Bootsvereine existenzgefährdet:

Donau: Masterplan adé?

Was sich seit den letzten zwei Jahren abzeichnete, scheint nun Realität zu werden. Die Vereine im Donau-Schutzhafen Deggendorf müssen ihren Standort verlassen, da die angedachte Lösung wohl auf Jahre hinaus nicht realisiert werden wird. Dies könnte nicht nur das Ende traditionsreicher Motorbootvereine bedeuten, sondern auch das Ende der Donau als durchgängig nutzbares Revier für Sportbootfahrer.

Der Deutsche Motoryachtverband (DMYV) und der Bayerische Motoryachtverband (BMYV) sind angesichts der Entwicklungen der Situation für die Freizeitschifffahrt alarmiert und haben das Thema weit oben auf ihrer Agenda. Ausgelöst wurde die Problemkette lt. BMYV durch die Ankündigung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, den Schutzhafen in Deggendorf zeitnah sanieren zu müssen. Hierfür seien die Deggendorfer Mitgliedsvereine des Bayerischen Motoryachtverbandes (BMYV) gezwungen, ihre Standorte aufzugeben.
Gleichzeitig wurden Gespräche mit der Stadt Deggendorf geführt, inwieweit ein Ersatzstandort für die Clubs geschaffen werden kann. Die Stadt kündigte daraufhin an, einen Sportboothafen bauen zu wollen. Einen ersten Entwurf gibt es zwar, aber die Planungen sind erstmal zurückgestellt. Damit stehen die Clubs ohne Ersatzstandort da und es besteht die hohe Gefahr einer Auflösung der Vereine.

Neben dem Insolvenzrisiko für die Vereine würden gleichzeitig 80-100 Liegeplätze an der Donau ersatzlos entfallen. Die Konsequenzen für die Freizeitschifffahrt auf der Donau wären dramatisch. Mit Wegfall des Standortes Deggendorf würde sich die ohnehin schon kritische Distanz auf der Donau ohne Infrastruktur für die Sportschifffahrt nach Angaben des BMYV von 90 Kilometer auf über 140 Kilometer vergrößern, da der Sportboothafen Hofkirchen über keine ausreichende Kapazität für die Flusswanderer verfügt. Verstärkt wird das Problem zusätzlich wohl auch dadurch, dass auch Vilshofen nur begrenzte Gastliegekapazitäten besitzt.

Steht die Freizeitsschifffahrt auf der deutschen Donau vor dem Aus? Vereine und Verbände kämpfen um Standorte und Infrastrukturen (Symbolbild/ Copyright: 2018 DoWhatCant/Shutterstock)

Insbesondere für Verdränger, die den überwiegenden Teil der internationalen Gäste auf der Fahrt zum schwarzen Meer oder auch nach Wien, Bratislava oder Budapest darstellen, wäre somit die Fahrt auf der Donau aus Gründen der Sicherheit nicht zu verantworten, so der BMYV. Eine Aufassung, die Berichten zufolge wohl auch von der Wasserschutzpolizei geteilt wird.

Derzeit werden vom Bayerischen Motoryachtverband weitere Gespräche initiiert, um doch noch Lösungen zu finden. Da auch der Standort der Vereine in Regensburg nach 60 Jahren durch Anstrengungen des Wasserwirtschaftsamtes gefährdet sei, kommt ein weiteres Risiko für die Donau hinzu. Auch hier finden aktuell Gespräche statt.

Für die zuständigen Behörden und Verwaltungen ist die Situation allerdings durchaus pikant: Diese aktuellen Planungsprobleme stehen im direkten Gegensatz zu den Zielen des Masterplans Freizeitschifffahrt, der erst im vergangenen Jahr vom Bundesverkehrsministerium verabschiedet wurde. Darin heißt es: „Das BMVI will Mobilität auf und an den Bundeswasserstraßen für Freizeitverkehre nutzungsorientiert verbessern. Dabei steht die Verlässlichkeit der Wasserstraßeninfrastruktur für die Nutzerinnen und Nutzer im Vordergrund.“

Diese angestrebte Verlässlichkeit stünde nun an der Donau als länderverbindendes Gewässer auf der Kippe. Aufgrund dieser überregionalen und sogar internationalen Dimension steht der Deutsche Motoryachtverband vor der Verpflichtung, mit den entsprechenden Gremien nach Lösungen für diese wichtige europäische Wasserstraße zu suchen. Entsprechende Gespräche mit dem Ministerium und der GDWS werden derzeit vorbereitet.

BMYV-Präsident Klaus Michael Weber möchte die Beteiligten zur Erarbeitung von Lösungen an einen Tisch bringen. (Foto: V. Göbner)

Um die Situation in Deggendorf schnellstmöglich zu einer guten Lösung zu bringen, hat der Präsident des BMYV und Vorsitzende des Verbandsrats des DMYV, Klaus Michael Weber, die Verantwortlichen der Stadt, die Vereine sowie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen. Er folgt damit den Empfehlungen des Masterplans Freizeitschifffahrt, in dem regionale Kooperationen mit den jeweiligen Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern mit aktiver Rolle gewünscht sind.

Um, wie es im Masterplan Freizeitschifffahrt heißt, die „wirtschaftliche Bedeutung sowie die Erholungsfunktion“ der Donau zu stärken, ist das unbedingte Ziel des Bayerischen Motoryachtverbandes und des Deutschen Motoryachtverbandes eine ausreichende Infrastruktur für die örtlichen Vereine sowie die Wanderfahrer in Deggendorf und Regensburg aufrecht zu erhalten.

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