Super Magnum“ schlägt Buster gleich zwei Fliegen mit Klappe. Damit ersetzt die Werft nicht nur das bereits im Jahre 2013 präsentierte, seinerzeit aufsehenerregende Vorgängermodell, sondern in einem Aufwasch auch den Typ „Magnum M5“. Bei der Überarbeitung der Neuauflage dieser Erfolgsmodelle, haben sich die Buster-Ingenieure mächtig ins Zeug gelegt. Das betrifft zum einen das komplette Interieur-Design, aber auch der ohnehin äußerst hoch angesiedelte Level des völlig außer Frage stehenden Faktors Sicherheit, erfuhr durch konstruktive Veränderungen ein gerüttelt Maß an Aufwertung. Primär als entscheidende Neuerungen dabei die Verlängerung des Rumpfes um einen halben Meter auf stolze 7,70.
Design, Konzept, Verarbeitung
Ein oder eine Buster zu fahren, das ist nicht unbedingt jedermanns Sache, so die ehemals unverblümte Aussage des Chronisten in einem Testreport „aus grauer Vorzeit“, zu der er auch heute noch steht, bezogen auf das seinerzeitigen Erscheinungsbild. Sie präsentierten sich – vorsichtig artikuliert – doch als ziemlich maskuline Spielgeräte. Von der glitzernden Schickimicki-Szene zuweilen blasiert und herablassend betrachtet, aus der Perspektive des weiblichen Blickwinkels mit einem ganz klaren „na ja . . .“ bewertet. Nicht zu verwechseln mit etwa unansehnlich oder gar hässlich. Nein, der „First Lady“ fehlte halt einfach nur ein wenig der feminine Charme.
Doch diese Entwicklungsstadien sind längst ein Fall für die Geschichtsbücher. In jüngster Zeit, wahrscheinlich auch ein gutes Stück positiv beeinflusst durch die seit Januar 2016 gewechselten Eigentumsverhältnisse zu „Yamaha Motor Europe“, hat sich dabei sehr viel geändert. Heute kommt eine Buster Magnum neuzeitlich gestylt daher, klar gegliedert, ausgerichtet nach innenarchitektonischen Gesetzmäßigkeiten, so dass es eine wahre Freude ist, jeden Winkel, jedes Staufach und jedes Luk zu inspizieren. Allein der Anblick der Polsterverarbeitung, die feinen und dennoch robusten Nähte, die aufwändig gearbeiteten Sitze auf stoßabsorbierender Unterbau-Mechanik montiert, geschmackvolle, dezente Farbabstimmung der teilweise in GfK gefertigten Innenschale, harmoniert hervorragend mit dem Gesamterscheinungsbild. Zwar dominiert immer noch der Werkstoff Aluminium soweit das Auge reicht, dennoch alles viel eleganter und sensibler aufeinander abgestimmt, als „anno Tobak“.
Wie bei den meisten Wettbewerbern, auch hier das Vorschiff als abgegrenzter, separater Sitzbereich konzipiert. Backbords und in der Bugspitze Stauraum und Sitzpolster, steuerbords als Einstiegshilfe ein fest montierter Tritt, vorne mittig der traditionelle Ankerkasten, sich die Festmacherfunktionen teilend mit seinem Gegenpart achtern an Bb., dort allerdings E-Winsch unterstützt. Tür und Windschild ebenfalls üblichem Genre folgend, zweigeteilt in Ober- und Unterhaus, sehr stabil, den bequem zu durchschreitenden Mittelgang ins Achterschiff winddicht verschließend, flankiert von Steuerstand- und Beifahrer-Konsolen. Diese wiederum im Zusammenspiel mit den gefederten Schalensitzen, das absolute Highlight und Hingucker an Bord. Allein beim Anblick der Scheren-Stoßdämpfer-Konstellation wird der Wunsch geweckt, einmal so richtig übel in ein Wellenloch zu fallen, um deren absorbierende Funktion an die Grenzen ihrer Funktionalität zu treiben.
Schlicht und schon fast spartanisch präsentiert sich das Dashboard des Steuerstandes, dominiert von dem bereits erwähntem, seit 2017 serienmäßig installierten, sogenannten „Buster Q“-Flatscreen, eigens entwickelt für die anspruchsvolleren Buster-Exponate. Diese fest installierten „Multifunktioner“ haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Sie präsentieren sich nicht nur als herkömmliche Kartenplotter und/oder Display-Infolieferanten, sie bieten all das, was IT-Freaks in Rauschzustände versetzt. Vergessen werden kann das Bordhandbuch samt Bedienungsanleitungen, der „Q“ hat’s auf dem Schirm, Schulungs- und Sicherheitsfunktionen, der „Q“ weiß Bescheid, Ihre Lieblingssongs auf dem Smartphone, Radio oder mobile Apps, der „Q“ kommt damit klar. Wetterinfos, Kartenausschnitte, WiFi, Lehrvideos zu Seemannsknoten, Bootshandling, Hafenmanöver und Sicherheit , der „Q“ bringt alles dort hin, wo’s gebraucht wird, nämlich aufs Wasser. Dass der „Q“ auch über Motordrehzahlen, Geschwindigkeit, Spritverbrauch, Öldruck und Kühlwassertemperatur etc. informiert, sei nur am Rande erwähnt . . . und das sogar für den Co-Piloten. Doch der muss sich mit einem kleineren Display begnügen.
