Test Rhea Open 27 mit Yamaha F 250

Rhea – den historischen Namen der Ile de Ré vor La Rochelle an der französischen Atlantikküste haben in Deutschland noch nicht viele in Verbindung mit einer Werft und Bootsmarke auf dem Zettel. Diejenigen, die die Marke kennen, schwören auf die seetüchtigen Trawler, die sich als verlässlichen Begleiter der Petrijünger oder als bocksolide Reisegefährte einen Namen gemacht haben. Dass die Werft auch eine sportliche Linie im Programm hat, ist dagegen selbst bei Kennern hierzulande fast unbekannt.

Guillaume ist der Testfahrer der Werft, dem es obliegt, die Boote der Rhea-Marine vor ihrer Auslieferung auf Herz und Nieren zu überprüfen. Vorab gesagt: Das Boot das Guillaumes Fahrkünste ohne Bruch überstanden hat, kann ruhigen Gewissens ausgeliefert werden – Boote die es nicht überstehen sind nicht von Rhea-Marine. So einfach ist das. Brutal reißt der kleine Franzose bei 35 Knoten das Steuer herum und winkelt die Joubert-Nivelt Konstruktion quasi rechtwinklig ab. Die Rhea reagiert völlig unbeeindruckt und orgelt mit sattem Druck ums Eck, ohne auch nur ansatzweise Anstalten zu machen einzuhaken oder auszubrechen. Luft ziehen, Kavitation? Keine Spur davon. 40 Knoten maximal sind mit dem Yamaha Powerpack am Spiegel drin und der Chronist zieht den nicht vorhandenen Hut vor den Fahrkünsten des „Bootsmaltriteurs“. Mit „entspannten“ 30 Knoten Cruising-Speed geht’s über die ca. 50 cm hohe Kabbelwelle in der Bucht vor La Rochelle und außer einer leichten Gesäßmassage, an der nach vorne stark abgerundeten Sitzbank des Fahrstandes passiert nichts weiter. Auch nach ein paar Tiefflügen durch die Heckwellen der mitlaufenden Rhea Trawler, setzt die Open 27 lässig ein und gibt sich keine Blöße. Dabei liegt das Boot agil, aber auch stabil auf dem Ruder und verzeiht auch in grobem Geläuf kleinere Fahrfehler. Verarbeitungsseitg gibt’s ebenfalls nichts zu maulen. Die Bauqualität ist grundsolide, die GFK-Arbeiten der in Polen gefertigten Rumpf-Schale sind sauber und stabil ausgeführt. Die Ausstattung ist funktional ohne Firlefanz und Glitzerkram. Ausklappbare Bänke in der Plicht und bequeme Sitzbänke vorne und achtern, sogar eine kleine Schlupfkajüte unter der Centerkonsole und dem Vordeck bietet eine rudimentäre Übernachtungsmöglichkeit für zwei Personen. Nicht fehlen darf natürlich der Wasserskizugmast. Gut gefallen kann der umlaufende, stabile Handlauf oberhalb der Scheiben des Fahrstandes und im vorderen Bereich auf der mit Flexiteak belegten Schanz. 

Das 250 PS starke Yamaha V 6-Aggregat am Spiegel repräsentiert den technisch aktuellen Stand des Außenbordmotorenbaus und passt auch hinsichtlich der Standfestigkeit und der Solidität zum kernigen Franzosen.  Ein leichter, moderner DOHC-Motor mit 24 Ventilen, sowie elektronische Kraftstoffeinspritzung und der variablen Nockenwellensteuerung sorgt für hohe Laufruhe und saubere Leistung. 4,2 Liter Hubraum – entsprechend ist der Antritt der Rhea/Yamaha Kombination sportlich forsch und druckvoll. Die elektronische Gang- und „Drive-by-wire“-Drosselklappensteuerung sorgt nichtsdestotrotz dafür, dass Sie dieses Kraftpaket extrem sanft und präzise gesteuert werden kann. Erfreulich die akustische Zurückhaltung des Triebwerks, selbst bei höherer Drehzahl.

Mein Fazit:

Die Rhea Open 27 begeistert mit dem Charme eines leistungsstarken Rallyefahrzeuges, ohne dabei ihren französischen Stil zu vergessen. Mit ihrer sportlichen, aber sicheren Fahrweise empfiehlt sie sich gleichermaßen für Einsteiger und Familien als auch für all jene bei denen es auch mal etwas rauer zugehen darf. In der Welle zeigt sie echte Nehmerqualitäten. Die Bauqualität ist über jeden Zweifel erhaben.
Christian Schneider
Rhea Marine 27 Open
Konstruktion/DesignBertrand Danglade / Joubert-Nivelle
HerstellerlandFrankreich
Motorisierung Test KW (PS):Yamaha F 250 - 184 (250)
AntriebsartAußenborder
  • 7,50m
  • 2,80m
  • 0,40m
  • max. 220KW / 300PS
  • GFK
  • 250l
  • 1,4kg
  • C/D
  • 10/10
  • 1
  • 2