Und was gibt‘s sonst noch Erwähnenswertes? Da wäre der Stick für die Trimmklappen-Ansteuerung, beidseitige Fußstützen, die ergonomisch installierte Einhebelschaltung, Cupholder, elegante Drucktaster für diverse Bordfunktionen samt Sicherungen, das vertikal verstellbare, griffig im Lederlook überzogene Ruder, Lautsprecherboxen, die offshorefunktionalen Schalensitze mit extrem hohen Rücken- und Nackenlehnen. Achtern das Verdeck, verstaut hinter der Sitzbanklehne, darunter bequem zu erreichen die Batterien, Spritfilter, Hauptschalter und Handlenzpumpe. Sauber verbolzt der 350er Yamaha V8 am Spiegel, eingerahmt vom Wasserskizugbügel, aufgeräumt die Motorwanne mit den Versorgungsleitungen im Riffelschlauch, flankiert von Staukästen mit darunterliegendem Kraftstoffeinfüllstutzen an Stb.
Im Standardlieferumfang unter anderem enthalten: Hydraulisches Ruder, gehärtete Windschutzscheibe, Scheibenwischer, Entertainment-Paket, Kissenset, Trimmklappen, Aluboden, Feuerlöscher und Wegfahrsperre. Optional zu ordern: Ankerwinde achtern, Bugschraube, Kühlschrank, X-Craft-Sitze, Heizung, div. Persennings, Sonnenliege und Tisch.
Fahreigenschaften
Hinter dem Kürzel „AHT-Rumpf“ verbirgt sich schlicht und einfach die Bezeichnung „Aluminium-Hull-Technologie“. Was auch sonst?! Viel wichtiger hingegen ist, was wirklich drinsteckt, nämlich die Erfahrung von mehr als 60 Jahren. Wer über diesen langen Zeitraum Rümpfe baut, der sollte es eigentlich können. Allein die empfohlene Motorisierung lässt auf hohes Vertrauen ins Produkt schließen, liegt die Untergrenze immerhin noch bei stattlichen 250 PS, der Testproband war allerdings mit einem 350er V-8 Yamaha bestückt.
Schon bei zügiger Revierfahrt von knapp 12 km/h und 1.500 U/min wird unterschwellig der Drang deutlich, dieses Boot will mehr. Na, dann los. Den V-8 komplett runtergetrimmt, Hebel abrupt in Fahrtrichtung geschoben, rund 2,5 Tonnen Testgewicht springen förmlich aus dem Wasser. Nach zwei bis drei Sekunden ist Gleiten angesagt. Dabei steigt der Bug nur minimal, Sicht voraus stets ungehindert. Die Gaszufuhr reduziert auf 2.500 U/min, 26 km/h, grenzwertiges Gleiten, auf Dauer nervig. 1.000 U/min draufgepackt, zügige Marschfahrt, 56 km/h (30 kn), passt. Auf einen Kilometer ziehen sich dabei die acht Zylinder 0,80 Liter Sprit rein, auch das völlig normal, angesichts der Power. Tipp an Phlegmatiker: Diese Fahrstufe als Norm geistig abspeichern, einfach stehen lassen, sich um nix kümmern und durch, egal, was auch kommt. Der Super Magnum-Rumpf erledigt den Rest, kompensiert so gut wie jeden Fahrfehler.
Doch damit ist längst nicht die Spitze der Fahnenstange erreicht. Den Motortrimm gefühlvoll bis kurz vor die Kavitationsmarke hochgezogen, der Rumpf beginnt leicht zu tänzeln, zuweilen titscht nur noch dessen letztes Viertel von Wellenkamm zu Wellenkamm, das Display signalisiert 5.500 U/min, 98 km/h (53 kn) – einfach geil! Gefühl von Unsicherheit? Keine Spur. Weich und satt das Wiedereinsetzen nach dem Sprung, sauber die Gischt zur Seite wegdrückend, absolut trockener Lauf. Okay, bei dieser Speed das Ruder in Slalom-Manier hin und her zu reißen wäre wohl nicht so angesagt, der Rumpf hätte damit sicherlich kein Problem, Zweifel hingegen auf Seiten der Crew nicht ganz unberechtigt.
Mein Fazit:
Konstruktion/Design | Buster Boats |
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Herstellerland | Finnland |
Motorisierung Test KW (PS): | Yamaha F 350, 257 kw (350 PS) |
Antriebsart | Außenborder |
Preis Standard/Testschiff: | 53511,- (ohne Mot) / 92456,-€ |
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7,70m
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2,50m
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0,54 / 0,85m
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ca. 1,55m
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184-257KW / 250-350PS
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Aluminium
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400l
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1396 (leer)kg
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C
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